Liberator
»Nicht gut.«
»Wette, der steht die ganze Nacht hier«, sagte Padder.
»Wir werden nie in die Rohre kommen, solange der hier steht«, sagte Orris.
»Wir wollen gar nicht in die Rohre«, fuhr Riff dazwischen, »die sind doch für die Offiziere. Die führen ganz bestimmt zum Oberdeck!«
»Wir müssen erst einmal mit den russischen Dreckigen sprechen!«, erklärte Col. »Wir müssen zum Maschinenraum.«
»Und ich glaub, ich weiß auch, wie wir da hinkommen«, sagte Riff.
»Und wie?«
»Dann hör mal zu!«
63
Sie teilten sich, wie Riff vorgeschlagen hatte, in zwei Gruppen auf. Padder und Cham hatten die Aufgabe, ein Ablenkungsmanöver zu starten; alle anderen sollten sich bei der Doppelröhre auf der anderen Seite der Reparaturzone im Schatten versteckt halten.
»Da.« Riff zeigte nach oben und nickte zufrieden.
Es war, wie sie vorausgesagt hatte. Weil die auf die Erde führenden Röhren rund waren, füllten sie die rechteckige Einstiegsluke nicht aus, sondern ließen unter sich eine dreieckige Lücke frei. Und von dieser Seite aus konnte der Reparaturtrupp die Lücke nicht sehen.
Riff, Cree, Jarvey, Orris, Col und Dunga stellten sich in eine Reihe und warteten. Ihre Jutebeutel und Waffen hielten sie an die Brust gepresst.
»Aaaarg! Waaarrg!« Padder und Cham begannen zu brüllen und Eisen gegen Eisen zu schlagen. Der Wachsoldat an der Einstiegsluke drehte den Kopf, um festzustellen, woher der Krach kam, und ging dann einige Schritte in die Richtung, wo er seine Quelle vermutete.
Riff gab gar nicht erst ein Zeichen, sondern sprintete sofort los, die anderen dicht auf den Fersen. Sie schob Beutel und Waffe durch die Lücke, fasste nach dem Rand der Luke und zog sich nach oben. Cree schob noch ein bisschen von unten nach, und im nächsten Moment war Riff durch und streckte ihre Hand aus, um Cree in die Luke zu helfen. Jarvey und Orris folgten.
Das Ablenkungsmanöver war noch in vollem Gang, aber die Quelle des Krachs schien sich weiter zu entfernen. Nun fehlten nur noch Col und Dunga. Col hob seinen Beutel und die Waffe in die Lücke, und schon wurden sie ihm von oben abgenommen. Er griff nach dem Rand der Luke und zog sich hoch. Da er jedoch breiter gebaut war als die hageren Dreckigen, war es für ihn nicht ganz so einfach, sich durch die enge Lücke zu zwängen.
Als er halb durch war, stellte er fest, dass niemand mehr da war, um ihm eine helfende Hand entgegenzustrecken – auch Dunga war verschwunden. Und im selben Moment begriff er, warum. Denn er spürte, dass in seinem Rücken, der gegen das gewellte Material gepresst war, etwas vibrierte. Die Vibrationen stammten von Schritten, die immer näher kamen. Jemand lief durch eines der Rohre nach unten. Col konnte nichts anderes tun, als stillzuhalten und zu bleiben, wo er war. Er presste sich vorsichtig so eng gegen den Rand der Luke wie es ging. Es war, als ob jemand direkt seinen Rücken herablief. Die Rohre, die mit Eisenringen verstärkt waren, schnitten ihm nun tief ins Fleisch. Würde das halbdurchsichtige Material ihm genug Schutz bieten?
Ja, das tat es – die Schritte liefen über ihn hinweg, bis sie den Boden erreicht hatten. Und im nächsten Moment verließ die Person das Rohr bereits, ohne das Geringste gemerkt zu haben. Col hing weiterhin bewegungslos in der Lücke, bis Dunga aus dem Nichts wieder auftauchte und ihm einen kräftigen Schubs gab. Er flog fast durch die dunkle Luke. »Langsam!« Hände ergriffen seine Arme. »Bleib auf dem Grat!«
Die Luft hier am Boden der Romanow war zum Schneiden dick und stank erbärmlich nach Jauche. Als Col sich umdrehte, um Dunga zu helfen, kniete Jarvey schon am Rand der Luke und streckte seine Hand nach unten. Jemand drückte Col seinen Jutebeutel und seine Waffe in die Arme. Er stand auf einem Grat zwischen zwei flachen rechteckigen Mulden; ähnliche Mulden breiteten sich in alle Richtungen aus. Was immer die Flüssigkeit war, die sich in ihnen befand – von ihr ging jedenfalls der Jauchegestank aus.
Er trat einen Schritt zurück und besah sich die Umgebung genauer. Das schwache Licht schien von überall und nirgends zu kommen. Anscheinend befand er sich in einem riesigen offenen Maschinenraum; aber Antriebswellen, die dicker waren als Baumstämme, verliefen über ihm und blockierten die Sicht. Im Moment standen die Wellen still, sie glänzten silbrig und trieften von Öl. Die gewellte Doppelröhre stieg in einem steilen Winkel nach oben und verschwand hinter ihnen.
»Los«, sagte Dunga von
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