Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Kendira!… Hier hinten! «
Er wartete auf sie vor den drei Arrestzellen, die sich am Ende des Gangs befanden. In die grauen Stahltüren waren in Augenhöhe ein Guckloch und in Hüfthöhe eine etwa dreißig Zentimeter lange und zehn Zentimeter hohe Öffnung eingelassen. Der Schieber dieser Durchreiche für Essen und andere Zuwendungen für den Eingesperrten konnte nur von außen geöffnet werden. Die Tür der vorderen Zelle stand halb offen.
» Jetzt bin ich aber wirklich gespannt, was es mit deiner geheimnisvollen Botschaft auf sich hat, Dante! « , sagte sie. Sich mit einem Servanten hier unten im Keller bei den Arrestzellen zu treffen, war eine noch schwerwiegendere Verletzung ihrer Pflichten als eine Verabredung irgendwo im Freien. » Und wehe, du hast mich wegen irgendeinem Blödsinn in den Keller gelockt! «
» Ich weiß, was ich dir damit zumute. Und ich hätte es bestimmt nicht getan, wenn es nur eine Lappalie wäre « , versicherte er. » Ich würde nie etwas tun, was dir schaden oder dich verletzen könnte. Und was die Botschaft betrifft, so ist es nicht meine, sondern Seyward hat sie hier hinterlassen. «
Sie sah ihn skeptisch an. » Und was genau sagt seine sogenannte Botschaft? «
Ein harter Zug trat auf sein Gesicht. » Dass die Oberen ein falsches Spiel mit uns treiben, wie Jaydan und ich das schon seit einiger Zeit vermuten. Und dass sie an Seyward vermutlich ein Verbrechen begangen haben. Aber das siehst du dir am besten selbst an! « Er zog die Tür ganz auf, schaltete die Zellenbeleuchtung von außen ein und machte eine einladende Geste.
Kendira schluckte unwillkürlich, als sie zögerlich in die Zelle trat. Der fensterlose Raum maß ungefähr sechs Schritte in der Länge und gerade mal drei in der Breite. Auf der rechten Seite befand sich eine Pritsche, eine Holzplatte in einem Stahlrahmen, der an die Wand geschraubt war. Auf der linken Seite, halb von der weit aufgeschobenen Tür verdeckt, fiel ihr Blick auf eine stählerne Kloschüssel ohne Sitzbrille und Deckel. Daneben hing an der Wand ein kleines stählernes Waschbecken mit einem Wasserhahn darüber. Einen Spiegel gab es nicht, auch weder Tisch noch Stuhl. Über der Tür und außer Reichweite war in die hohe Wand ein Lüftungsgitter eingelassen.
Es roch intensiv nach einem scharfen Desinfektionsmittel, mit dem Dante die Zelle ausgewaschen hatte. Und dennoch war ihr plötzlich, als stieg ihr der ekelhafte, säuerliche Geruch von Erbrochenem in die Nase.
Hier also, dachte sie, hat Master Seyward seine letzten Stunden vor dem Cleansing verbracht!
Kendira sah sich um. Suchend glitt ihr Blick über die grau gestrichenen Wände. » Wo soll denn hier eine Botschaft sein? Ich sehe jedenfalls nichts, was eine Mitteilung sein könnte. «
Er folgte ihr in die Zelle und zog die Tür zurück. » Du musst genauer hingucken, wenn du sie entdecken willst. Seyward hat schon gewusst, warum er seine Botschaft nicht über der Pritsche in die Wand geritzt hat, wo es einem gleich ins Auge fällt. «
» Verstehe. Aber wo hat er denn nun etwas eingeritzt? « , fragte Kendira ungeduldig.
» Dort unten auf die Tür! « Dante ging in die Knie und deutete auf eine Stelle, von der es weniger als eine Handbreite bis zur Unterkante der Tür war.
Sie hockte sich zu ihm. » Ja, da ist was. Aber das soll eine Botschaft sein? Ich sehe nur ein Wirrwarr von Kratzern. «
» Die Worte sind nicht leicht zu lesen « , räumte er ein. » Und ich habe sie auch erst entdeckt, als ich hier aufKnien über den Boden gekrochen bin und geputzt habe. Aber das ist ja kein Wunder. Mit irgendeinem spitzen Gegenstand eine Nachricht in so eine Metallplatte zu ritzen, ist garantiert nicht leicht. Wer weiß, was er dazu benutzt hat. Vielleicht eine scharfe Kante von seinem Brillengestell oder irgendetwas von seiner Armbanduhr. Kann auch sein, dass seine Hand dabei gezittert hat. « Er zuckte mit den Achseln. Wie Seyward es angestellt hatte, war ohne Bedeutung. Wichtig war allein, dass er es irgendwie fertiggebracht hatte. » Trotz allem ist es doch gut lesbar, wenn man genau hinsieht und die Tür im richtigen Winkel hält. «
Dante schob die Tür noch ein Stück weiter zu, sodass der Lichtschein von der grellen Deckenleuchte nicht genau an der Stelle reflektiert wurde, auf der Seyward seine Botschaft hinterlassen hatte.
» Hier, es fängt an mit dem Satz: Ihr seid verflucht, wir Libertianer sind alle verflucht! « Er fuhr mit dem Zeigefinger langsam über die entsprechende
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