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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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auf einigen Mittelmeerinseln Elefanten mit einer Schulterhöhe von nur einem Meter. Auch vom Wrangel-Mammut ist bekannt, dass es nach dem Abreißen der Landverbindung zwischen Sibirien und der Wrangelinsel im Lauf von nur 500 Generationen auf die für Mammutverhältnisse handliche Größe von 1,80 Meter schrumpfte. Kleinerer Lebensraum, kleineres Tier – es könnte alles so einfach sein. Aber da in der Natur selten irgendwas einfach ist, neigen viele Arten wiederum dazu, auf Inseln größer zu werden als auf dem Festland. Diese beiden Phänomene beschreibt das nach dem Zoologen J. Bristol Foster benannte Foster-Gesetz. Kleine Tiere werden, so stellte Foster in den 1960er Jahren fest, auf Inseln größer, große aber kleiner. Auch das stimmt wohl nur so ungefähr: Hasenartige, Fledermäuse, Paarhufer, Elefanten, Füchse, Waschbären, Schlangen, Schienenechsen und Echte Eidechsen sind auf Inseln oft kleiner als anderswo, bei Wühlern, Leguanen, Schildkröten und Bären ist es umgekehrt. Und der Komodowaran, eines der größten Reptilien der Welt, besteht darauf, auf einer Insel recht bescheidenen Ausmaßes zu leben. In der Frage, warum das alles so ist, hat man sich bisher nicht geeinigt. Pflanzenfresser unterliegen vermutlich anderen evolutionären Einflüssen als Raubtiere, und bereits vorhandene Tiere können aufgrund von Nahrungsbegrenzung und Konkurrenz schrumpfen, während neu einwandernde Tiere häufig eine konkurrenzfreie Umwelt vorfinden und deshalb größer werden. Es gibt diverse Abwandlungen der Inselregel für andere Lebensbereiche wie etwa die Tiefsee. Eine davon besagt, dass Fische in kleineren Flüssen kleiner bleiben als Fische in größeren Gewässern. Die Abwesenheit von Haifischen in Bächen scheint für diese These zu sprechen, bewiesen ist aber noch nichts.
    Die Arbeit der Biologen wird dadurch nicht leichter, dass Tiere, diese flatterhaften Geschöpfe, sich offenbar von vielen verschiedenen Auslösern zu Größenänderungen bewegen lassen. Die Paläobiologen Gene Hunt und Kaustuv Roy veröffentlichten 2006 eine Studie über eine Muschelkrebsart, die im Verlauf der letzten 40 Millionen Jahre nur dann an Größe zunahm, wenn sich ihre Umgebung abkühlte – in Zeiten gleich bleibender Temperaturen passierte gar nichts. Die Beweggründe der Muschelkrebse ähneln womöglich denen der heute lebenden Tiere, die in kälteren Gegenden größer sind als ihre nahen Verwandten in wärmeren Regionen. Die 1847 von dem Anatom und Physiologen Carl Bergmann aufgestellte Bergmann-Regel beschreibt dieses Phänomen, das auf das Verhältnis von Körperoberfläche zu Volumen zurückgeführt wird: Ein großes, dickes Tier ist leichter zu beheizen als ein kleines; aus demselben Grund gibt es in sehr kalten Gegenden keine kleinen warmblütigen Tiere. Manche Tiere scheren sich nicht um die Bergmann-Regel, dafür folgen ihr auch einige wechselwarme Tiere wie die Schildkröten, die eigentlich gar keinen guten Grund dazu haben dürften, während andere, namentlich die Echsen und Schlangen, mit abnehmender Temperatur kleiner werden. Und der Biologe Wayne A. van Voorhies meldete sich 1996 mit der Beobachtung zu Wort, die einzelnen Zellen eines bei Biologen beliebten Experimentiertiers, des Fadenwurms Caenorhabditis elegans , würden bei Temperaturen von zehn Grad Celsius um 33 Prozent größer als bei 25 Grad. Tschechische Forscher wiesen 2005 für bestimmte Gecko-Arten einen Zusammenhang zwischen der Größe ihrer roten Blutkörperchen und der Gecko-Gesamtgröße nach. Manche Tiere sind also womöglich nicht nur deshalb groß, weil sie aus zahlreicheren Zellen bestehen als kleine Tiere, sondern auch, weil diese Zellen größer sind.
    Insgesamt bleiben die Wachstumsgewohnheiten der Tiere schwer durchschaubar. Ziemlich wahrscheinlich ist, dass unterschiedliche Kräfte zur gleichen Zeit an den Tieren zerren und ihre Größe beeinflussen. In der Welt der unbelebten Gegenstände sind ähnliche Vorgänge zu beobachten: Schiffe werden immer größer, Telefone aber gleichzeitig immer kleiner. Warum das alles so und nicht umgekehrt ist, wird die Wissenschaft sicherlich demnächst herausfinden.

Trinkgeld
… wenn ich hier so ein Sirupgeschmiere veranstalte, muß ich dem Zimmermädchen morgen ein Trinkgeld auf dem Schreibtisch hinterlassen, und will ich das denn? Trinkgeld gibt man doch nur aus Angst vor grantigen Reaktionen des Dienstleistenden, und ob das Zimmermädchen dankbar oder unzufrieden mein Zimmer reinigt, bekomme ich ja

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