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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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mittlerweile vorgeschlagen. Eine davon erklärt Hawaii auf «oberflächliche» Art und Weise, nämlich mit den Eigenschaften der Erdkruste. Der Boden unter unseren Füßen ist keinesfalls so stabil, wie er sich oft anfühlt. Die Kruste bricht manchmal entzwei, deformiert sich und legt sich Risse und Spalten zu. Außerdem ist die Erde von Pickeln und Mitessern geplagt: Temperatur und Zusammensetzung der Platten sind nicht immer und überall gleich, sondern verändern sich ständig durch die Bewegung der Platten. Es bilden sich Sollbruchstellen, an denen eklige Substanzen austreten und ganze Südseeparadiese verwüsten beziehungsweise erst mal entstehen lassen. In diesem Szenario benötigt man keine Plume, die sich aus dem Erdkern nach oben bohrt. Alles, was man zum Verständnis der Hawaiientstehung braucht, findet in den obersten Schichten des Erdmantels statt. Gillian Foulger und andere Plume-Gegner sind davon überzeugt, dass diese Theorie die Eigenschaften Hawaiis und anderer Gegenden deutlich besser erklärt als die Geschichte von der Mantelplume.
    Die Debatten zwischen Plumisten und Plume-Gegnern, teilweise öffentlich im Internet ausgetragen, sind sicherlich nicht nur deswegen so erhitzt, weil es um heiße Lava geht. Es könnte sein, dass ein Paradigmenwechsel in der Hawaiifrage bevorsteht, vielleicht aber auch nicht. Wenn Jules Verne uns in der «Reise zum Mittelpunkt der Erde» nicht so schamlos angelogen hätte, wüssten wir mehr.

Herbstlaub
Denkt nur an die Kastanie, die auf die Üppigkeit des Sommers einen provozierend kargen Nude Look folgen lässt!
Hilfscheckerbunny
    Die Frage, warum sich Bäume im Herbst verfärben, ist ein Dauerbrenner in allen Sammlungen häufig gestellter Kinder-, aber auch Erwachsenenfragen. Die Antwort lautet normalerweise: Wenn das Chlorophyll, der grüne Blattfarbstoff, abgebaut wird, treten die bisher überdeckten anderen Blattfarbstoffe in den Vordergrund. Für die Carotinoide, die für gelbe und orange Farben zuständig sind, stimmt diese Erklärung zwar, aber die im Herbstlaub vieler Bäume ebenfalls vertretenen roten Farbstoffe – die Anthocyane – werden erst zum Zeitpunkt der Verfärbung gebildet. Damit drängt sich die Frage auf, wozu der Baum sich diese Mühe macht. Denn die Natur ist faul und rührt ohne guten Grund keinen Finger – ganz anders als die eifrigen Biologen, denen die zahlreichen offenen Fragen im Jahr 2001 Anlass genug für ein Symposium zum Thema «Why Leaves Turn Red» waren.
    Fangen wir bei den bekannten Fakten an: Die Blätter vieler Laubbäume in gemäßigten Breiten verfärben sich im Herbst. Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, beginnen die Bäume, Nährstoffe, die sie im Frühling wieder brauchen, von den Blättern in tiefergelegene Rindenschichten und in die Wurzeln zu verlagern. Besonders leuchtende Laubfarben entstehen, wenn es kalt ist und gleichzeitig die Sonne scheint, also zum Beispiel morgens nach klaren Nächten. Ist der Herbst neblig und verregnet, kann mangels Gelegenheit zur Photosynthese nicht genug Zucker gebildet werden, der für die Anthocyanproduktion benötigt wird. Unterschiedliche Arten haben unterschiedliche Vorlieben, was das Verfärben angeht: Birken und Buchen werden gelb, Eichen rötlich braun, Ahornbäume gelb, orange und rot, und die Nadelbäume geht – mit ein paar Ausnahmen – die ganze Geschichte überhaupt nichts an.
    Die Anthocyane wurden erstmals 1835 von dem deutschen Apotheker Ludwig Clamor Marquart in seiner Abhandlung «Die Farben der Blüthen» beschrieben: «Anthokyan ist der färbende Stoff in den blauen, violetten und rothen und vermittelt ebenfalls die Farbe aller braunen und vieler pomeranzenfarbigen Blumen.» Zunächst hielt man das im Herbstlaub vorkommende Anthocyan für ein Abfallprodukt des Chlorophyllabbaus, später stellte sich jedoch heraus, dass die Anthocyanproduktion oft schon anläuft, bevor das Chlorophyll verschwindet. Im späten 19. Jahrhundert beobachteten Botaniker, dass die Produktion der Anthocyane sowohl bei niedrigen Temperaturen als auch bei starker Lichteinstrahlung zunimmt. In der Folge ging man davon aus, dass die Anthocyane die Blätter vor Licht und Kälte schützen. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde entdeckt, dass auch UV-Strahlung die Anthocyanproduktion ankurbelt. Anthocyane, so vermutete man jetzt, bewahren die Pflanzen vor Schädigung durch UV-Licht. Leider merkte man in den 1980er Jahren, dass Anthocyane gerade im besonders schädlichen

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