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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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jeden Moment erfolgen. Der österreichische Juggernaut ist letzte Nacht näher an uns herangerückt. Wir beten, dass auch die nächsten vierundzwanzig Stunden nichts geschieht.«
    »Sag es ihm, mein Lieber«, ermunterte Quinnea ihren Mann.
    »Ich bin ausgewählt worden, an der Operation Romanow teilzunehmen.«
    Jetzt lächelte Orris tatsächlich.
    »Wir werden von unten in den Juggernaut eindringen.«
    Col war verblüfft – und ein wenig neidisch. »Wieso du?«
    »Weil ich vor langer Zeit einmal Russisch gelernt habe.« Orris holte tief Luft. » Dobry djen . Das heißt Guten Tag.«
    »Ach so.« An das Sprachproblem hatte Col nicht gedacht. Natürlich mussten sie sich mit den russischen Dreckigen auf der Romanow verständigen können. Col wandte sich an seine Mutter. »Und du hast nichts dagegen?«
    Quinnea zögerte nicht eine Sekunde. »Manchmal muss jeder ein Risiko eingehen. Ich weiß, dass Orris Kräfte in sich entdecken wird, die er bislang nicht gekannt hat.«
    Col hätte fast die Schale mit dem kalten Wasser fallen lassen. Bei seiner Mutter hatte offenbar eine Persönlichkeitsveränderung stattgefunden! Seitdem sie erfolgreich die Rotarmbinden an den Beinen in den Käfig gezogen hatte, schien sie neuen Lebensmut gefasst zu haben.
    »Du wirst erstaunt sein, was du leisten kannst, wenn du musst«, ermutigte sie ihren Mann.
    »Schade, dass du nicht dabei sein kannst, Colbert«, sagte Orris. »Aber ich denke, du musst dich wohl um deine Frau kümmern.« Wenn in Orris’ Äußerung ein Zögern mitschwang, so gab es für Quinnea keine Frage, was ihr Sohn zu tun hatte. »Natürlich muss er das. Ach, das hätte ich ja fast vergessen. Wir haben ihr wunderbare Süßigkeiten mitgebracht.«
    Jetzt trat Antrobus vor und hielt die Schachtel hoch.
    »Sie mag Bonbons doch gern, nicht wahr?«, fragte Quinnea Col.
    »Sie ist geradezu verrückt danach!«
    Col nahm Antrobus die Schachtel ab und stellte sie auf die Vitrine. Er fragte sich, welche ernsten Gedanken Antrobus wohl wieder durch den Kopf gingen. Ob sein kleiner Bruder wusste, dass das, was er für Sephaltina empfand, nur Verantwortungsgefühl und eine Art Schuldempfinden war, weil er sie nicht liebte? Doch Antrobus sagte kein Wort, und Col war ihm dafür dankbar.
    Nachdem sie gegangen waren, verbrachte Col den weiteren Vormittag in einer monotonen Trance. Zumindest war kein Angriff von der Romanow oder der Prinz Eugen erfolgt.
    Später kamen Victoria und Albert vorbei, um nach Sephaltina zu sehen. Col biss die Zähne zusammen, als sie sich nach seiner Ehefrau erkundigten und ihn ihres Mitgefühls versicherten.
    »Keine Sorge!« Albert klopfte ihm auf die Schulter. »Sie wird schon wieder auf die Beine kommen.«
    Gerade der Umstand, dass ihr Mitgefühl wirklich echt war, machte es so schwer erträglich. Warum begriffen sie denn nicht, dass seine Heirat nichts anderes gewesen war als eine Allianz zwischen zwei Familien?
    Er hatte eine Frage an Victoria, wollte sie aber nicht in Sephaltinas Gegenwart stellen – auch wenn sie schlief. Also wartete er das Ende des Besuchs ab und begleitete die beiden in den Korridor.
    »Als Sie als Königin abgedankt haben«, fragte Col Victoria, »haben Sie da eigentlich auch Ihr Amt als Oberhaupt der Kirche des Empire aufgegeben?«
    »Das weiß ich selbst nicht«, erwiderte Victoria verwirrt. »Ich habe einfach abgedankt. Wieso?«
    »Nun ja, als Oberhaupt der Kirche gehörte es doch zu Ihren Aufgaben, Leute zu verheiraten, oder?«
    Victoria nickte langsam.
    »Ja, ich denke, das ist richtig so.«
    »Also, wenn Sie noch immer Oberhaupt der Kirche sind, können Sie auch weiterhin Leute verheiraten?«
    »Oh!«, gab Victoria strahlend von sich. »Du kennst jemanden, der heiraten will?«
    Col ignorierte die Frage. »Und auch Leute entheiraten?«
    Das Lächeln verschwand. »Jemanden entheiraten?«
    »Ich kenne jemanden, der entheiratet werden möchte.« Col sagte dies so beiläufig wie möglich. Er verließ sich darauf, dass Victoria und Albert, wie jedermann wusste, herzensgute Menschen waren, aber keine großen Denker, und deshalb den offenkundigen Schluss nicht ziehen würden.
    »Ach du meine Güte«, sagte Victoria. »Wie traurig. Kennen wir die Person?«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wer es ist. Aber gibt es denn da keine Möglichkeit? Es sollte doch eine geben!«
    Victorias große wässerige Augen sahen betrübt aus. »Ich würde mich furchtbar fühlen, wenn ich jemanden verheiratet hätte, der das gar nicht wollte.«
    »Vielleicht gibt

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