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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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wo ihr seid«, sagte sie zu den Gefangenen. »Das hier geht nur sie etwas an.« Sie ging gesenkten Blickes auf Riff zu. Die Rotarmbinden stießen Col und Dunga weg, stellten sich vor Lye und Riff auf und bildeten so einen Schild. Doch Col kroch zurück und lauschte zwischen den Beinen der Rotarmbinden hindurch.
    »Ich wollte mit dir allein sprechen, ohne Shiv«, sagte Lye.
    Riff hob spöttisch eine Augenbraue. »Hinter seinem Rücken meinst du?«
    Lye ignorierte den Spruch. »Du hast also gewollt, dass es so kommt?«, fragte sie.
    »Mir scheint, du hast gewollt, dass es so kommt!«
    »Nein. Nein.« Lyes Stimme klang plötzlich leidenschaftlich. Col konnte zwar ihr Gesicht nicht sehen, aber er war sich sicher, dass sie ihre beherrschte Maske fallengelassen hatte. »Das habe ich nie gewollt. Du könntest so viel mehr sein!«
    »Nach deiner Vorstellung von meiner Person.«
    »Du warst immer mein Vorbild. Das weißt du. Du hast mich dazu gebracht, an etwas zu glauben, das wichtiger ist, als ich es bin. Wie habe ich das nur je vergessen können? Du warst so ganz und gar für Gerechtigkeit.«
    Riff zuckte mit den Achseln. »Also, was willst du wirklich von mir?«
    »Dir eine letzte Chance geben. Die Revolution braucht dich. Ich brauche dich. Die Welt braucht dich.«
    »Und was ist mit Shiv?«
    »Shiv ist völlig unwichtig, verglichen mit dir. Ich glaube an dich. Du kannst wieder die sein, die du gewesen bist. Du hast noch immer die Entschlossenheit und die Kraft und den Mut! Du kannst deine Schwäche überwinden.«
    »Welche Schwäche?«
    »Deine emotionale Schwäche.«
    Riff nickte in Richtung Col, der wieder weiter weg gerutscht war. »Du meinst ihn.«
    Lye blickte Col hasserfüllt an. »Ja, ihn. Deine Gefühle für diesen Jungen, diesen Protzer, haben dich verdorben. Er hat dich auf sein Niveau runtergezogen.«
    »Verdorben, weil er ein Junge ist, oder weil er ein Protzer ist?«
    »Du bist doch nur scharf auf ihn. Du findest ihn körperlich anziehend … na und. Jämmerliche Frau-Mann-Gefühle. Da solltest du wirklich drüber stehen!«
    »So wie du.«
    »Ein Revolutionsführer muss stark und rein sein! Deine Gedanken an ihn lenken dich nur von der Sache ab. Du konntest ja kaum noch klar denken. Du hast zugelassen, dass dein Herz bestimmt, nicht dein Kopf.«
    Riff ahmte ein Gähnen nach. »Das hast du mir alles schon mal erzählt, wenn ich dich dran erinnern darf.«
    »Ja, aber jetzt musst du zuhören. Diese körperliche Anziehung ist belanglos. Ein Nichts.«
    Lye schlug ihre rechte Faust in die linke Handfläche. »Reiß es aus dir heraus!«
    »Und wenn ich das nicht mache?«
    Lye starrte Riff böse an und schlug weiter mit ihrer Faust in ihre Handfläche. Es folgte ein langes Schweigen.
    Als Riff wieder das Wort ergriff, wechselte sie das Thema. »Was ist mit Dunga?«
    »Was soll mit Dunga sein?«
    »Du sagst, die Revolution braucht mich. Und braucht sie Dunga nicht auch?«
    »Sie ist nicht …«, fing Lye den Satz an, doch dann änderte sie ihre offenbar ihre Meinung. »Gut, das kriegen wir auch noch irgendwie hin.« Col konnte den Triumph in Lyes Stimme hören. Sie glaubte, sie habe gewonnen. Er glaubte es auch.
    »Du wirst wieder unsere Anführerin sein«, drängte sie Riff. »Wir werden Seite an Seite den Angriff auf den russischen Juggernaut anführen. Wir werden die russischen Imperialisten überrumpeln und schlagen. Dann die österreichischen. Und dann alle Imperialisten weltweit.«
    »Solange wir ihn vorher loswerden, was?«
    »Genau! Sag, dass du es willst! Sag, dass du dich nicht geändert hast!«
    »Ich hab mich nicht geändert«, sagte Riff.
    Lye lachte. »Jetzt können wir alles schaffen! Du und ich zusammen! Wir können das Unmögliche möglich machen!«
    »Ich habe mich nicht geändert, weil ich nie die Person war, die du in mir gesehen hast.«
    Lyes freudiger Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen. »Was meinst du damit?«
    »Ich meine damit, dass du dir diese Person zurechtgemacht hast.«
    »Du willst also nicht …«
    »Nein.«
    »Das ist deine Wahl?«
    »Du kannst mich nicht erpressen.«
    Lye brauchte einen Moment, um sich zu fangen. Sie stand sehr steif und sehr aufrecht. Ihr Mund sah wieder aus wie sonst: schmerzlich zusammengekniffen. Als sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte, war ihre Stimme kalt wie Eis. »Dann werde ich eben zu der Person, die du hättest sein sollen.«
    Sie drehte sich weg und wandte sich an die drei Rotarmbinden. »Ihr könnt sie nach Unten lassen. Fangt mit den

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