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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Prinzipal Caulfield, der wenige Schritte von ihr entfernt am Ausgang stand, deutete mit seiner Impfpistole in ihre Richtung.
    » Und das gilt auch für die Herren Alpha-Electoren! « , fügte er nun hinzu.
    Jetzt wurde Kendira bewusst, dass der Obere nicht sie meinte, sondern Carson schräg hinter ihr, und worum es bei dieser Ermahnung ging. Carson war nämlich noch immer nicht von ihrer Seite gewichen. Dabei hätte er so kurz vor dem Ausgang längst wie alle anderen männlichen Electoren in die Reihe auf der rechten Seite wechseln müssen, wo Prinzipal Bishop mit seiner Impfpistole am Saalausgang wartete.
    » Was macht das denn für einen Unterschied, wer von Ihnen mir meinen monatlichen Pikser verpasst, Prinzipal? Und falls die Mädchen was Besseres kriegen als wir, hätte ich das auch gern mal probiert! « , erwiderte Carson und erntete dafür verhaltenes Gelächter. Er trieb es jedoch nicht auf die Spitze, indem er in der Reihe der Mädchen verharrte. Vielmehr wechselte er gehorsam die Seiten, noch während er Caulfield diese scherzhafte Antwort gab.
    » Es gibt für alle Regeln und Vorschriften im Leben eines Electors einen tiefen und sinnvollen Grund und daher ist ihnen stets unverzüglich und ohne jeden Vorbehalt Folge zu leisten « , kam es sofort mit zurechtweisender Schärfe von Caulfield. » Sich einzelne Teile des Regelwerks willkürlich und nach eigenem Gutdünken zurechtbiegen zu wollen, ist eines Alpha-Electors nicht würdig. Man könnte sich fragen, ob er den Alpha-Level zu Recht erreicht hat. «
    Es gab hier und da leises Gelächter, das nun jedoch auf Carsons Kosten ging.
    Carson lief rot an, biss sich auf die Lippen, als wünschte er, sich seine Bemerkung besser verkniffen zu haben, und senkte schnell den Kopf.
    Augenblicke später war Kendira an der Reihe, ihre monatliche Impfung zu erhalten. Sie schob den Ärmel ihrer Kutte hoch und entblößte ihren linken Oberarm.
    » Einen Moment « , murmelte Prinzipal Caulfield und tauschte das leere Impfstoffmagazin gegen ein neues volles aus. Neben ihm auf einem kleinen Tisch lagen noch mehrere andere Magazine. Sie trugen alle einen hellroten Aufkleber.
    Als Caulfield mit dem Nachladen fertig war und die Impfpistole anhob, wandte sie den Kopf ab, blickte unwillkürlich zum Tisch von Prinzipal Bishop hinüber und stutzte. Sie hatte noch nie darauf geachtet, doch an diesem Tag fiel ihr auf, dass die Magazine mit dem Impfstoff für die männlichen Electoren alle mit einem blauen Sticker markiert waren.
    Unterschiedliche Markierungen machten nur einen Sinn, wenn es galt, unterschiedliche Inhalte vor Verwechslung zu schützen. Aber wieso sollten sich die monatlichen Vitaminpräparate, die Mädchen erhielten, von denen der Jungen unterscheiden?
    Merkwürdig. Sehr merkwürdig sogar.

19
    Ein Servant, der es besonders eilig hatte, rempelte Kendira im Treppenhaus grob an.
    » Pass doch auf! « , herrschte sie ihn an, während sie herumfuhr und im nächsten Moment feststellte, dass es Dante war. Sofort wusste sie, dass es sich bei diesem Rempler nicht um einen Zufall handelte.
    » Bitte entschuldige, Elector Kendira! Ich bin gestolpert! « , stieß er hervor. » Es tut mir leid! Es wird nicht wieder vorkommen. « Dabei neigte er wie schuldbewusst den Kopf, um ihr dann schnell im Vorbeigehen zuzuraunen: » Ich muss mit dir reden. Jetzt. Bei den Obstbäumen. Es ist wichtig! «
    Verblüfft sah sie ihm nach, wie er die Treppe hinunterhastete. Ihr erster Impuls war, nicht aufDantes Aufforderung einzugehen. Es gefiel ihr nicht, dass er sie einfach so zu einem heimlichen Treffen bestellte. Einmal ganz abgesehen davon, dass es sich für einen Elector nicht gehörte, mit Servanten einen persönlichen Umgang zu pflegen, störte sie sich an seinem bestimmenden Ton. Er schien vergessen zu haben, welchen Rang er in Liberty 9 bekleidete und wer sie war. Seit wann musste ein Servant mit ihr reden?
    Was immer ihm so wichtig erschien, dass er meinte, sie wie eine untergebene Mitverschwörerin zu einem geheimen Treffen bestellen zu können– nach diesem bedrückenden Tag konnte sie gut darauf verzichten. Vermutlich wollte er ihr wieder irgendeine neue Verdächtigung auftischen.
    Aber kaum hatte sie diesen Entschluss gefasst, als sich in ihr auch schon eine andere Stimme meldete und Einspruch erhob. Sie ergriff für Dante Partei und gab zu bedenken, dass sie ihm den scheinbar befehlenden Ton nicht zum Vorwurf machen durfte. Seine heimliche Mitteilung hatte knapp sein müssen und

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