Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
erst weit draußen liegen würde. Selbst hier war kein Gipfel zu erkennen. Er glaubte nicht daran, dass der Fels ein plötzliches Ende finden würde.
„Wir werden wohl ein Boot finden müssen.“
„Ein Boot?!“ Die Männer schnappten nach Luft. „Sieh dir die Wucht der Wellen an. Dabei haben wir heute ruhiges Wetter. Wir werden kaum dagegen ankommen können.“
„Wenn wir es nicht versuchen, schaffen wir es auch nicht.“
„Über die Berge?“ Soh’Hmil durchforschte die vor ihm liegenden Höhen. „Das Gebirge erinnert sich vielleicht an dich.“
„Der Drachenpfad wird für mich offen sein. Weiter nichts.“
„Dann sollten wir schauen, wie weit wir an Land unserem Ziel näher kommen.“ Der Heerführer nahm den Weg wieder auf und lenkte schnell seinen Schritt hügelabwärts, zum Ende der Bucht. Direkt am weitläufigen Ufer hielt er abermals inne.
„Führt der Pfad in die richtige Richtung?“, fragte Therani, als er endlich bei dem Freund eintraf.
„Mit ein wenig Kletterei sollten wir ein Stück weiterkommen.“ Er wies mit der Hand in den Nordwesten. „Bleibt die Frage, ob uns das hilft. Möglicherweise kommen wir Agondhar erst einmal näher. Was aber, wenn der Weg später versperrt ist?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir entlang der Berge auf eine Siedlung, geschweige denn auf ein Boot stoßen. Sollten wir nicht südwärts ziehen und uns dort nach einem Schiff umsehen, das uns in den Norden bringt?“
„Was ist los Nerair, Angst nass zu werden?“
„Das nicht. Aber es ist bequemer an Bord eines großen Schiffes zu reisen“, grinste er die junge Frau an. Er war, wie die anderen, ein guter Schwimmer. Aber wie lange die Gruppe der Kraft von Meer und Kälte widerstehen konnte, wann sie auf erhofftes Land stießen, das waren alles unbeantwortete Fragen.
„Es ist aber auch gefährlicher. Wir wissen nicht, wie die hiesigen Völker auf uns reagieren. Ich würde gern unentdeckt bleiben. Zudem zeigten mir die Träume diesen Weg.“
„Welchen? Den über weiche warme Strände? Dann bin ich sofort dabei. Aber entlang dieser scharfkantigen und glitschigen Klippen? Hm, ich kann mir Besseres vorstellen.“
Thelan hatte bisher den Worten gelauscht und sich der Betrachtung des Meeres hingegeben. Dann fiel im etwas ein.
„Was wird aus den Pferden? Wir können sie unmöglich mitnehmen, weder über den Fels noch in einem Boot.“
„Das ist richtig.“ Lewyn konnte gut auf die Tiere der jungen Männer verzichten. Die waren ersetzbar. Aber die Söhne des Windes wollte und konnte sie nicht zurücklassen. Ihr Blick blieb an Yar’nael und dem Sonnenamulett hängen.
„Wirst du dafür schon stark genug sein? Selbst wenn, es wird dich vermutlich verraten.“ Let’wedens erster Krieger hatte ihre Gedanken, wie schon so oft, erraten können.
„Ich will es versuchen. Wir werden froh sein, wenn uns die Tiere in Agondhar zur Verfügung stehen.“
„Der Feind!“ Der Krieger war nicht einverstanden. Die letzten Tage war die Gruppe unbehelligt geblieben. Von ihm aus konnte das auch so bleiben. Allerdings wusste er gleichzeitig, dass die Gefährten sicher noch auf die Schnelligkeit der Tiere angewiesen sein würden.
„Was soll ich tun, Soh’Hmil? Du weißt, wie wichtig sie sind.“ Eine Zeit lang herrschte Ruhe. Aber bald setzte sich Asnarins Enkelin in Bewegung. „Bleibt einen Moment.“ Eine Weile lief sie am Ufer entlang, dann war sie zwischen den Felsen verschwunden. Die Männer schüttelten den Kopf. Was, wenn dort ein Feind wartete? Doch rasch kam sie zurück. „Worauf wartet ihr?“, fragte sie im Stillen. Die Gefährten folgten flink.
„Was ist, was hast du gefunden?“
„Einen verborgenen Pfad, den selbst die Pferde nehmen können.“ Alle atmeten durch und hofften darauf, dass dieser Weg bis an ihr Ziel gut zu beschreiten war.
Die nächsten Tage gestalteten sich recht freundlich, nicht nur des Wetters wegen. Die Reisenden kamen gut voran und hatten weiterhin vor Angriffen Ruhe. Aber das Schicksal hatte ihnen einen üblen Streich gespielt. Das Meer versperrte im Süden den Weg und auf der anderen Seite wuchs das Gebirge weit in den Himmel. Bisher hatte ein schmales Band die kleine Gruppe in Richtung Sonnenuntergang durch den Fels geführt. Das war nun vorbei. Wollte der Trupp nicht auf die Pferde verzichten, mussten sie umkehren und einen anderen Pfad finden.
„Was tun wir?“ Die Männer lehnten sich gegen den Fels und verschnauften ein wenig. Neugierig waren die Augen auf
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