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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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betreiben. Die Entwicklung ist ja längst im Gange. Der gewollte Nebeneffekt: Wer sein Auto nicht mehr besitzt, sondern es nur noch bei Bedarf nutzt, steigt im Einzelfall viel bereitwilliger auf eine Alternative wie die Bahn um. Car-Sharing ist keine Einstiegs-, sondern eine Ausstiegsdroge.
    Verursacht die Globalisierung aber nicht noch mehr Verkehr und frißt den einen oder anderen kleinen Erfolg hierzulande auf? Die Bilanz ist gemischt: Einerseits werden Güter immer öfter dort produziert, wo sie auch gebraucht werden. Andererseits entsteht neuer Transportbedarf. Dennoch kann es aber durchaus ökologischer sein, etwa Lebensmittel unter günstigen klimatischen Bedingungen zu produzieren und sie anschließend in andere Regionen zu transportieren (wo sie beispielsweise nur mit hohem Aufwand an Energie und Dünger gedeihen könnten). Umgekehrt wird die Ware Wissen immer mehr zum Handels- und Exportgut. Die Handelsroute dafür ist die Datenautobahn oder die Satellitenschüssel. Bei Computer-Dienstleistungen beispielsweise ist längst ein Welthandel ohne traditionellen Verkehr entstanden. Mit der Börse haben wir ein weiteres eindrucksvolles Beispiel. Die Entkoppelung von Mobilität und Verkehr ist also prinzipiell möglich.
    Inwieweit diese Entwicklungen auch den klassischen Transport stimulieren, ist natürlich die Frage. Das Nähere regelt hier stets der Einzelfall, es gibt keine Patentrezepte und einfachen Antworten. Dies gilt auch für die Art des Transports und der Verpackung. Hier lauert hinsichtlich der ökologischen Glaubenssätze noch so manche hübsche Pointe: Mehrweg - der Name sagt es deutlich - bedeutet nunmal mehr Weg. Zum Glück betrifft die Forderung danach in erster Linie Flaschen und wird nicht grundsätzlich gestellt.
    Was wird aus dem Auto? Das Auto bleibt. Aber anders als gedacht. Die Unterschiede zwischen Auto, Bus, Straßenbahn und Bahn werden mehr und mehr verwischen. Es ist ja ohnehin Unsinn, den Autoverkehr als »individuell« und die Straßenbahn als »öffentlich« zu bezeichnen. In Deutschland bewältigt das Auto sechsmal soviel Verkehr wie alle anderen Verkehrsträger zusammen. Elektronische Navigation, Leitsysteme, Straßengebühren, Taktzeiten und automatische Warteschleifen werden das Auto in den Ballungsgebieten in eine Art Straßenbahn mit privaten Einzelkabinen verwandeln.
    Die Bereitstellung der elektronischen Verkehrsinfrastruktur wird von privaten Anbietern übernommen - und der Staat teilweise aus seiner Verantwortung entlassen. Straßengebühren und im voraus buchbare Parkplätze werden den Verkehr über den Preis regeln - der Stau macht nicht mehr alle gleich. Wir bekommen ein Zweiklassensystem. Unser Transport wird plötzlich kosten, was er wirklich kostet - nämlich viel, viel mehr. Womit eine alte Forderung der Ökologen erfüllt wäre. Und, wie sollte es anders sein, ein neuer Konflikt entsteht: Ist die freie Teilnahme am Straßenverkehr nicht ein soziales Grundrecht wie beispielsweise der Schulbesuch? Vielleicht wird der haftstarke ADAC-Slogan »Freie Fahrt für freie Bürger« in nicht allzu ferner Zukunft vom Deutschen Gewerkschaftsbund artikuliert.
    Und es wird nicht nur die Autofahrer treffen: Auch beim Bahnfahren, Fliegen und beim Güterverkehr werden heute die gesellschaftlichen Kosten nicht durch den Fahrpreis gedeckt. Energie ist reichlich vorhanden und deshalb zu billig. Es wird einer politischen Entscheidung überlassen bleiben, Energie teurer zu machen. Dies muß wirtschaftlich kein Nachteil sein - sondern kann sogar Innovationen und neue Marktchancen hervorbringen.
    Das Dreiliter-Auto ist Realität, abgasfreie Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden innerhalb der nächsten zehn Jahre folgen. Dies sind kleine Schritte zur Lösung unserer Verkehrsprobleme und ein großer Schritt bei der Lösung der Schuldfrage: Die Industrie - als bisheriger Sündenbock - reicht die Verantwortung an den Bürger und Autofahrer zurück. Es liegt nun an ihm, die Sparmobile auch tatsächlich zu kaufen und öfter mal zu Fuß zu gehen - oder das Opfergeschrei zu unterlassen. Die Existenz finsterer Mächte fällt als Entschuldigung für das Festhalten an eigenen alten Gewohnheiten jedenfalls flach.

Müll
      
    Oft gehört, gern geglaubt
      
    »Der Müllberg wächst und wächst“
    »Weniger Müll bedeutet weniger Gebühren“
    »Der ›Grüne Punkt« hat nichts gebracht“
    »Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft“
    »Mehrwegsysteme sind besser als

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