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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Trupp. Lass mich Megras Platz einnehmen!«
    »Du bist ’n Protzer.«
    »Ich bin auf eurer Seite.«
    »Du hast kein Gewehr.«
    »Würdest du mir ein Gewehr geben?«
    Dunga dachte einen Moment nach. »Nee.«
    Danach sagte sie kein weiteres Wort mehr, während er neben ihr her marschierte. Er wusste sich keinen Reim auf ihre Zugeknöpftheit zu machen. Selbst als sie den Eingang zu den Sortierwannen erreicht hatten, gab sie keinen Ton von sich.
    Col sprang ins kalte Wasser. »Also? Kann ich mitmachen?«
    »Okay. Aber zieh keine Schau ab!«
    19
    Eine einzige Transportschaufel beförderte die Dreckigen hinunter zur Kohlestation, immer zwanzig auf einmal. Dungas Trupp war als letzter an der Reihe und musste dann sehr schnell marschieren, um zu den anderen aufzuschließen. Einige im Trupp trugen neben ihrem Gewehr auch einen Jutebeutel, der bei jeder Bewegung ein metallisches Klirren von sich gab. Dunga führte sie um das Heck des Juggernaut herum. Inzwischen war der silberne Mond verschwunden und funkelnde Sterne waren ihre einzige Lichtquelle. Die gewaltigen zylindrischen Umrisse der Walzen des Juggernaut zeichneten sich hoch über ihren Köpfen ab.
    Hinter der Helling verwandelte sich der Boden in eine klebrige Paste aus Matsch und Kohlenstaub, die an ihren Schuhen saugte und jeden Schritt zu einem kleinen Kampf machte. Col marschierte dicht hinter Dunga und vor dem Rest des Trupps. Nur Dunga wusste, dass er ein Protzer war, und dabei wollte er es auch belassen.
    Die Gebäude und Kohlepyramiden von Botany Bay bildeten ein Durcheinander verschwommener Schatten. Zu ihrer Rechten ließen sie irgendwelche Maschinen hinter sich, Blöcke und Kuppeln, die an schlafende Monster erinnerten. Nach einer Weile wurde der Boden immer unebener, bis sie eine Serie von parallelen Graten übersteigen mussten, zwischen denen sie immer wieder in tiefe Pfützen traten. Leise Flüche waren allerorten zu vernehmen.
    »Halt!«, kam Riffs Stimme leise von vorn. »Wir warten hier.«
    Vor ihnen war eine Reihe von halb in der Erde vergrabenen stählernen Tanks aufgetaucht. Ein Trupp nach dem anderen erreichte die Tanks und versteckte sich dahinter. Manche Dreckige fanden trockene Plätze zum Sitzen, die übrigen kauerten sich auf ihre Hacken und lehnten sich gegen die Tanks. Auf der Erde waren überall schwarze Ölflecken zu sehen, und schwerer Ölgeruch hing in der Luft.
    »Worauf warten wir?«, fragte Col Dunga.
    »Morgengrauen.« Dunga gab nie zwei Worte von sich, wenn eines genügte. Sie versammelte ihren Trupp um sich und unterteilte ihn in kleinere Kommandos von fünf oder sechs Leuten. Jedes dieser Kommandos verfügte über einen der Jutebeutel, wie Col auffiel. Er stand unbehaglich und schweigend zwischen den Angehörigen seines Kommandos, die sich leise miteinander unterhielten. Es dauerte nicht lange bis sich das erste zaghafte Morgengrauen am Himmel zeigte. Man konnte hinter den Kohlepyramiden in der Ferne eine Hügelkette erahnen. Riff versetzte die Truppe in Gefechtsbereitschaft.
    »Ihr kennt den Plan«, stellte sie noch einmal fest. »Wir legen die Kaserne lahm und ziehen weiter zur Residenz, um Geiseln zu nehmen. Vor allem natürlich den Gouverneur und seine Frau. Ihr habt Waffen, aber versucht, sie nicht zu benutzen. So wenig Blutvergießen wie möglich!«
    Sie marschierten im Gänsemarsch zwischen den Tanks hindurch. Dabei nahmen sie wieder dieselbe Formation an wie vorher: Riffs Trupp am Kopf und der von Dunga am Ende. Col fragte sich, was Riff mit Wir legen die Kaserne lahm gemeint haben könnte. Alles wirkte ruhig und verlassen, Wachen waren nicht zu sehen. Offenbar lagen die Soldaten und Offiziere friedlich auf ihren Pritschen und schliefen. Die einzelnen Trupps bewegten sich mit umso größerer Vorsicht, je näher sie den Gebäuden kamen. Sie liefen auf der weichen Erde und vermieden die Schotterwege. Dann teilten sich die Trupps in Kommandos auf. Dunga zeigte auf einzelne Punkte der Gebäude und flüsterte: »Nehmt das Fenster da am Ende. – Ihr nehmt die Tür an dem Ende. – Ihr das Fenster dahinten. – Ihr die Tür dort.« Ein Kommando nach dem anderen verschwand in der Dunkelheit.
    Jede der Baracken, aus denen die Kaserne bestand, war nach demselben Muster gebaut. Gewölbte Wellbleche bildeten die Längsseiten und die Dächer, die kurzen Seiten waren gemauert. An der einen gemauerten Seite befand sich ein Fenster, an der anderen eine Tür.
    Col war froh, dass er zu demselben Kommando gehörte wie Dunga. Es waren noch

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