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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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stürzten!«
    »Und Dr. Blessamy?«
    »Der war wie Wachs in meinen Händen. Ich weiß nicht mal mehr, was ich ihm weisgemacht habe. Der hat mir doch alles geglaubt.«
    »Und jetzt?«
    »Was und jetzt?«
    »Wo ist er? Bei den anderen Gefangenen war er nicht.«
    Jetzt blickte Mr. Gibber tatsächlich etwas unbehaglich drein. »Hab ihn auch länger nicht gesehen.«
    »Nein, natürlich nicht. Weil er nach Unten geschickt wurde, um zu arbeiten . Und nie wieder aufgetaucht ist.«
    »Davon weiß ich nichts.« Mr. Gibber zog eine Grimasse und fuchtelte mit den Armen. »Ich kann mir keine Gedanken über die Konsequenzen machen. Ich bin schwach. Schwach! Ich bin völlig hilflos. Ein Opfer meiner Gefühle. Ihr könnt mir keine Schuld geben. Ich kann nichts dafür. Meine neue Liebe lässt mich die unfassbarsten Dinge tun.«
    »O doch! Wir können dir sehr wohl die Schuld geben«, sagte Gillabeth.
    »Dann tut es doch! Gebt mir so viel Schuld ihr wollt. Glaubt ihr etwa, das macht mir etwas aus?«
    Col zeigte zu Murgatrudd auf Antrobus’ Schoß. »Ihre alte Liebe hat sie nicht dazu gebracht, unfassbare Dinge zu tun! Ihr alte Liebe hat mir viel besser gefallen!«
    Murgatrudd hob den Kopf, er schien der Unterhaltung zu folgen. Mr. Gibber blickte kurz zu seinem Schoßtier und dann sofort wieder weg. »Er hat mich abgewiesen«, sagte er leicht gereizt. »Er hat zuerst aufgehört, mich zu lieben.«
    Antrobus stand auf, ging unsicheren Schrittes auf Mr. Gibber zu und blieb vor ihm stehen. Er hielt ihm Murgatrudd so entgegen, dass die bernsteinfarbenen Augen des Tieres direkt in Mr. Gibbers Augen sahen. Dann holte er tief Luft. »Ist es Ihnen denn jemals in den Sinn gekommen, dass Ihr Schoßtier Sie nur deshalb abgewiesen haben mag, weil es Ihre neue Zuneigung erkannt und moralisch abgelehnt hat?«
    Während alle anderen damit beschäftigt waren, diesen Satz zu verdauen, schien Mr. Gibber wie gelähmt durch Murgatrudds Blick.
    »Und doch blieb es nichtsdestoweniger ein sowohl loyales als auch edelgesinntes Tier, das Ihre Geheimnisse für sich behielt und nun sogar gewillt ist, Ihnen die Gelegenheit zu geben, sich reinzuwaschen.« Diese beiden Sätze, direkt nacheinander hervorgebracht, hatten Antrobus’ Lungen vollkommen erschöpft. Er legte Murgatrudd in Mr. Gibbers Schoß und kehrte zurück an seinen Platz neben Gillabeth.
    Niemand sagte etwas. Murgatrudd setzte sich auf Mr. Gibbers Schoß zurecht und fuhr damit fort, seinen alten Herrn mit einem geradezu hypnotischen Blick anzustarren. Nach einer Weile hob Mr. Gibber sehr vorsichtig seine Hand und begann, Murgatrudd zärtlich hinter den Ohren zu kraulen.
    50
    Sie warteten nun schon eine gute Stunde in dem Käfig. Col hielt es nicht mehr aus und rief den oben sitzenden Rotarmbinden fragend zu: »Worauf warten wir?« Sie antworteten gleichzeitig, und eine Antwort war sogar instruktiv.
    »Klappe halten!« – »Das sind unsere Befehle!« – »Bis sie wiederkommt.«
    Die Gewehre waren noch immer durch die Luke nach unten gerichtet und folgten jeder ihrer Bewegungen. Col, Riff und Dunga überlegten sich Fluchtmöglichkeiten, aber es gab keine, solange die Rotarmbinden oben Wache hielten. Es war nichts mehr zu sagen, und jeder von ihnen hing nun seinen eigenen düsteren Gedanken nach.
    Col wandte sich ab und lauschte mit halbem Ohr Mr. Gibber, der eine einseitige Unterhaltung mit seinem Schoßtier führte. »Ach Murgy«, murmelte er. »Bitte, sieh mich nicht so an!« Und ein paar Sekunden später: »Was hast du denn erwartet? … Jetzt machst du mir auch noch ein schlechtes Gewissen!« Es war, als ob Mr. Gibber Murgatrudds Gedanken beantwortete.
    Und zum ersten Mal machte Mr. Gibber auf Col den Eindruck, als habe er tatsächlich Gewissenbisse.
    »Ich gebe es ja zu, Murgy. Auch ich mache Fehler … Sie ist so wunderschön, wie eine Göttin … Das konnte ich doch nicht wissen, oder?« Jetzt streichelte Mr. Gibber Murgatrudd mit sanften, beruhigenden Strichen. Es gab lange Gesprächspausen, ganz so, als ob Murgatrudd nun seine Gedanken mit Mr. Gibber teilte. »Gut, gut. Mach mir das Leben ruhig schwer … Du hast mich doch zum Äußersten getrieben, Murgy … Tja, wir beide, wir sind eben Auslaufmodelle, nicht wahr?«
    Schließlich tauchte Lye wieder auf. An der Luke herrschte plötzlich Unruhe, und dann stieg Lye, gefolgt von drei unbewaffneten Rotarmbinden, die Leiter zur Inspektionsplattform herab. Von oben waren weiterhin mindestens ein halbes Dutzend Waffen auf sie gerichtet.
    »Bleibt,

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