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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Sie waren in den Geräten, in den Kästen.«
    »Magnete?«
    »Für das Projekt. Es war ein glücklicher Zufall.«
    Als Septimus vorher das Projekt erwähnt hatte, dachte Col, er meinte das Operation Romanow . »Aber wieso Magnete?«
    »Du bist wohl schon ganz schön lange hier drin?«, fragte Septimus, als sei ihm der Gedanke gerade erst gekommen.
    »Ich bekomme nur noch mit, was Besucher erzählen.«
    »Weißt du denn, dass die anderen Juggernauts aufgetaucht sind?«
    »Was? Nein!«
    »Die französische Marseillaise und die türkische Topkapı .«
    »Wann?«
    »Vor einer halben Stunde.« Septimus drehte sich halb zur Tür. »Willst du gucken kommen?«
    Sephaltina lag friedlich unter dem Quilt und schlief. Col rechnete sich aus, wie lange es dauern würde, einen schnellen Blick nach Draußen zu werfen, wenn sie sich beeilten … »Okay«, sagte er.
    Sie hatten einen Dampffahrstuhl nach Deck 31 genommen und waren dann zu einer der Sortierwannen gerannt. Die Luft bewegte sich nicht, sie war heiß und schwer. Es war kurz vor Sonnenuntergang und der Himmel orangegelb gestreift. Hunderte von Vögeln stiegen vor ihnen auf. Col und Septimus gingen um die Transportschaufel herum, die in der Wanne ruhte, und stellten sich vorn an den Rand.
    »Die Topkapı .« Septimus zeigte nach vorn. »Und die Marseillaise .«
    Direkt vor ihnen lag die massige Romanow , die beiden anderen Juggernauts lagen in größerem Abstand links und rechts dahinter. Ihre Silhouetten, die sich dunkel gegen den leuchtenden Himmel abzeichneten, erinnerten an auf Beute lauernde Ungeheuer.
    Die Topkapı lag links neben der Prinz Eugen . Der türkische Juggernaut war noch kleiner als der österreichische und hatte ein eigenartig altmodisches Profil, das vom Bug stufenförmig bis zu einem großen quadratischen Heck anstieg. Vorne überragten die oberen Hälften zweier riesiger Speichenräder das Deck. Und sowohl das vordere Deck als auch das Heck waren wie eine Burg mit Zinnen gekrönt.
    Die Marseillaise auf der rechten Seite war ein Monster, fast so groß wie der Liberator . Zwei riesige kegelförmige Gerüste dominierten den Juggernaut bugseits und achtern; darüber schwebten an langen Seilen eine Anzahl zigarrenförmiger Fesselballons. Der Bug war wie eine flache Schnauze oder eher ein Rüssel geformt, halb so lang wie der gesamte Juggernaut.
    »Jetzt wissen wir also, worauf die Russen und Österreicher gewartet haben«, sagte Col.
    »Auf Verstärkung.«
    »Aber jetzt werden sie nicht mehr lange warten.«
    »Nein.«
    Septimus zog seine Stirn kraus und schnippte mit den Fingern. »Ich muss wieder zum Professor, er braucht meine Hilfe.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, eilte er davon. Col blieb noch ein paar Minuten länger, aber im schwindenden Licht war immer weniger zu erkennen. Zuletzt machte er sich wieder auf den Weg zu Sephaltina in ihrem Krankenzimmer. Erst auf dem Rückweg merkte er verärgert, dass er vergessen hatte, Septimus zu seinem Magnet-Projekt zu befragen.

61
    Würde Riff ihn holen kommen? Immer wieder ließ Col sich ihr letztes Gespräch durch den Kopf gehen. Er hatte sie zwar gebeten wiederzukommen, aber sie hatte nicht ja gesagt. Jetzt war die Sonne untergegangen, und die Zeit für die Operation Romanow war gekommen … oder war das Kommando schon ohne ihn unterwegs?
    Erschrocken sprang er auf, als die Tür plötzlich aufschwang und Riff den Raum betrat. Unglücklicherweise weckte seine heftige Bewegung Sephaltina. Auf ihrer Stirn zeigte sich eine kleine Falte, als ob jemand etwas Anstößiges in ihrer Gegenwart getan hätte.
    »Also«, sagte Riff, »das ist deine letzte Chance. Wir wollen uns jetzt auf den Weg machen.«
    Sephaltina antwortete ihr in überheblichem Ton. »Mein Mann muss sich um mich kümmern.«
    Riff ignorierte sie und sprach weiter zu Col. »Es war dein Plan. Bist du nun dabei oder nicht?«
    »Ich …«
    »Du kannst ihn mir nicht einfach wegnehmen«, sagte Sephaltina. »Er gehört mir.«
    Col drehte sich zu Sephaltina um. »Es wird ja nicht lange dauern. Und dir geht es doch von Tag zu Tag besser.«
    »Das stimmt nicht. Mir geht es schlechter. Und wenn du jetzt weggehst, wird es mir noch viel schlechter gehen.«
    Es hörte sich wie eine Drohung an. Riff stand abmarschbereit an der Tür. »Und?«
    »Geh weg!«, schrie Sephaltina plötzlich. »Du verstehst doch gar nichts vom Verheiratetsein. Du bist nur eine Dreckige. Eine Heirat ist für immer und ewig. Durch dick und dünn. In guten wie in schlechten

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