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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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der Wahrheit freizügig umgehen und gelegentlich eine divergierende Auffassung von dem haben, was aufrichtig ist und was nicht. Deshalb kann jemand in gutem Glauben etwas behaupten, was in der Realität gar nicht stimmt. Die Grenze zwischen Wahrhaftigkeit und Unwahrheit ist mitunter fließend.«
    »In dem, was du sagst, ist eine Menge Weisheit, Bruder«, räumte Edger ein. »Hast du eventuell auch einen Vorschlag, was wir als Nächstes unternehmen sollen? Sprich getrost aus, was du denkst.«
    Sheather neigte den Kopf, dachte kurz an seine Schwester, die er in Gedanken mit einer hell funkelnden Klinge verglich, und überlegte, wie Miri Robertson sich in diesem Fall wohl verhalten hätte. Bedächtig hob er an: »T’carais, mir scheint, dass Grom Trogar nicht weiß, mit wem er es hier zu tun hat. Eine Demonstration wäre vielleicht angebracht, ehe wir uns verabschieden. Danach geben wir ihm Zeit, die vollständigen Fakten einzuholen und seine Meinung noch einmal zu überdenken.«
    »Ich habe dir gut zugehört«, erwiderte Edger. Er schwieg eine geraume Weile, den Blick aus den glänzenden Augen auf den Mann gerichtet, der in lässiger Haltung hinter seinem Schreibtisch stand. Sorgfältig prüfte er den Rat seines Anverwandten, begriff, was Sheather zu diesem Vorschlag bewogen hatte und welchen Zweck er damit verfolgte. Obwohl die Idee nicht reiflicher Überlegung entsprungen war, sondern eher einer spontanen Eingebung glich, fand sie seine uneingeschränkte Billigung.
    »Grom Trogar!«, grummelte sein Bass.
    »Ja, Altehrwürdiger? Kann ich vielleicht sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Sie haben gehört, was mein Bruder gesagt hat, Grom Trogar. Ich stimme meinem Anverwandten zu. Wir werden Ihnen zeigen, was es mit den Mitgliedern des Messer-Clans vom Middle River auf sich hat, damit durch Ihre Unwissenheit nicht noch mehr Schaden entsteht. Danach lassen wir Sie eine Zeit lang allein, und Sie sollten diese Pause gut nutzen, um Nachforschungen anzustellen und Fakten zu sammeln. Nach fünf Standardtagen kommen wir zu Ihnen zurück und setzen dieses Gespräch fort. Und nun geben Sie gut Acht!«
    Edger schloss kurz seine großen Augen, machte sie wieder auf… und fing an zu singen.
    Eine einzige Note, die er solange hielt, bis ihm die Luft ausging. Es folgte ein zweiter Ton … und ein dritter.
    Der Konferenztisch aus Miraldine vibrierte, feine Risse breiteten sich spinnennetzförmig aus, dann zerbröckelte er und fiel in sich zusammen, ein glitzernder Haufen aus Trümmerstücken und Staub.
    Grom Trogar hörte jemanden hingebungsvoll fluchen, seltsamerweise in der Sprache seiner Jugend; als er seine eigene Stimme erkannte, verstummte er.
    »Sie müssen wissen«, erklärte Edger, »dass dieses Lied das schlichteste ist, das ich Ihnen vorsingen kann, Grom Trogar. Ich wählte es aus, weil es in seiner Einfachheit genügt, um Ihnen zu demonstrieren, wozu ich fähig bin, und gleichzeitig komplexere kristalline Strukturen wie die in Ihrer Kommunikationsanlage intakt lässt. Es tut mir leid, dass ein paar der Juwelen in Ihrem Kunstwerk gleichfalls beschädigt wurden.« Er gab seinem Bruder Sheather einen Wink und neigte den Kopf nach Art der Menschen. »Möge es Ihnen wohl ergehen, Grom Trogar. In fünf Tagen kommen wir zurück.«
    Mit einer für derartige Kolosse erstaunlichen Flinkheit durchquerten Grom Trogars Besucher das Zimmer, stiegen über den zerbröckelten Tisch hinweg und marschierten durch die Tür. Grom Trogars Hand zuckte in Richtung des Knopfes an seinem Schreibtisch, mit dem er den beiden den Ausgang hätte versperren können, doch dann ballte er die Finger zur Faust und ließ sie ihrer Wege gehen.
    Langsam begab er sich zu den traurigen Überresten des Konferenztisches, bückte sich und hob einen ausgezackten blauen Splitter auf. Ihn so fest mit der Hand umklammernd, dass die scharfen Spitzen sich in sein Fleisch bohrten, trat er vor die prächtige Karte, die so eindrucksvoll den Machtbereich der Juntavas illustrierte und in der jede der einhundertundvier tributpflichtigen Welten von einem funkelnden Edelstein markiert wurde.
    Er war nicht wirklich überrascht, als er sah, dass nur noch einunddreißig Juwelen übrig geblieben waren.

Orbit um Liad
     
    S cout Lieutenant Shadia Ne’Zame war unglücklich.
    »Ein ganzes verdammtes Jahr auf Liad«, schimpfte sie vor sich hin, während die Pilotin in ihr sich mit Routineaufgaben wie Vektoranalysen, Koordinatenchecks und Geschwindigkeitsanpassung

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