Liberator
gesucht.«
Col legte einen Finger auf die Lippen und zeigte auf die liegende Gestalt auf dem Diwan.
»Ach, ja. Deine Ehefrau!« Riff schien nicht sonderlich an ihr interessiert, senkte ihre Stimme aber zu einem Flüstern. »Die Ratsversammlung hat stattgefunden, und sie haben deinem Plan zugestimmt. Ein kleines Kommando wird von unten eindringen.«
»Wann?«
»Morgen Nacht im Schutz der Dunkelheit, heute schaffen wir’s nicht mehr. Du gehörst natürlich dazu.«
»Ich werd’s versuchen.«
»Du kannst mir helfen, die anderen auszusuchen … Was meinst du denn mit versuchen ?«
»Ich muss mich um Sephaltina kümmern.«
»Wieso?«
»Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Hatta das macht.«
»Und warum du?«
»Sie ist meine Frau.«
Riffs Miene verfinsterte sich.
»Ich denke, es war eine arrangierte Hochzeit? Du hast dir Sephaltina doch nicht ausgesucht. Eine Allianz zwischen zwei Familien.«
»Ja, alles richtig. Aber ich fühle mich trotzdem für sie verantwortlich.«
»Wegen diesem bisschen Gold um deinen Finger?«
Col blickte auf seinen Ehering. Nicht zum ersten Mal wünschte er, er könnte diese Ehe durch pure Willenskraft annullieren. »Ich habe aber nun mal am Ende der Trauung Ich will gesagt. Ich kann es nicht ändern, aber ich bin nun mal mit ihr verheiratet.«
»Zu sehr verheiratet, um mir zu helfen. Ich komme erst an zweiter Stelle.« – »Nein, du kommst zuerst.«
»Aber nicht grade jetzt, was?«
»Morgen Abend wird es ihr bestimmt besser gehen.«
»Puhh! Ich glaube, du musst einen Weg finden, um dich wieder zu entheiraten. Jedenfalls wenn du weiter mit mir zu tun haben willst.«
»Entheiraten?«
»Na, ihr habt doch eine Zeremonie, um zu heiraten, dann müsst ihr doch auch eine haben, um euch zu entheiraten! Wo ihr sagt Ich will nicht oder so was!«
»Hab noch nie davon gehört, dass sich jemand entheiratet hat. Was passiert denn, wenn Dreckige sich verpartnern?«
»Das ist ganz was anderes. Es ist keine Allianz zwischen zwei Familien.«
»Aber es gibt doch auch eine Zeremonie, oder nicht?«
»Aber nicht so was wie eure Protzer-Zeremonie.«
»Erzähl mir davon.«
»Nein«, Riff schniefte. »Wahrscheinlich sind wir sowieso alle bald tot. Dein Plan ist unsere letzte Chance.«
»Ich will dabei sein.«
»Dann musst du dich entscheiden!«
»Kannst du später wiederkommen?«
Sephaltina hatte plötzlich zu keuchen begonnen. Krämpfe warfen ihren Körper hin und her, und ihre Augen öffneten und schlossen sich in schnellem Rhythmus. Mit der einen Hand kühlte Col ihre Stirn, mit der anderen versuchte er, sie ruhigzustellen. Als die Krämpfe endlich vorüber waren, zeigte die Bandage um ihren Hals einen kleinen roten Fleck.
Als er sich endlich umdrehte, um sein Gespräch mit Riff fortzusetzen, war sie verschwunden.
59
Sephaltinas Zustand war über Nacht stabil geblieben. Als Hatta sie am nächsten Morgen untersuchte, sagte sie: »Jetzt kommt’s auf sie selbst an, wie lange es dauert, bis sie wieder ganz gesund ist.«
Col wollte sich mit dieser Diagnose nicht zufrieden geben, aber Hatta eilte davon, ohne auf seine Fragen einzugehen. Zumindest gab Sephaltina kein Gurgeln mehr von sich, und die Keuchanfälle waren auch schwächer als am Tag zuvor. Er konnte nichts anderes tun, als ihre Stirn zu kühlen.
Es kam Besuch für sie: Orris, Quinnea und Antrobus. Antrobus trug eine in rosa Papier eingeschlagene Schachtel.
»Wie geht es meiner armen Schwiegertochter?«, fragte Quinnea. Col wiederholte, was Hatta ihm gesagt hatte. Quinnea flatterte um die Patientin herum und murmelte vor sich hin: »Wir dürfen sie nicht verlieren. Das darf einfach nicht sein. Das könnte ich nicht ertragen.«
Col wechselte das Thema. »Was passiert auf dem Juggernaut?«
»Deine Schwester ist zur wichtigsten Organisatorin geworden«, antwortete Orris mit einem gewissen Stolz in der Stimme. »Sie ist jetzt für alle möglichen Dinge verantwortlich.«
»Immer so aktiv«, fügte Quinnea hinzu und fasste sich an die Stirn. »Allein ihr zuzusehen ermüdet mich.«
»Und die Dreckigen stören sich nicht daran, dass Gillabeth das Sagen hat?«, fragte Col.
»Nicht im Geringsten«, sagte Orris. »Die Einstellung hat sich vollkommen verändert, seitdem die Radikalen gestürzt worden sind. Es trägt auch niemand mehr eine rote Armbinde.«
»Und was ist mit den imperialistischen Juggernauts?«
»Sie haben jedenfalls bisher nicht angegriffen.« Orris fuhr sich über sein langes Kinn. »Aber der Angriff kann
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