Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
gehe jede Wette ein, dass jedes Wort davon wahr ist, auch wenn wir es noch nicht recht begreifen! Seyward wollte uns warnen. Nur hat er in seiner Verzweiflung nicht darauf geachtet, klare Aussagen zu machen, die wir auch gleich verstehen können. Vielleicht glaubte er, noch mehr Zeit zu haben, und dann haben sie ihn plötzlich geholt, und er musste mitten im Satz abbrechen. « Er erhob sich und sagte dann mit großem Nachdruck: » Aber eine Warnung ist es, so oder so! «
Auch Kendira richtete sich auf. Sie schluckte und sah ihn beunruhigt an. » Aber eine Warnung wovor? «
» Wenn ich das nur wüsste! Ich wünschte, er hätte mehr Zeit gehabt und sich gleich zu Anfang seiner Botschaft konkreter ausgedrückt! Aber was seinen letzten Satz betrifft, so muss man wohl kein Hellseher sein, um zu wissen, mit welchem Wort Seyward ihn beenden wollte. «
» Natürlich mit ›Tod‹. «
» Genau. Denn euch schicken sie in den sicheren Tod! Das hatte Seyward uns sagen wollen. «
» Aber das ist doch absurd! « , stieß Kendira hervor.
» Ich verstehe es ja auch nicht, Kendira « , gestand Dante. » Aber du musst doch zugeben, dass… «
In jähem Erschrecken brach er ab, weil in diesem Moment hinter ihnen die Tür aufgestoßen wurde.
21
Zu Tode erschrocken fuhren Kendira und Dante herum– und blickten in das triumphierende Gesicht von Nekia. Die Arme in aufreizender Geste in die Hüften gestützt, stand sie im Türrahmen und blickte von einem zum anderen.
» Schau an, schau an! Es ist tatsächlich der Servant Dante, zu dem du hier hinuntergeschlichen bist! «
Kendira starrte sie ungläubig an und wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte.
Nekia schaute sich flüchtig um und verzog das Gesicht. » Nicht gerade der romantischste Ort, den ich mir für ein heimliches Date aussuchen würde. Oder schaut ihr euch schon mal um, wo ihr vor eurem Gang auf den Stuhl landen werdet, wenn ihr weniger Glück habt als jetzt und euch jemand erwischt, der euch auf der Stelle den Oberen meldet? «
» Es ist nicht so, wie du denkst, Nekia! « , stieß Kendira nun hastig hervor.
» Hey, jetzt verkauf mich bitte nicht für dumm! Ich habe ja wohl noch Augen im Kopf! Mir ist doch nicht entgangen, dass der Servant in dich verknallt ist. Und erzähl mir nicht, dass ihr euch heute zum ersten Mal heimlich trefft. «
Kendira griff nach der Hand ihrer Freundin. » Ich belüge dich doch nicht. Bestimmt nicht! Und du hast recht, es ist nicht das erste Mal, dass ich heimlich mit Dante rede « , gestand sie ein. » Aber es ist nicht so, wie du vermutest. Daraufhast du mein Wort. «
Von Dante kam dazu weder ein stummes Nicken noch sonst eine Reaktion. Er schwieg und wartete auf den Ausgang des Wortwechsels.
» So? Und was zieht euch immer wieder zueinander? « , fragte Nekia. » Bewundert ihr hier vielleicht die sehenswerte Architektur dieses Zellentrakts? «
Fieberhaft überlegte Kendira, was sie darauf antworten sollte. Nekia war ihr immer eine treue Freundin gewesen, und sie hatten alles miteinander geteilt, all ihre Gedanken und kleinen Geheimnisse. Aber Nekia hatte auch ihren Stolz. Den galt es besser nicht zu verletzen. » Dante hat mich in den Keller gebeten, weil er mir hier in der Arrestzelle etwas zeigen wollte, das für uns alle sehr wichtig sein kann « , teilte Kendira ihr mit. » Master Seyward hat nämlich da unten an der Tür eine Nachricht hinterlassen. «
Nekia machte ein verblüfftes Gesicht. » Er hat eine Nachricht hinterlassen? «
» Komm her und lies selber! « Kendira zog ihre Freundin in die Hocke und wies auf die in das Metall geritzten Wörter.
» Unglaublich! « , stieß Nekia hervor, schüttelte den Kopf und las die Botschaft ein zweites Mal. Dabei sprach sie das Gelesene leise mit.
Kendira blickte über ihre Schulter hoch zu Dante und tauschte mit ihm einen erleichterten Blick. Sein Gesicht verlor die starke Anspannung. Er imitierte die Geste eines Mannes, der sich erlöst Angstschweiß von der Stirn wischt und danach die Hand ausschüttelte. Dabei brachte er sogar ein Lächeln zustande.
Sie lächelte zurück.
» Das ist wirklich unglaublich! « , wiederholte Nekia und richtete sich dann wieder auf. » Also, wenn ich das nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte es euch nicht abgenommen! Der arme Master Seyward! Er muss wohl halb wahnsinnig vor Angst gewesen sein, als… «
Diesmal war es Nekia, die nicht mehr dazu kam, ihren Satz zu beenden. Denn in dem Moment klirrte draußen im
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