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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Gefahr …« Er zog seine Hände zurück, als er begriff, dass er für sie das gleiche Opfer bringen musste, das er einst für Shan gebracht hatte. »Miri, lauf weg! Lauf, so schnell und so weit du kannst.«
    »Das wäre sinnlos«, erwiderte sie mit schockierender Gelassenheit. »Du bist zu schnell, Boss. Du hättest mich im Nu wieder eingefangen.« Abermals streichelte sie seine Wange, dann legte sie die Hände auf seine Schultern und fing an, ihn zu massieren. »Deine Muskeln sind steif wie ein Brett. Hast du seit dem Kampf überhaupt schon geschlafen?«
    »Ein bisschen …«
    »Das dachte ich mir. Du und Hakan, ihr seht aus wie zwei Zombies.«
    »Hakan erzählte mir, er hätte noch nie zuvor einen Menschen getötet.«
    »Zur Hölle …« Ihre kleinen Finger walkten seine Muskeln durch, und er spürte, wie sich nicht nur sein Körper entspannte, sondern auch eine seelische Beruhigung einsetzte. »Ich will dir mal was sagen, Boss: Es sollte Zivilisten nicht gestattet sein, eine Waffe zu besitzen.«
    »Und Söldnerinnen sollte es nicht gestattet sein, sich mit einem Agenten einzulassen«, versetzte er beinahe schläfrig. »Miri…«
    »Heute Abend will ich nichts mehr davon hören, dass ich weglaufen soll, accazi? Vielleicht weißt du es ja nicht, aber draußen tobt ein Blizzard! In diesem Schneesturm bin ich fünf Meilen weit marschiert; ich setze keinen Fuß mehr vor die Haustür!«
    Eine Hand ruhte auf seiner Schulter, mit der anderen fasste sie unter sein Kinn und hob seinen Kopf an, sodass er ihr in die Augen sehen musste. »Verrate mir eines, Boss: Was ist los mit dir?«
    »Ich …« Die Schleife blitzte auf, kündigte eine Katastrophe an, und ein Adrenalinstoß rauschte durch seinen Körper. Am liebsten wäre er aufgesprungen, doch irgendein namenloses Gefühl hielt ihn davon ab. Während er Miri in die Augen blickte, suchte er nach Worten in Terranisch oder in Trade, mit denen er ihr erklären konnte, was passiert war und in welcher Gefahr sie schwebten. »Ich … ich kann den Schalter nicht finden.«
    »Den Schalter?« Verständnislos runzelte sie die Stirn.
    »Ja, den Schalter.« Er legte eine Pause ein und überlegte krampfhaft, ob es eine bessere Vokabel für das Phänomen gab. Schalter war nicht präzise genug. Schlüssel? Nein. Denkmuster? Das kam den Vorgang schon näher, aber wenn er versuchte, es in Terranisch zu übersetzen, wäre der Sinn entstellt.
    Bei den Göttern, was ist Terranisch doch für eine primitive Sprache, dachte er gereizt. Sie ist absolut ungeeignet, um etwas zu erklären.
    Er merkte erst, dass er den Gedanken laut ausgesprochen hatte, als sie leise erwiderte: »Du magst ja recht haben, aber ich glaube nicht, dass die Leute, deren Muttersprache Terranisch ist, es mit Absicht so eingerichtet haben. Wahrscheinlich war es das Beste, was sie in der Eile zusammenschustern konnten, und sie dachten sich vielleicht, dass später immer noch Zeit wäre, daran herumzufeilen …« Sie rückte ein Stück von ihm ab, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. »Könntest du mir in groben Zügen erklären, was es mit diesem ›Schalter‹ auf sich hat? Wenn wir erst mal aus dieser Klemme heraus sind, lerne ich Niederliaden, damit wir uns besser verständigen können. Abgemacht?«
    Sie hätte es nie für möglich gehalten, aber er lächelte, und es war kein aufgesetztes Lächeln. Seine Augen funkelten vergnügt, die Mundwinkel zogen sich nach oben, und einen flüchtigen Moment lang dachte sie, sie hätte es geschafft, es sei ihr gelungen, zu ihm durchzudringen. Doch der Eindruck trog, und er schien sich ihr wieder zu entziehen. Er war wieder der Agent, der sich von ihr distanzierte. Sie sah immer noch denselben Mann vor sich, nun aber wie durch trennende Gitterstäbe.
    Er schloss die Augen, und sie fühlte regelrecht, wie er sich anstrengte, wie es in ihm arbeitete. Sie biss sich auf die Lippe, wagte es nicht, sich zu rühren, hielt so lange den Atem an, bis er die Augen wieder öffnete.
    »Als wir auf Edgers Schiff waren, zog ich mich eine Zeit lang zurück, um mich ganz den L’apeleka-Übungen zu widmen, die Edger mir einmal beigebracht hatte. Ich wollte wieder lernen, wie ein normaler Mensch zu denken. L’apeleka sollte dazu dienen, wieder eins mit mir selbst zu werden.«
    Sie nickte. Langsam hob er eine Hand und legte sie auf die ihre, die immer noch auf seiner Schulter ruhte. Ihre Finger verflochten sich ineinander, und als sie dann zudrückte, glaubte sie zu spüren, wie er den Druck

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