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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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geradezu irrsinnig an- und aufgeregten Atomen, die durch Hineinpumpen von Energie auf eine gigantische Größe – mehrere Zentimeter Durchmesser – aufgebläht sind. Vielleicht ist das aber auch Unsinn, und Kugelblitze sind «elektromagnetische Knoten» (Antonio F. Rañada und Jose L. Trueba, 1996), «Schockwellen, die durch Punktexplosionen in der Atmosphäre entstehen» (Vladimir K. Ignatovich, 1992), oder gar «brennende Wirbelstürme» (Peter F. Coleman, 1993). Es herrscht kein Mangel an interessanten Vorschlägen, von denen allerdings kein einziger so gut ausgedacht ist, dass er die Mehrheit der Kugelblitzforscher überzeugt.
    Vielleicht handelt es sich am Ende doch um UFOs, wie eine nicht vernachlässigbare Anzahl von Zeitgenossen behauptet. Warum sollten Außerirdische nicht in glühenden Feuerbällen die Erde erkunden? Das ist ihr gutes Recht, und vielleicht mögen sie stürmische Gewitternächte. Zudem ersparen sie uns damit die Mühe, das Phänomen mit komplizierten Dingen wie Mikrowellen und Aerosolen zu erklären. Man muss allerdings anmerken, dass die Existenz von UFOs deutlich unbewiesener ist als die Existenz von Kugelblitzen. Unbekanntes mit etwas anderem Unbekannten zu erklären, wird in Wissenschaftlerkreisen meist als schlechter Stil abgetan. Skeptiker glauben darum, es verhalte sich genau andersherum und viele unerklärte UFO-Sichtungen seien in Wahrheit Kugelblitze. Auch Kornkreise lassen sich so eventuell als Folge von Kugelblitzerscheinungen erklären.
    Sind UFOs also Kugelblitze oder sind Kugelblitze UFOs? Wir werden vermutlich noch mehr als einmal lesen, das Phänomen Kugelblitz sei jetzt aber endgültig geklärt.

Kugelsternhaufen
Wer einen Apfelkuchen ganz ohne Fertigzutaten machen will, muss als Erstes das Universum erschaffen.
Carl Sagan: «Cosmos»
    Nehmen wir einmal an, jeder Stern am Himmel ist ein einzelnes, beleuchtetes Haus. Dann muss man Galaxien wie unsere Milchstraße als Großstädte bezeichnen, in denen mehrere hundert Millionen Häuser sich in überwiegend sinnvollen Strukturen anordnen. In diesem Bild sind Kugelsternhaufen die Vorstädte: Sie liegen verstreut in der näheren Umgebung der Galaxie und bestehen selbst aus zigtausend Häusern. Die Milchstraße zum Beispiel verfügt über einen Halo aus etwa 150 Kugelsternhaufen. Weil sie aber alle weit weg sind, sehen selbst die größten von ihnen mit dem Fernglas nur wie verwaschene, runde Nebelflecken aus. Je größer aber das Fernrohr wird, mit dem man den Himmel betrachtet, umso deutlicher erkennt man, womit man es zu tun hat: mit einer überdimensionalen Wunderkerze voller Sterne nämlich. Warum Galaxien von Kugelsternhaufen umgeben sind und wie diese großen Sternansammlungen entstehen, das ist trotz großer Fortschritte in den letzten Jahren bis heute nicht aufgeklärt.
    Sobald man nah genug dran ist, um einzelne Sterne erkennen zu können, kann man das Alter der Kugelsternhaufen zuverlässiger bestimmen als das von Tierheimhunden. Man findet heraus, dass die meisten von ihnen vor rund 10 – 14 Milliarden Jahren entstanden sind, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass das gesamte Universum nach aktuellen Erkenntnissen auch nicht älter ist. Damit wären Kugelsternhaufen so etwas wie das Stonehenge des Universums: Überreste aus einer Zeit, von der wir ansonsten wenig wissen. Sie sind so antik, dass man hofft, mit ihrer Hilfe mehr über die Kindheit des Weltalls herauszufinden, über die Zeit, in der die ersten Sterne und Galaxien entstanden.
    Frühe Theorien zur Entstehung von Kugelsternhaufen gingen oft davon aus, dass es sich bei ihnen um die Vorläufer von Galaxien handelt – erste zaghafte Versuche des Universums, seine frischgebackenen Sterne ordentlich anzuordnen. Erst danach, so diese «primären» Szenarien, seien die Kugelhaufen von den später entstandenen Galaxien einverleibt worden. Seit den 1980er Jahren nimmt man immer mehr Abstand von solchen Modellen, weil sich herausstellte, dass Kugelsternhaufen und Galaxien nicht zufällig zusammengewürfelt sind, sondern sich offenbar schon länger kennen. So entdeckte man unter anderem einen Zusammenhang zwischen der chemischen Zusammensetzung der Sterne in den Haufen und der Gesamthelligkeit ihrer jeweiligen Muttergalaxie, was auf eine gemeinsame Vergangenheit hindeutet. Seitdem glaubt man, dass die Haufen entweder gleichzeitig mit den Galaxien entstanden oder später in der schon fertigen Galaxie. Man hofft daher, mit Hilfe der Kugelhaufen herausfinden zu

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