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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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gute Gründe für die Annahme, dass tiefen religiösen Erfahrungen ähnliche Mechanismen zugrunde liegen, unabhängig davon, wie diese Erfahrungen zustande kommen (etwa durch Fasten, Meditation, Kontrolle der Atmung, Schlafentzug, Nahtoderfahrungen, Infektionskrankheiten oder psychoaktive Substanzen wie Psilocybin). Die Neurologie des Religionsempfindens heißt heute Neurotheologie und macht als neues Forschungsgebiet von sich reden.» Der US-Psychiatrieprofessor und ehemalige stellvertretende Direktor des Office of National Drug Control Policy (ONDCP), Herbert Kleber, rechtfertigte diese Studie übrigens folgendermaßen vor der Presse: Man habe früher die Jugend nicht durch wissenschaftliche Veröffentlichungen auf dumme Ideen bringen wollen, im Internetzeitalter sei aber so viel Information über Drogen und ihre Verwendung verfügbar, dass eine Studie mehr oder weniger kaum großen Schaden anrichten könne.
    Ein Glück, dass es das Internet gibt. Der Pharmakologe David E. Nichols, der am Heffter Research Institute den medizinischen Nutzen der Halluzinogene erforscht, kündigte 1998 an: «So viel ist sicher: Wenn es uns gelingt, unserer Forschung weiterhin die Finanzierung zu erhalten, stehen uns die spannendsten Entwicklungen in der medizinischen Chemie psychedelischer Substanzen noch bevor.» An freiwilligen Versuchspersonen für diese Forschung herrscht jedenfalls kein Mangel. Und das ist auch gut so, denn man muss schließlich auch an die Laborratten denken, die – im Unterschied zu über zwei Dritteln der Versuchspersonen in Roland Griffiths’ Studie – hinterher höchst selten angeben, ein Halluzinogenexperiment habe zu den fünf bedeutsamsten Ereignissen in ihrem Leben gehört.

Hawaii
Steig hinab, kühner Wanderer, in den Krater Snæfellsjökull,
welchen der Schatten des Skartaris vor dem ersten Juli liebkoset,
und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen; das habe ich vollbracht.
Arne Saknussemm
Jules Verne: «Reise zum Mittelpunkt der Erde»
    Seit einigen Jahren ist wieder unklar, warum es Hawaii gibt. Schlimmer noch: Wir wissen auch nicht, wo Island herkommt, welche Vorgänge uns die Azoren beschert haben und warum die Pukapuka-Inseln aus dem Südpazifik ragen.
    Mehrere tausend Jahre lang hielt sich unter Medizinmännern auf Hawaii die folgende Arbeitshypothese: Pele, die nymphomane Göttin des Feuers, befand sich auf der Flucht vor ihrer wütenden Schwester Na-maka-o-kaha‘i, deren Mann sie verführt hatte. Sie landete auf einer unbewohnten Insel, aber gerade als sie mühsam mit ihrem Grabestock eine Wohnhöhle ausgehoben hatte, überflutete die Schwester, von Beruf Göttin des Meeres, die Insel. Also zog Pele zum nächsten Eiland, wo sich dasselbe Familiendrama abspielte. Auf dem Weg nach Südosten hinterließ sie eine Kette aus Inseln mit großen Löchern. Pele rettete sich letztlich auf den Berg Mauna Loa, der zu hoch für die schwesterliche Flutwelle war, und verbringt seitdem ihre Zeit damit, Hawaii mit Lava zu bewerfen. Diese Theorie gilt heute als falsch.
    Seit den 1970er Jahren bevorzugen die meisten Geologen stattdessen die Hypothese von den Mantelplumes. «Plume», ein englisches Wort, das sich am ehesten mit «Rauchschlot» übersetzen lässt, nennt man einen Strom heißen Materials, der aus den Tiefen der Erde nach oben drängt. Viele vulkanische Inseln wie Hawaii, Island und die Azoren entstehen in diesem Modell ungefähr wie folgt: Die heiße Plume ist ortsfest im Erdmantel angebracht und befeuert von unten eine bestimmte Stelle auf der Erdoberfläche. Letztere jedoch ist gemeinerweise beweglich, weil sich die Platten der Erdkruste langsam, aber sicher verschieben (→Plattentektonik). Daher wandert die durch die Plume erzeugte heiße Stelle im Laufe von ziemlich viel Zeit über die Erdoberfläche, befördert heißes, flüssiges Material nach oben und wirft es in hohem Bogen ans Tageslicht. Oben angekommen, erstarrt das Gestein und bildet eine Insel mit Palmen und Menschen in albernen, bunten Hemden rings um den von der Mantelplume beheizten Vulkan. Schon wenige Millionen Jahre später ist die Plume weitergezogen, der Vulkan stirbt, aber die Insel bleibt. So falsch war die Geschichte von Pele, der Feuergöttin, dann auch wieder nicht.
    Um die Entstehung Hawaiis durch eine Plume zu veranschaulichen, nehme man einfach ein Feuerzeug, halte es unter ein Blatt Papier und bewege das Papier langsam über die Flamme. Wenn man es richtig macht, also genauso wie die Erde, entsteht eine Kette

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