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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Gen zu isolieren, das bei bestimmten Rinderrassen (Weißblaue Belgier und Piemontesen) monströse Muskelberge wachsen läßt. Die Experten hoffen, daß Rinder, Schweine oder Hühner, denen dieses Gen übertragen wird, bei gleicher Futtermenge noch mehr Fleisch ansetzen. 3 Fraglich ist, ob die heutigen Nutztiere ein noch üppigeres Muskelwachstum überhaupt verkraften können. Denn die konventionelle Züchtung hat sie bereits in malade Fleischhaufen verwandelt.
    Die größten Erfolge der Genübertragung bei Tieren waren bisher im medizinisch-pharmazeutischen Bereich zu verzeichnen. Wissenschaftler bauten Gene in Säugetiere ein, die bewirken, daß die Milch der Weibchen Arzneimittel enthält. Diese Schafe, Ziegen, Schweine und Kaninchen sehen jedoch ganz normal aus und haben sich nicht in grausige Untiere verwandelt. An der Universität von Virginia wurden Menschen- und Mäusegene auf Schweine übertragen, die seither einen menschlichen Gerinnungsfaktor produzieren, der bluterkranken Menschen helfen kann. 4 Schottischen Biologen gelang es, menschliche Erbinformation in Schafe einzupflanzen, die dadurch mit ihrer Milch eine Substanz namens AAP (Alpha-1-Antitropease) abgeben, einen Stoff, der gegen eine erbliche Lungenkrankheit eingesetzt wird. 5
    Die häufigsten gentechnisch veränderten Tiere sind jedoch Mäuse, die eigens für die medizinische Forschung gezüchtet werden. Das Erbgut dieser Labortiere ist so verändert, daß sie an Diabetes, Bluthochdruck, Immunschwäche, Fettleibigkeit oder bestimmten Krebsarten leiden. Solche transgenen Tiere sollen Wissenschaftlern bei der Suche nach Behandlungswegen für menschliche Krankheiten helfen.
    Ein neuer Zweig der Gentechnik versucht, das Erbgut von Pflanzen so zu verändern, daß sie Arzneien und Impfstoffe für Menschen bilden. Amerikanische Forscher wollen Bananen erzeugen, die gegen Hepatitis immunisieren. 6 Im US-Bundesstaat Kentucky wachsen bereits Tabakpflanzen auf Versuchsfeldern, aus denen man ein Antibiotikum und einen möglichen Malariaimpfstoff gewinnen kann. 7 Sollte die Herstellung lebensrettender Arzneien mit Hilfe von einfachen Nutzpflanzen gelingen, könnten Medikamente und Impfstoffe für viele Menschen in Entwicklungsländern endlich erschwinglich werden.
      
    1 Der Spiegel Nr. 15/1997. 2 Natur Nr. 9/1997. 3 Die Zeit Nr. 41/1997. 4 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22. 10. 1997. 5 Stern Nr. 47/1994. 6 Kosmos Nr. 1/1997. 7 Focus Nr. 12/1997.

»Genpflanzen auf dem Acker sind eine ökologische Gefahr«
      
    Bis Mitte 1997 wurden weltweit zirka 70 verschiedene gentechnisch veränderte Pflanzen in mehr als 3600 Freilandversuchen an über 15000 Standorten ausgebracht (die weitaus meisten davon in den Vereinigten Staaten). 1 Raps, Sojabohnen, Mais und andere Kulturpflanzen werden inzwischen im großen Maßstab angebaut. Auf keinem dieser Felder ist ein alles überwucherndes Superkraut entstanden. [Grafiken siehe unten]
    Die bisher gemachten Erfahrungen sind natürlich keine Garantie dafür, daß sich nicht eines Tages eine Genpflanze mit unerwünschten Eigenschaften ausbreiten könnte. Sie wäre allerdings nicht der erste Neuling, der durch menschliches Zutun in fremden Biotopen grünt. Dank ihrer unermüdlichen Mobilität haben Menschen immer wieder Pflanzen von Kontinent zu Kontinent geschleppt. Deshalb gibt es schon seit vielen Jahren eine »Ausländerfrage« im Naturschutz: Soll man fremde Gewächse als Teil einer natürlichen Dynamik (zu der auch der Mensch gehört) akzeptieren oder mit Stumpf und Stiel ausrotten (was zumeist ohnehin unmöglich ist) ? In Mitteleuropa breiten sich zahllose Fremdlinge munter aus: Kanadische Goldrute, Späte Traubenkirsche, Wasserpest, Drüsiges Springkraut, Riesenbärenklau und viele andere. 2 In Nordamerikas Wildnis wachsen über 2 000 importierte Pflanzen. 3 Dies führte zu vielfältigen ökologischen Veränderungen, aber bisher nicht zum botanischen Super-GAU.
    Im März 1996 wurde bekannt, daß es in einer dänischen Versuchsanstalt gelungen war, die gentechnisch erzeugte Toleranz gegen ein Unkrautvernichtungsmittel von Raps auf den eng verwandten Rübsen zu übertragen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnte vor einem »Super-Unkraut«, das durch die Übertragung verschiedener Resistenzen auf die gleiche Wildpflanze entstehen könnte. 4 Zeitungen machten Horrorschlagzeilen daraus.
      
      
Kommerzieller Anbau genmanipulierter Pflanzen

      
Art der genetischen

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