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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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vermutlich nur deshalb herrisch geklungen.
    Bis zum Abendessen war noch etwas Zeit. Auch war jetzt im Gedränge auf der Treppe die Gelegenheit günstig, sich unbemerkt von ihrer Freundesclique abzusetzen.
    Im Obsthain hinter der Lichtburg wartete Dante schon auf sie. Er hantierte mit einer alten hölzernen Leiter, die er gegen den Stamm eines blühenden Apfelbaums gelegt hatte. Mit der Klinge eines Taschenmessers stocherte er im Holz der Trittstangen herum, als suchte er nach morschen Stellen. Natürlich war das alles nur Tarnung für den Fall, dass jemand sie bemerkte. Dabei spähte er immer wieder verstohlen über die Schulter zum Trampelpfad hinüber, der hinter der Lichtburg vom breiten Kiesweg durch die Klausur abzweigte und in den Obsthain führte. Die laubdichten Kronen der Bäume warfen tiefe Schatten.
    » Gut, dass du kommst! « , rief er gedämpft, als sie über den ausgetretenen Pfad kam und zu ihm trat.
    Sie machte eine skeptische Miene. » Na, ob das wirklich so gut ist, weiß ich nicht. Langsam werden diese Treffen mit dir schon zur Gewohnheit. «
    » Wäre das denn… eine so unerfreuliche Sache? Ich meine, wenn ich dich einfach gern wiedersehen möchte…? « , fragte er mit leicht hochgezogenen Brauen.
    Was in seinen Worten an Gefühl und Hoffnung mitschwang, berührte sie und ließ ihr Herz schneller schlagen– so ähnlich wie vorhin im Audimax, als Carson seine Hand auf ihre gelegt hatte.
    Sie errötete leicht und wich seinem Blick aus. » Frag doch nicht so etwas Dummes! Du weißt, dass es nicht gern gesehen wird, wenn Electoren und Servanten mehr als nur das Notwendigste miteinander reden. Und dass sie sich anfreunden, ist ausdrücklich verboten! «
    » Ich kenne die Vorschriften, und dass es solche Vorschriften überhaupt gibt, ist schon eine merkwürdige Sache. Findest du nicht? «
    Sie spürte das Brennen ihrer Wangen. » Nein, das finde ich natürlich nicht. Aber jetzt hör auf damit, Dante! « Ihre Stimme war halb Befehl und halb beschwörende Bitte. » Und jetzt sag mir endlich, warum du mich hier unbedingt sprechen musstest! Was gibt es so Wichtiges? «
    Dante atmete laut aus und verzog dabei das Gesicht, als wünschte er, nicht jetzt schon das Thema wechseln zu müssen. » Ich muss dir etwas zeigen. «
    » Hier? «
    Er schüttelte den Kopf. » Es hat mit Master Seyward zu tun. «
    Ihre Miene verdunkelte sich. Dass ausgerechnet er sie wieder an das grauenvolle Cleansing erinnerte, nahm sie ihm fast übel. » Was immer es ist, ich will es nicht wissen! « , sagte sie schroff. » Ich will das alles so schnell wie möglich vergessen! «
    » Das wirst du aber nicht, genauso wenig wie ich es kann « , erwiderte er. » Wenn man so etwas gesehen hat, kann man es gar nicht mehr vergessen. «
    » Mag sein, aber dennoch… «
    » Nein, ich muss es dir zeigen, und du musst es dir ansehen! « , fiel er ihr ins Wort. » Es ist nämlich der erste Beweis, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und ich möchte nicht, dass du denkst, ich bin ein Spinner und fantasiere mir irgendeinen Schwachsinn zusammen. Deshalb muss du es mit eigenen Augen sehen! Bitte tu es! « Beschwörend sah er sie an.
    Sie furchte die Stirn. » Und was genau ist das, was ich unbedingt sehen muss? «
    » Eine Botschaft. Sie befindet sich in der Arrestzelle, in der Master Seyward seine letzten Stunden verbracht hat « , teilte er ihr mit. » Ich musste sie putzen. Seyward hat dort nämlich den ganzen Boden vollgekotzt. Kein Wunder, er wusste ja, was ihn erwartete. Jedenfalls… «
    » Dante! «
    Der scharfe Anrufließ sie beide zusammenfahren. Sie schauten in Richtung der Lichtburg. Dort verließ ein Servant den breiten Kiesweg, der am Obsthain vorbei und zu den Fischteichen führte, und hielt auf sie zu.
    » Mist! « , stieß Dante leise hervor. » Das ist unser Senior Winslow! Dass der Kerl ausgerechnet jetzt hier auftauchen muss! «
    » Was hast du denn um diese Zeit bei den Obstbäumen verloren? « , rief Senior Servant Winslow und stapfte auf sie zu. » Hättest du nicht schon längst bei den anderen im Refectorium sein müssen? «
    » Ich wollte nur noch schnell die Leiter in den Schuppen zurückbringen, Senior Winslow « , rief Dante zurück, packte die Leiter und hängte sie sich über die Schulter. Dabei wandte er dem Aufseher den Rücken zu und raunte Kendira hastig zu: » Komm nachher in der Rekreation zu den Arrestzellen in den Keller! Du musst es dir unbedingt ansehen. Ich glaube, es ist sehr wichtig. «
    »

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