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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Nichts und ich ein Nichts. Komm, lass dich streicheln!«
    Er schob seine Hand noch näher an das Tier heran, das jedoch sofort mit seinen Krallen danach schlug.
    »Au! Aua! Du hast mich gekratzt!« Er hielt seine Hand in die Höhe, so dass alle die roten Kratzer auf seinen Knöcheln sehen konnten. »Er hat mich gekratzt!«
    »Ach, nun halten Sie doch den Mund, Sie dummer Kerl«, stöhnte Gillabeth.
    »Dumm? Dumm? Sie hält mich für dumm!« Mr. Gibber sprang herum und wedelte mit seiner Hand. »Vielleicht stimmt es ja. Mein liebendes Herz lässt mich dumme Dinge tun.« Er hielt inne und betrachtete Murgatrudd, ganz ernst. »Mein abgewiesenes liebendes Herz.«
    »Nun machen Sie doch nicht so viel Wind«, fiel Gillabeth ihm ins Wort. »Es geht doch nur um einen … um eine …«, wie jeder andere wusste auch Gillabeth nicht, ob Murgatrudd nun eher ein Hund oder eine Katze war, »um … was auch immer für ein Tier!«
    »Die Bindung zwischen Tier und Mensch kann genauso stark sein wie jede andere Bindung auch«, sagte Mr. Gibber salbungsvoll und legte eine Hand – nicht die zerkratzte – auf seine Brust. »Unterschätze niemals die Kraft dieser Bindung. Oder den Schmerz und die Eifersucht, wenn sie betrogen wird. Wenn man wegen eines Anderen verlassen wird.«
    »Sie meinen Antrobus?« Gillabeth blickte sich um, aber Antrobus war nirgendwo zu sehen. »Murgatrudd mag Antrobus lieber als Sie? Na und? Antrobus mag Murgatrudd auch lieber als mich!«
    »Das ist nicht dasselbe. Ich habe alles für Murgatrudd gegeben. Ich bin sein einziger Ernährer gewesen.« Er blickte das Tier wütend an. »Nach allem, was ich für dich getan habe!«
    Gillabeth zuckte mit den Schultern, das Gespräch schien für sie beendet zu sein.
    Doch dann sagte sie plötzlich: »Meinen Sie etwa, ich hätte nicht alles für Antrobus getan?«
    »Dann verstehst du eben nicht, was Liebe bedeutet!«
    »Ich verstehe jedenfalls genug davon, um zu wissen, dass sie reine Zeitverschwendung ist.«
    »Ich liebe sogar die räudigen Spitzen seines räudigen Fells«, jammerte Mr. Gibber. »Jedes einzelne seiner Schnurrhaare. Jedenfalls die, die er noch hat.«
    »Schwachkopf!« Gillabeth stampfte vor Ungeduld mit ihrem Fuß auf. »Man muss einfach machen, was man zu tun hat. Man darf keine Gegenleistung erwarten. Man sollte keine Träne darüber vergießen.«
    Das Gespräch zwischen den beiden war sehr persönlich geworden. Col war sich nicht mal sicher, ob Gillabeth noch über Mr. Gibber und Murgatrudd sprach, oder eher über sich selbst und Antrobus.
    »Vielleicht bist du einfach nicht besonders liebenswert?« Mr. Gibber zog eine Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte.
    »Nein, bin ich nicht. Ich erwarte es auch nicht. Und Sie sind es auch nicht, so scheint mir.«
    »Ich kann hoffen.«
    »Ja, und ich kann etwas Nützliches aus meinem Leben machen, statt mich selbst zu betrügen und mich wie ein Idiot aufzuführen. Was ich tue, tue ich wenigstens mit Würde.«
    Genau diesen Augenblick wählte Murgatrudd, um zu gähnen, sich zu strecken und langsam davonzustolzieren. Mr. Gibber stieß einen Schrei aus und stellte sich ihm in den Weg. Murgatrudd ging einfach um seine Beine herum.
    »Nun gut. Dann trete ich beiseite und lass dich gehen.« Mr. Gibber trat, wenn auch zu spät, zur Seite. »Auch ich habe meine Würde. Geh, Murgatrudd!«
    Und Murgatrudd ging und verschwand in dem Gang, in dem Antrobus sein Matratzenlager hatte.
    »Geh!«, rief Mr. Gibber hinter ihm her. »Geh zu deinem neuen Ernährer! Geh zu deinem Wickelkind! Ich werde dich nicht aufhalten!«
    Gillabeth schnalzte mit der Zunge und verzog sich. Sie war etwas rot im Gesicht, als ob ihr das Gespräch im Nachhinein peinlich wäre.
    Für Col spiegelte das Gespräch seine eigene Lage wider. Ich kann etwas Nützliches aus meinem Leben machen . Gillabeths Satz sollte von nun an sein Motto sein. Es war besser, sich nicht länger etwas vorzumachen und sich nicht wie ein Idiot aufzuführen. Trotzdem konnte er sich nicht helfen: Seine Schwester tat ihm leid.
    34
    Während Murgatrudd auf Antrobus’ Matratze zusammengerollt schlief, blieb Mr. Gibber in der Bibliothek und erzählte jedem, der zuhören wollte, welche neuen Gerüchte über den Revolutionsrat er gehört hatte. Anscheinend kam Riff nicht mehr aus ihrer Kabine, so dass weder sie noch Dunga an den Ratsversammlungen teilnahmen. Die radikale Fraktion um Lye und Shiv hatte entschieden, dass sie nicht vor den nahenden Juggernauts der Imperialisten

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