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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Schadinsekten sogar einfacher machen, resistent zu werden. Denn während beim Spritzen das Bacillusgift nur kurz in der Umwelt verweilt, produzieren es die manipulierten Pflanzen über die gesamte Vegetationszeit hinweg. Die US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) hat die Hersteller bereits aufgefordert, Maßnahmen gegen diese Gefahr zu ergreifen. Farmer sollen verpflichtet werden, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Felder mit unveränderten Pflanzen zu besetzen. So bleiben immer noch genug Schadinsekten übrig, die nicht resistent sind. Mit deren Hilfe könnte dann die Vererbung einer möglicherweise entstehenden Resistenz unterdrückt werden. 12
    Ein anderer unerwünschter Nebeneffekt wurde bereits nachgewiesen. So starben auf manchen gentechnisch aufgerüsteten Kulturpflanzen nicht nur solche Insekten ab, die die Bauern loswerden wollten (wie etwa Blattläuse), sondern auch nützliche Tiere (zum Beispiel Marienkäfer). 13 Diese Auswirkung ist ebenfalls keine Besonderheit der Gentechnik, sondern von herkömmlichen Agrargiften wohlbekannt.
    Und was ist mit der verrufensten gentechnischen Hammermethode im Pflanzenschutzbereich: der Herbizidresistenz? Selbst diese ist in ökologischer Hinsicht kein Rückschritt, sondern ein kleiner Fortschritt hin zu weniger Chemiegift in der Landwirtschaft. Herbizidresistenz wird in Pflanzen (zum Beispiel Soja und Raps) eingebaut, damit der Landwirt ein sogenanntes Totalherbizid sprühen kann, ein Mittel, das alle anderen Pflanzen vernichtet. Diese Totalherbizide sind trotz ihrer martialischen Namen (zum Beispiel »Basta«) umweltverträglicher als frühere Unkrautvernichtungsmittel, denn sie bauen sich im Boden rasch ab. Außerdem wird bei dieser Methode zirka 20 Prozent weniger Gift eingesetzt. Die Greenpeace-Herbizidexpertin Dieke Bobbink räumte ein, daß die Totalherbizide immerhin ökologisch weniger bedenklich seien, als konventionelle Gifte."
      
    1 Natur Nr. 9/1997. 2 Natur Nr. 2/1991. 3 St. Budiansky, Nature's Keepers, 1995. 4 BUND-Presseinformation, 6. 3. 1996. 5 Der Spiegel Nr. 2/1998. 6 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF), Die grüne Gentechnik, 1997. 7 Natur Nr. 9/1997. 8 ebd. 9 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. 2. 1997. 10 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. 9. 1996. 11 BMELF, Die grüne Gentechnik, 1997. 12 New Scientist vom 21. 2. 1998. 13 Der Spiegel Nr. 2/1998. 14 Der Spiegel Nr. 15/1997.

»Gentechnisch veränderte Lebensmittel bedrohen die Gesundheit«
      
    Für Allergiker könnte es Probleme geben, da Gentechniker in der Lage sind, das Erbgut völlig verschiedener Organismen zu kombinieren. So soll, laut einem »Spiegel«-Bericht, in eine Kartoffel ein »Anti-Frost-Gen« aus einer arktischen Flunder eingebaut werden, damit die Knollen auch bei Kälte wachsen. Wer unter Fischeiweißallergie leidet und ahnungslos in die veränderte Kartoffel beißt, ist dadurch möglicherweise gefährdet. 1 Daher sind Allergiker auf eine Kennzeichnung von Gen-Lebensmitteln angewiesen. Soja beispielsweise ist in etwa 30000 Lebensmitteln enthalten. Wenn eine genetische Veränderung der Sojabohnen Allergiegefahren für bestimmte Verbraucher birgt, würde deren Speisezettel dadurch drastisch eingeschränkt.
    Da die neuartigen Lebensmittel aber überaus gründlich getestet werden, ist die Chance gering, daß so etwas passiert. Die Hersteller haben ein starkes Eigeninteresse, solche Gefahrenquellen zu entdecken, denn sie haften für ihre Produkte. Insbesondere in den USA sind Schadensersatzansprüche immens hoch. Das genetisch veränderte Soja, das seit 1996 in die EU eingeführt werden darf, wurde unter anderem vom Robert-Koch-Institut in Berlin auf mögliche Allergiepotentiale untersucht. Die Tests erbrachten keinen Unterschied zu herkömmlichen Sojabohnen.
    Es gibt jedoch Berichte über einen Fall, wo die Sicherheitsprüfungen ein Produkt wegen Allergiegefahr rechtzeitig stoppten. Die amerikanische Firma Pioneer Hi-Bred wollte ein zusätzliches Eiweiß in die Sojabohne einbauen. Gentechniker isolierten dieses Eiweiß aus Paranüssen. Der Gentransfer gelang, doch es stellte sich heraus, daß das erwünschte Eiweiß auch der Auslöser für Paranuß-Allergie war. Das veränderte Soja kam nie auf den Markt. Als nützlicher Nebeneffekt wurde das zuvor unbekannte allergieauslösende Gen der Paranuß aufgespürt. 2 (siehe auch »Die Umweltverschmutzung ruft Asthma und Allergien hervor«).
    Diese Möglichkeit der Gentechnik,

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