Lexikon der Oeko-Irrtuemer
ermöglichen, abgefrästen alten Asphalt an Ort und Stelle zu recyceln und zu neuem Straßenbelag zu verarbeiten.
1 H. Hug, Der tägliche Öko-Horror, 1997. 2 Bundesumweltministerium, Presseerklärung, 6. 10. 1997. 3 Institut der Deutschen Wirtschaft: IW-Umweltservice, Februar 1998. 4 G. Easterbrook, A Moment on Earth, 1995. 5 Infografik des DSD unter Bezugnahme auf Angaben der GVM (Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung) und des Bundesumweltministeriums, Stand: Januar 1996. 6 Umweltbundesamt, Abfallwirtschaftsbilanz 1993, 25. 1. 1996. 7 H. Hug, Der tägliche Öko-Horror, 1997.
»Mehrwegsysteme sind besser als Einwegverpackungen«
Um die These von der »Wegwerfgesellschaft« zu stützen, wird oft mit einem weiteren Mythos operiert, dem angeblichen Niedergang des Mehrwegsystems. Titelzeile der »tageszeitung« (»taz«) vom 21. 12. 1995: »Dosen überrollen Deutschland«. Daran ist richtig, daß beispielsweise der Getränkekonzern Coca Cola tatsächlich versucht, die in Deutschland festgeschriebene Mehrwegquote zu kippen, um mehr Getränkeautomaten aufstellen zu können. 1 Die Verpackungsverordnung schreibt einen Mehrweganteil bei Getränkeverpackungen (außer Milch) von 72 Prozent vor. Bis Ende der neunziger Jahre lag er mit leichten Schwankungen zwischen 72 und 73,5 Prozent. 2 [Grafik siehe unten] 1997 wurde die Mehrwegquote erstmals um 0,7 Prozent unterschritten. Der grüne Umweltminister Trittin kündigte daraufhin die Einführung eines Zwangspfandes auf Dosen und Einwegflaschen an.
Obwohl Mehrwegsysteme häufig vernünftig sind, gibt es keinen Grund, sie zum ökologischen Dogma zu stilisieren. Das Umweltbundesamt legte 1995 eine Ökobilanz für Getränkeverpackungen vor. Verglichen wurden Mehrwegsysteme für Bier und Milch mit Kartonverpackungen und Dosen. Die staatlichen Ökotester kamen zu dem Schluß, daß Mehrwegflaschen nicht grundsätzlich umweltverträglicher sind als recyclingfähige Einwegverpackungen. Nur bei hohen Umlaufzahlen und geringer Entfernung haben Pfandflaschen eine bessere Ökobilanz. Sind diese beiden Bedingungen nicht gegeben, macht sich das hohe Gewicht der Flaschen bemerkbar. Man braucht mehr Transportfahrzeuge, die mit ihrem Abgas die Umwelt belasten. Bei Milch etwa ist der Schlauchbeutel aus Polyethylen der Mehrwegflasche in den meisten Fällen ökologisch überlegen.
Für Einweggeschirr in Schnellrestaurants kommt eine Studie des Schweizer Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) zu einem ähnlich differenzierten Ergebnis: Bei konventionellen Gaststätten, wo Teller und Tassen mehr als fünfhundertmal benutzt werden, ist die Umweltbilanz des Porzellangeschirrs besser. Bei kleinen Portionsgrößen, bei hohen Bruchraten oder bei einem Umlauf von unter zweihundertmal, ist Einweggeschirr ökologisch günstiger. 3
Mehrweganteil bei Massengetränken
Der Marktanteil von Mehrwegflaschen blieb in den neunziger Jahren ziemlich konstant, wurde jedoch 1997 erstmals leicht unterschritten. (Quelle: Duales System 1996/GVM)
1 Der Spiegel, Nr. 44/1997. 2 Bundesumweltministerium, Pressemitteilung, 30. 9. 1997. 3 BUWAL (Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft), Ökologische Analyse zum Servicebereich im Gastgewerbe, 1994.
»Müllverbrennungsanlagen sind eine Bedrohung für die Gesundheit«
Die Bundesärztekammer, das Umweltbundesamt und die große Mehrheit der Experten in In- und Ausland verneinen eine gesundheitliche Gefährdung durch moderne Müllverbrennungsanlagen (MVAs). »Wer Müllverbrennungsanlagen heute noch als Dioxinschleudern brandmarkt und von einer Pyromanen Einbahnstraße redet, hält schlicht an liebgewordenen Vorurteilen fest und hat die Entwicklung in dem Bereich Müllverbrennungstechnik verschlafen«, hieß es in einer Erklärung führender SPD-Umweltpolitiker.
Der schwedische Energieforscher Björn G. Karlsson bemerkte, daß Schwelbrände auf Deponien, wie sie immer wieder vorkommen, tausendmal mehr Dioxin freisetzen als selbst eine veraltete Verbrennungsanlage innerhalb eines ganzen Jahres. 1 Aus Untersuchungen des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes geht hervor, daß beim Verbrennen von unbelastetem Holz bis zu zwanzigmal mehr Dioxine freigesetzt werden als bei der Verbrennung beliebig belasteter Müllarten mit moderner Technik. 2 Und der grüne Umweltpolitiker Uwe Lahl erklärte: »Im Sommer weht von jedem Kieselrot-Sportplatz soviel dieser Schadstoffe wie von zehn Müllverbrennungsanlagen.«
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