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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Econcept, Prognos, Studie »Die vergessenen Milliarden«, 1996. 2 WWF und Deutsche Bahn AG, Studie »Kilometerbilanz-Personenverkehr«, 1994.
      

»Die Datenautobahn erspart Verkehr«
      
    Durch Bildschirmarbeit zu Hause entfällt der Weg zur Arbeit, und es kann Verkehr eingespart werden - so die zunächst einleuchtende Argumentation. In der Realität fallen die Einsparungen aber sehr viel geringer aus als vielfach vermutet. Das Freiburger Öko-Institut kam in seiner Studie »Umweltschutz im Cyberspace« zu ernüchternden Ergebnissen. 1 Die Angst davor, aus dem Beziehungsgeflecht der Firma herauszufallen, führt vielfach dazu, daß Mitarbeiter dennoch häufig den Weg ins Büro suchen. Im Schnitt arbeiten Telearbeiter nur etwa sieben Tage pro Monat zu Hause. Beim Computerriesen IBM sitzen die Teilnehmer eines Projektes »außerbetriebliche Arbeitsplätze« gerade mal 1,5 Tage pro Woche am heimischen PC.
    Wer aufgrund der Telearbeit aufs Land zieht, wo der Büroraum billig und die Gegend schön ist, betreibt ökologisch gesehen oft ein Nullsummenspiel. Wege zum Einkaufen, zur Schule und auch für sporadische Besuche beim nun weiter entfernten Arbeitgeber fressen die scheinbare Wegersparnis auf. Wer früher möglicherweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fuhr, braucht plötzlich ein Auto.
    Zugleich wird das konzentrierte Arbeiten am Bildschirm in der Freizeit mit verstärktem Drang nach Ortswechsel ausgeglichen. Schon heute entfallen über die Hälfte aller Autofahrten auf die Freizeit (54 Prozent). 2 Der Freizeitforscher Professor Horst Opaschowski: »Das vorausgesagte Multimedia-Zeitalter zwischen Bildtelefon und Videokonferenz, Telearbeit und Teleunterricht wird den Anteil des Berufsverkehrs sinken und den Freizeit- und Urlaubsverkehr wieder steigen lassen.« Was im Berufsverkehr an Fahrten eingespart wird, wird so durch verstärkte Freizeitmobilität kompensiert. [Grafik Seite 289]
      
    1 Der Spiegel Nr. 5/1997. 2 BAT Freizeitforschungs-Institut, Hamburg, Pressemitteilung, 1996.
      
Jeder Bundesbürger legt im Durchschnitt eine Strecke von 11 750 Kilometern pro Jahr zurück
      

      

      
    Den Löwenanteil der Verkehrsleistungen erbringt in Deutschland nach wie vor das Auto. Jede zweite Fahrt dient dabei heute schon der Freizeit oder dem Urlaub. Sollte der Anteil von Tele- und Heimarbeit in Zukunft wachsen, erwarten Forscher in der Freizeit noch mehr Drang zur Mobilität. Unter dem Strich wird Telearbeit daher kaum zur Energieeinsparung beitragen. (Quelle: DIW 1994)

»Die Kiwi kommt mit dem Flugzeug aus Neuseeland«
      
    Die allerersten Kiwis kamen vor 25 Jahren tatsächlich mit dem Flugzeug aus Neuseeland - und neun von zehn Deutschen glauben heute noch, das sei so. Ist es aber nicht: Die Früchte eignen sich nämlich hervorragend für den Schiffstransport, weshalb sie praktisch nicht mehr per teurer Luftfracht reisen. 60 Prozent der Kiwis kommen mittlerweile ohnehin aus Italien - mit dem LKW oder per Bahn.
    Das Flugzeug spielt beim weltweiten Fruchthandel bei weitem nicht die Rolle, die ihm zugesprochen wird. Rund 96 Prozent der deutschen Obst- und Gemüseimporte sind Standardwaren wie Bananen, Orangen und Äpfel. Davon kommt maximal ein halbes Prozent mit dem Flugzeug, 99,5 Prozent erreichen per Schiff und Straße die bundesdeutschen Märkte. Exotische Früchte machen nur vier Prozent der Importe aus, und von diesen werden wiederum nur sieben Prozent eingeflogen.
    Neben exotischen Früchten wie Grenadilla, Baby-Ananas, Passionsfrüchten oder Physalis, die tatsächlich mit dem Flugzeug transportiert werden, gehören dazu im Winter auch Erdbeeren aus USA, Israel oder Mexiko sowie Weintrauben aus Südafrika. Der Anteil flugimportierter Trauben lag 1995 aber unter drei Prozent und der von Erdbeeren unter einem Prozent.
    Der durchschnittliche Deutsche verzehrt im Jahr etwa 250 Gramm Obst und Gemüse, das mit dem Flugzeug transportiert wurde. Der darauf entfallende Treibstoffverbrauch beträgt 0,61 Liter Kerosin pro Jahr und Person. 1
      
    1 Pressemitteitung, Bundesverband deutscher Fruchthandelsunternehmen, 1997.

»Tourismus zerstört die Natur«
      
    Für Tourismus und Fremdenverkehr begehen die Menschen so ziemlich jeden denkbaren Umweltfrevel. Sie verpulvern fossile Brennstoffe und verpesten die Luft. Sie zapfen der Natur das Wasser ab, verschandeln Landschaften, verbauen Strände und schleifen Berghänge. Im blindwütigen Urlaubsrausch, so die gängige Kritik, treiben die mobilen

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