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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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die breiten, mit Rissen durchzogenen Stufen zum schweren Portal hoch und betraten das Roadhouse. In der Vorhalle hinter den hohen, massigen Holztüren vernahmen sie laute Musik, aber doch nicht so laut, dass man hätte schreien müssen, um sich verständigen zu können.
    Liang grinste, als er sah, wie Akahito das Gesicht verzog. » Mein Gott, das ist Heavy Metal vom Feinsten! Beefy kann doch nicht immer nur Country laufen lassen! « , rief er ihm spöttisch zu. » Wünschte, wir hätten auch ein paar Scheiben davon in unserer Jukebox! «
    Akahito winkte sichtlich genervt ab, hängte sich das Gewehr über die Schulter und teilte mit beiden Händen den schweren schwarzen Wollvorhang, hinter dem sich das ebenso bunte und lärmende wie tief abgründige Herz der absonderlichen Gaststätte verbarg.
    Nur wenige Schritte und Kendira fand sich mit ihren Freunden in einer Welt wieder, die so gar nichts mit jener entsetzlichen und erbarmungslosen Dunkelwelt da draußen gemein zu haben schien.
    Ein Mix aus mehreren Dutzend Tischen und Bänken jeder Länge und jeder Machart füllte den langen Raum zwischen den hohen Säulen des Mittelschiffs, die mit schwach leuchtenden Lichtschlangen umwickelt waren. Im schummerigen Licht, das zweifellos mit Berechnung so gewählt worden war, konnte man entlang der Wand zehn, zwölf Sitzgruppen ausmachen, die durch Bretterwände in einzelne Nischen unterteilt waren. Geometrische Graffiti und farbige Murals, die irgendwelche paradiesische Szenen darstellten, bedeckten die freien Flächen der hoch aufsteigenden Mauern.
    Eine riesige amerikanische Fahne, an den Rändern eingerissen und angesengt und überall von Brandlöchern gezeichnet, hing in der Mitte von der einstigen Gewölbedecke herab, die zu zwei Dritteln durch Wellblechplatten ersetzt worden war. Die hohen Bogenfenster zu beiden Seiten waren mit Brettern und Holzplatten vernagelt. In den Nischen standen irgendwelche Objekte und Gerätschaften, von denen einige mit ihrem Chromglanz stärker als die anderen ins Auge fielen. Zu ihnen gehörten ein Turm Radkappen, ein Motorradlenker mit einem rot glimmenden Scheinwerfer, drei aufrecht nebeneinanderstehende Auspuffrohre und der Kühlergrill eines Trucks.
    Im hinteren Teil des Gebäudes hatte man stabile Holzwände und Decken eingezogen und einen zweistöckigen Wohntrakt mit einem Dutzend Kammern errichtet, die man mieten konnte– auch stundenweise, wie Liang trocken bemerkte. Zu beiden Seiten dieses Holzbaus befanden sich schmale Buden. Dort konnte man sich, wenn man das entsprechende Geld in silbernen oder goldenen Hyperion-Credits besaß, mit Munition, Konserven, Medikamenten, Batterien und ähnlich seltenen und sündhaft teuren Dingen eindecken, mit denen viele Islander ihre Zeche und ihre anderen Verbindlichkeiten bezahlten.
    Die Theke befand sich auf der linken Seite hinter der Säulenreihe. Sie erstreckte sich über gut zwei Drittel der Längswand. Aber zur Verwunderung der Libertianer sahen sie hinter dem massiven Holztresen nicht ein langes Regal mit Flaschen und Spiegeln, wie sie es aus vielen Filmen kannten, sondern dort zog sich eine mehr als mannshohe mattsilberne Metallwand aus unterschiedlich großen Schließfächern entlang.
    » Was, um alles in der Welt, ist denn das? « , entfuhr es Marco.
    Liang lachte kurz auf. » Nirgendwo ist dein Geld oder anderes Wertgut sicherer aufgehoben als hier in einem von Beefys Bankschließfächern « , erklärte er. » Natürlich vorausgesetzt, du kannst die saftige Gebühr zahlen, die Beefy dafür verlangt. «
    Wer von den drei Männern, die hinter der Theke standen, Beefy war, brauchte ihnen dagegen keiner zu erklären. Es konnte niemand anderes als dieser hünenhafte Mann sein, dessen massiger Körperumfang den Vergleich mit einem ausgewachsenen Grizzly standhielt, der sich reichlich Winterspeck angefressen hatte. Ein zwei Finger breiter, dunkelrot gefärbter Streifen aus borstigem Haar zog sich wie eine gekrümmte Bürste über seinen ansonsten kahl rasierten Schädel. Er trug über seinem nackten, fleischigen Oberkörper eine speckige Lederschürze.
    » Gut, noch nicht allzu viel los heute « , stellte Akahito nach einem schnellen Blick auf die wenigen Dutzend Gäste fest.
    » Was aber nicht lange so bleiben wird « , meinte Liang. » Die Bude wird sich bald füllen. Du weißt, gestern gab’s Wochenlohn bei den Islandern. Da klimpern heute in ihren Taschen noch genug Credits, die ungeduldig darauf warten, hier versoffen, verspielt und

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