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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Gewöhnlich kam das erste Lichtschiff im September und das zweite im Oktober, um jeweils vierundzwanzig Electoren abzuholen. Und bestimmt fragten sich viele, ob sie wohl ihre besten Freundinnen und Freunde hier in Liberty 9 zurücklassen mussten– oder ob sie vielleicht zu den Zurückgelassenen zählen würden.
    Viel Zeit blieb jedoch nicht, um darüber Mutmaßungen anzustellen. Draußen im Gang vor den Dorms hallten die lauten Stimmen von Prinzipal Whitelock und Master Sherwood, die zur Eile und zum gemeinsamen Aufbruch drängten. Der gesamte Konvent hatte sich vor Eintreffen des Lichtschiffs rechtzeitig auf dem Dach des Schwarzen Würfels zu versammeln, um dort auf dessen Landung zu warten.
    » Es ist die Stunde eurer Berufung, Alpha-Electoren! « , rief Prinzipal Whitelock mit einer Mischung aus Feierlichkeit und Kommandoton, als die Mädchen aus den Dorms strömten und im breiten Korridor Aufstellung nahmen. » Heute wird einem Dutzend von euch die Ehre zuteil. Sammelt euch und macht euch in gebotener Stille bereit, zum hochwürdigen Dienst in den Lichttempel berufen zu werden. Gelobt sei die Erhabene Macht! «
    » Gelobt sei die Erhabene Macht! « , schallte es wie Donnerhall aus sechsundneunzig Kehlen durch den Gang.
    Nekia schob sich an Kendiras Seite. » Hoffentlich bleiben wir zusammen! « , raunte sie mehr besorgt als von der Hoffnung erfüllt, gleich zu den Auserwählten zu gehören.
    » Das hoffe ich auch « , flüsterte Kendira zurück und dachte sofort voller Unruhe an Carson– und an Dante.
    Was war, wenn Carson oder sie hier zurückblieb? Im Luftschiff war nur Platz für zwei Dutzend von ihnen. Was bedeutete, dass jeweils nur die Hälfte der Alpha-Jungen und Alpha-Mädchen heute den Flug zur Küste antreten würde. Und was war, wenn ihr Name aufgerufen wurde und oben an der Rampe aufleuchtete? Selbst wenn Carson zurückblieb, was höchst unwahrscheinlich war, so würde er doch spätestens Ende Oktober mit dem zweiten Transport nachkommen und bei ihr im Lichttempel eintreffen. Aber Dante würde sie niemals wiedersehen. Und dann blieb ihr nicht einmal Zeit, um ihn für die… die Ungeheuerlichkeit, die er sich vor wenigen Stunden ihr gegenüber herausgenommen hatte, zur Rede zu stellen…
    Aber vermutlich brauchte sie sich gar keine Gedanken zu machen. Nachdem sie bei ihren letzten beiden Solo Runs so miserable Ergebnisse erzielt hatte, würden die Oberen sie wohl kaum auf die Liste derjenigen gesetzt haben, die schon so frühzeitig hier ihre Ausbildung beenden und ihren Dienst im Lichttempel beginnen durften.
    Kendira stutzte plötzlich. Wenn es wirklich so kommt, dass ich hierbleiben muss, sollte ich das vielleicht gar nicht bedauern, zuckte es ihr durch den Kopf.
    » Warum kommt das Lichtschiff dieses Jahr eigentlich schon so früh? Ob das etwas zu bedeuten hat? « , fragte Nekia.
    » Da fragst du mich zu viel « , murmelte Kendira, während sich der Zug der Mädchen-Electoren mit Prinzipal Whitelock an der Spitze in Bewegung setzte und sich in geordneten Viererreihen im Treppenhaus abwärts begab. » Aber irgendeinen Grund wird es schon dafür geben. «
    Ihre Freundin zog die Unterlippe zwischen die Zähne, legte die Stirn in Falten und schwieg kurz. Dann beugte sie sich zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: » Was ist, wenn es doch stimmt, was Seyward da unten auf die Tür geritzt hat? «
    » Dann wartet auf jeden, der gleich ins Lichtschiff steigt, am Ende des Flugs der sichere Tod! « Die Antwort, leise wie ein Hauch, doch scharf wie eine Rasierklinge, kam Kendira so impulsiv und unverblümt über die Lippen, dass sie selbst darüber erschrak.
    Nekia an ihrer Seite erbleichte bei diesen Worten.
    Kendira ergriff schnell die Hand ihrer Freundin, drückte sie fest und flüsterte: » Vergiss, was ich da gerade gesagt habe. Irgendwie wird schon alles… « Weiter kam sie nicht.
    » Psst! « , zischte hinter ihnen jemand, der das Getuschel missbilligte. Sie hatten sich in Demut und stiller Andacht aus der Lichtburg und auf das Dach des Schwarzen Würfels zu begeben.
    Sherwood hörte den scharfen Zischlaut. Mit einem Ruck wandte er den Kopf und hielt mit zusammengekniffenen Augen wie ein Habicht Ausschau, wer da hinten wohl das Schweigegebot gebrochen hatte.
    Keines der Mädchen wagte es, seinem stechenden Blick zu begegnen. Jeder schaute stur geradeaus oder senkte sicherheitshalber den Kopf.
    » Ich will keinen Laut mehr hören! « , fauchte Sherwood.
    Die Ermahnung war unnötig. Kendira und

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