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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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jetzt an Riff herankommen? In den Gängen herumzulungern, um sie durch Zufall zu treffen, würde nur die Wachen auf ihn aufmerksam machen. Es gab nur einen einzigen Weg, sie allein anzutreffen – und er war verzweifelt genug, diesen Weg zu gehen. Er machte sich auf zu Riffs Kabine auf Deck 42. Er wusste genau, dass ihr das nicht recht sein würde. Schon ein paar Wochen nach der Befreiung hatte sie ihm gesagt, dass es zu riskant wäre, sich in ihrer Kabine zu treffen. Aber vor der Befreiung hatte sie es doch auch immer geschafft, ihm heimliche Besuche in seiner Kabine abzustatten!
    Deck 42 war das Deck, auf dem die Porpentines früher gewohnt hatten. Riff hatte sich eine Kabine an der Außenseite des Juggernaut ausgesucht, denn dort hatten die Dreckigen Bullaugen ausfindig gemacht, die mehr als ein Jahrhundert lang abgedeckt gewesen waren.
    Col hatte Glück, es waren keine Dreckigen auf dem Korridor vor Riffs Kabine. Er eilte zur Tür, tat so, als klopfe er an, drehte den Türknauf, trat ein und schloss die Tür sofort hinter sich. Der Raum kam ihm zugleich vertraut und fremd vor. Vertraut, weil er sie in den Wochen nach der Befreiung, bis der erste Sabotageakt stattgefunden hatte, dort oft besucht hatte. Fremd, weil er nun allein in dem Raum war, der durch das Mondlicht völlig verändert wirkte. Wie lange würde er wohl auf sie warten müssen?
    Das Bullauge war sehr weit oben in die Wand eingelassen, darunter stand ein Stuhl. Zu seiner Linken befand sich das Bett; zu seiner Rechten der Schrank, der Waschtisch und die Kommode. Daneben stand, vor der Ecke, ein Bücherregal mit drei Regalbrettern. Er erinnerte sich, wie er Riff geholfen hatte, das Regal aufzustellen. Sie hatten es aus einer Kabine, die zwei Korridore entfernt lag, geholt. Es war Riffs ganzer Stolz gewesen. Gemeinsam hatten sie die Bücher ausgesucht, die in das Regal sollten. Nicht nur die Bücher, die in Cols altem Zimmer gestanden hatten; von überall her hatten sie interessante Bücher beschafft. Es war wie eine Schatzsuche gewesen.
    Eine Welle von Traurigkeit überrollte ihn. Er saß auf Riffs Bettkante und hätte heulen mögen. Die ersten Wochen waren magisch gewesen. Die goldene Zeit. Sie hatten hier auf dem Bett gesessen und alles besprochen – bis hin zur Ausstattung ihrer Kabine. Die Zukunft war ihnen beiden freundlich und einladend erschienen. Auch seine Zukunft.
    Als er sich umsah, merkte er, dass Riff nichts mehr verändert hatte, seit sie beide den Raum eingerichtet hatten.
    War das ein gutes Zeichen? Sie hatten darüber gesprochen, dass sie Bilder aufhängen und andere Lampenschirme und bessere Decken besorgen würden. Aber Riff hatte nichts davon getan.
    Eine Erinnerung brach ihm fast das Herz. Kurz nachdem Riff diese Kabine ausgesucht hatte, hatte er ihr geholfen, die Metallplatte vor dem Bullauge zu entfernen. Sonnenlicht war hereingeströmt. Sie hatten nebeneinander gesessen, die Hände fest ineinander verschlungen, und das Licht und die Wärme genossen. Einfaches wunderbares Sonnenlicht. Und er hatte gedacht, es würde für immer so bleiben.
    Er schüttelte den Kopf, stand auf und ging zum Bullauge. Der Stuhl stand noch immer genau da, wo sie ihn am allerersten Tag hingestellt hatten. Wie oft hatten sie auf dem Stuhl gestanden und nach Draußen gesehen – lachend, balancierend, sich gegenseitig um die Taille fassend! Er stieg auf den Stuhl und drückte sein Auge auf das dicke gewölbte Glas.
    Draußen sah es trostlos aus. Vom Mond war nicht mehr als ein Silberstreifen am Horizont zu entdecken. Die Gebäude der Kohlestation lagen völlig im Dunkeln. Das Stahlgerüst, aus dem teleskopartig Stangen gewachsen waren, damit sie abgeholt werden konnten, hatte die Stangen wieder eingefahren und war kaum zu unterscheiden von den anderen großen spinnenartigen Gestellen. Nirgendwo waren Menschen zu sehen. Es war, als ob Botany Bay und der Juggernaut keine Kenntnis voneinander nähmen.
    Nun stellten sich düsterere Erinnerungen ein. Er dachte daran, wie Riff angefangen hatte, dafür zu sorgen, dass er sie nicht mehr so oft besuchte. Zunächst hatte er überhaupt nicht begriffen, was geschah. Er sagte weiterhin dieselben Worte – die falschen Worte – wie zu der Zeit, als er sich noch vorgestellt hatte, dass sie bald verpartnert sein könnten. Zu spät! Als die Sabotageakte weitergingen und das Misstrauen der Dreckigen zunahm, wurden die Abstände zwischen ihren Treffen immer größer und die Zeiten der Nähe immer geringer.
    Ein Geräusch

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