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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Chance von 35 Prozent, dass sie nach der Attacke auf ihn länger als eine Minute überlebte, und die Aussicht, einen Angriff zu überstehen, ohne selbst eine tödliche Verletzung davonzutragen, lag bei 20 Prozent.
    Miri, Miri, Miri! Mit seiner gesamten Willenskraft versuchte er, sie zu erreichen, mit ihr zu sprechen, wie Shan mit ihm geredet hatte. Miri, TU ES NICHT!
    Es gab kein Anzeichen dafür, dass sie ihn hörte; ihr Lied stieg in die Höhe, die Melodie verdichtete sich und formte sich zu einer Lanze.
    Trotz der fürchterlichen Angst, die ihn packte, funktionierte sein Geist einwandfrei, und er vermochte klar und kühl zu denken. Er zapfte Energiereserven an, die tief in seinem Inneren schlummerten, und fühlte dabei die L’apeleka- Ebene sowie irgendwelche Überbrückungsprogramme. Seine Verzweiflung schien ihm Flügel zu verleihen, gab ihm frische Kräfte. Ein Instinkt veranlasste ihn, mitten in seinem rasenden Lauf einen Haken zu schlagen, und im nächsten Moment sah er den Blitz; ein Pellet sauste zischend an seinem Ohr vorbei, ein anderes zerriss den Ärmel seiner Jacke.
    Die Klinge vom Middle River steckte lose in einem speziellen Futteral am Arm; jederzeit konnte er sie in seine Hand gleiten lassen. Er sah, wie der Agent, der für ihn immer noch unerreichbar war, sich umdrehte und die Waffe in Anschlag brachte. Er sah Miri, die in halb gebückter Haltung auf den Mann zuflitzte, unglaublich schnell und offenbar zu allem entschlossen; in ihrer Faust blitzte ein Messer. Er sah, wie der Agent auf ihren Arm zielte, sah, wie er abdrückte …
    Sah, wie die Pistole in hohem Bogen durch die Luft flog.
    Der Agent ging zum Gegenangriff über, doch Miri wich ihm mit einer geschickten Drehung aus. Sie duckte sich, stach zu, versuchte, seine Beine zu treffen. Aber der Mann war gut, bekam Miri am Arm zu fassen. Geistesgegenwärtig schleuderte sie das Messer von sich, ehe er es ihr abnehmen konnte; die funkelnde Klinge beschrieb einen Bogen und landete irgendwo im Schatten.
    Miri rang sich frei, stürzte sich auf den Mann und wollte ihn mit einem Trick, den er, Val Con, ihr beigebracht hatte, zu Fall bringen. Der Agent war verblüfft, mit diesem vertrauten Trick, den er während seiner Ausbildung bei der AIA gelernt hatte, konfrontiert zu werden. Das verlangsamte vorübergehend seine Reflexe, er glitt im Schnee aus, verrenkte sich, um das Gleichgewicht wiederzufinden, und bot schutzlos seinen Hals dar.
    Val Con wagte es nicht, sich durch einen lauten Zuruf bemerkbar zu machen, aus Angst, er könnte Miri ablenken. Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven zu einem Endspurt und hoffte, dass er sich den Patzer des Mannes nicht nur eingebildet hatte.
    Doch er war real. Miri schnellte vor, seinen Fehler ausnutzend.
    Der Agent fand die Balance wieder, fing den Aufprall ab, bückte sich, wirbelte herum und machte mit Miri kurzen Prozess; er agierte mit der Sicherheit und Körperbeherrschung eines durchtrainierten Kämpfers.
    Miri flog in einem hohen Bogen durch die Luft – eine schmale, rothaarige Puppe in einer blauen Jacke mit Kapuze – und knallte auf den verharschten Schnee.
    Sie lag völlig reglos da.
    Val Con hörte sich selbst schreien, während die Klinge bereits in seiner Hand lag; er sah, wie der Agent sich über Miri beugte, um sich zu vergewissern, ob sie auch wirklich tot war. Plötzlich zuckte der Mann zurück, würgend und nach Luft schnappend.
    Val Con war alles einerlei – das Raumschiff, die Verwandtschaft, Liad, das Universum und das Leben überhaupt. Die Kristallklinge vom Middle River fing das Licht ein und hielt es fest, als er sie hochhob, bereit zum Zustechen. Er stürmte vor, um mit dem Mörder seiner Frau abzurechnen.
    Etwas traf ihn direkt unterhalb der Knie und warf ihn in den Schnee, während eine schrille Stimme in seinen Ohren gellte: »Bleib weg von ihm! Es ist Cloud – ein Gift!«
    Er rollte sich ab und kam wieder auf die Füße; ein Blick zeigte ihm, dass der Agent in den Schnee griff und einen glänzenden, schwarzen Gegenstand aufhob. Wieder schmiss Miri sich mit einem Hechtsprung auf Val Con, der seitwärts wegkippte.
    Er hörte das Husten der Pelletpistole und spürte, wie Miris Körper sich zuerst verkrampfte, um dann schlaff gegen ihn zu sacken.
     
    Er lebte. Ein zweiter Schuss war nicht abgefeuert worden. Val Con schob Miri von sich weg und fasste den Agenten ins Auge, der ungefähr drei Schritte entfernt von ihm stand, die Pistole im Anschlag; sein Gesicht jedoch wirkte
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