Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Besonders aufsehenerregend ist hier eine neue Studie der meteorologischen Anstalt in Zürich und der Allergie- und Asthmaklinik in Bad Lippspringe. Demnach nimmt die Zahl vieler Baumpollen (wahrscheinlich aufgrund früherer Blüte) seit Jahren stark zu (teilweise bis zum sechsfachen). Dies könnte eine Hauptursache für steigende Allergiehäufigkeit sein. 6
Lebensmittelallergien kommen viel seltener vor, als in der Öffentlichkeit allgemein angenommen wird. Allergische Reaktionen im engeren Sinne, die immunbiologisch nachweisbar sind, findet man bei etwa zwei Prozent der Erwachsenen und bis zu fünf Prozent der Kinder. 7 Nach subjektiver Einschätzung liegt die Zahl freilich viel höher. Jeder dritte Erwachsene gibt an, daß ihn eine Lebensmittelallergie plagt. Die wichtigsten Nahrungsmittelallergene kommen in Ei, Kuhmilch, Fisch, Nüssen, Soja, Sellerie und Früchten vor.
Werden solche natürlichen Lebensmittel nun auf gentechnischem Wege verändert, zeigt sich sehr schnell, wie berechtigt die Forderung nach einer nachvollziehbaren Deklarierung gerade für Allergiker ist. Als Allergiker bei Vorabtests in den USA auf eine mit Genen von Paranüssen veränderte Sojabohne mit Anfällen reagierten, wurde diese Neuzüchtung sofort eingestellt. Der (positive) Nebeneffekt: Die Mediziner kennen jetzt ein Hauptallergen der Paranuß. 8
Vergleich der Luftqualität zwischen Erfurt und Hamburg
Schwefeldioxid-Mittelwerte im jeweiliger Stadtgebiet
Vergleich der Angaben zum Asthma
Ergebnisse der Befragung von jeweils 4 500 Einwohnern
Am Beispiel Schwefeldioxid zeigt sich in den Jahren 1991 bis 1992 in Erfurt eine bis zu fünfmal höhere Belastung als in Hamburg. Der Vergleich der Häufigkeit von Asthmaerkrankungen im gleichen Zeitraum weist das genau umgekehrte Verhältnis auf. Zwischen Umweltsituation und Asthmahäufigkeit besteht kein Zusammenhang. (Quelle: G. de Haan 1996/ GSF 1992)
1 H. E. Wichmann, Die Verbreitung von Atemwegssymptomen in Erfurt und Hamburg, GSF-Forschungszentrum, Jahresbericht 1992. 2 Wochenpost vom 16. 3. 1995. 3 Der Spiegel Nr. 5/1997. 4 GSF-Forschungszentrum, Presse-Information »Wird Asthma in die Wiege gelegt?«, 4. 2. 1998. 5 Augsburger Allgemeine vom 7. 5. 1997. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. 5. 1998. 7 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. 6. 1996. 8 Europ. Institut für Lebensmittel- und Ernährungs-Wissenschaften, EU.L.E.n-Spiegel 24. 1. 1997.
»Pseudokrupp ist auf die Luftverschmutzung zurückzuführen«
Mitte der achtziger Jahre wurde das verstärkte Auftreten von Pseudokrupp in der öffentlichen Diskussion der Luftverschmutzung angelastet. Großangelegte Studien haben diesen Verdacht nicht bestätigt. Vor allem amerikanische Mediziner wiesen frühzeitig auf einen Zusammenhang zwischen Viruserkrankungen und Pseudokrupp hin. Auch Untersuchungen in Deutschland deuteten schon Ende der achtziger Jahre darauf hin, »daß ein großer Teil der Pseudokruppfälle viral ausgelöst wird« - so der Mediziner Heinz Erich Wichmann vom GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit. 1 Eine erhebliche Rolle für die Anfälligkeit gegenüber der Krankheit spielt die erbliche Vorbelastung, denn in solchen Familien trat Pseudokrupp dreimal häufiger auf. Ferner ergab die Auswertung der in Deutschland gemachten Studien, daß »in keinem der Studienorte von einem starken oder gar dominierenden Schadstoff-Einfluß auf Pseudokrupp auszugehen ist«. Sehr viel stärker war der Einfluß des Wetters: Bei naßkalter Witterung zeigten sich stets erhöhte Krankheitszahlen. Heute ist Pseudokrupp als Viruskrankheit identifiziert. »Seitdem ist es um die Krankheit ruhig geworden«, so der Münchner Kinderarzt Dr. Keudel, »die Hysterie ist weg.« Gegen einige Formen des Pseudokrupp können Kinder inzwischen geimpft werden.
1 H. E. Wichmann, Kindliche Atemwegserkrankungen und Luftschadstoffe, GSF-Forschungszentrum, 1990.
»Infolge der Umweltverschmutzung nimmt die Fruchtbarkeit ab«
Ungewollt kinderlos. Da ist der Schurke schnell ausgemacht: Es muß an der Umweltverschmutzung liegen. Bis vor kurzem galten bis zu 15 Prozent der Paare als ungewollt kinderlos. 1 Bei einer Ausstellung im Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main erfuhren die Betrachter sogar: In bis zu 20 Prozent erfülle sich der Kinderwunsch nicht. 2 Forscher aus Rostock, Hamburg, Halle-Wittenberg, Tübingen und Freiburg beteiligten sich daraufhin an der »Europäischen Studie zu
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