Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder

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Gelände des College-Campus aneinander. «
    Was im Licht des Mondes vor den Libertianern lag und sich von der Anhöhe aus gut überblicken ließ, war ein weitläufiges Gebiet, das mehrere Quadratkilometer umfassen musste und aus der Entfernung wie eingeebnet aussah. Es gab eine Art äußeren Kreis aus sieben seltsamen dachlosen Bauwerken. Jedes bestand aus drei gut zehn Meter langen und hoch aufragenden Wänden, die ein rechtwinkliges U bildeten und zweifellos erst nach den Erdbeben dort hochgezogen worden waren, vermutlich mit den Backsteinen der zusammengestürzten Gebäude der Campusanlage. Nirgendwo fiel der Blick jedoch auf Ruinen oder Schutthalden.
    In der Mitte des steinernen Meers erhob sich das Stinky Liar’s Roadhouse, hell erleuchtet von bunt flackernden Neonleuchten an seinen Fassaden. Das Gebäude mit den hohen Rundbogenfenstern in seiner Längsfront hatte große Ähnlichkeit mit der Lichtbasilika von Liberty9. Vom Glockenturm existierte jedoch nur noch ein ausgezackter Stumpf, über dem sich der Bretterverschlag für die Tauben erhob, und das beim Erdbeben schwer beschädigte Dach war mit unterschiedlich großen und verschiedenartig gewellten Blechplatten geflickt.
    » Da unten auf dem Gelände haben in den Jahren der Revierkämpfe die schlimmsten Schlachten getobt « , teilte Akahito ihnen mit. » Tausende haben hier ihr Leben gelassen, und das zusätzlich zu all jenen Unzähligen, die beim letzten Erdbeben in den einstürzenden Gebäuden der Campusanlage umgekommen sind. Jetzt ist das Gebiet zwischen den sieben angrenzenden Territorien buchstäblich Niemandsland und absolute Schutzzone zugleich. «
    » Und was ist, wenn sich jemand nicht an dieses ungeschriebene Gesetz hält? « , wollte Kendira wissen.
    Akahito sah sie einen Moment irritiert an. » Der unterschreibt damit sein eigenes Todesurteil und käme nicht weit. Nicht einmal seine eigene Familie, geschweige denn seine Sippe würde ihn danach noch aufnehmen und schützen. Im Gegenteil, sie wäre zuallererst in der Pflicht, ihn zu stellen und zu töten. Aber das hat es in all den Jahren noch nie gegeben! «
    » Und das gilt auch für die Islander? « , hakte Dante nach.
    Akahito nickte. » Natürlich. Die haben vermutlich von allen das größte Interesse daran, dass niemand die Unantastbarkeit dieser wenigen Orte verletzt. Hier werben sie doch ihre Spione und Meuchelmörder an, die sie auf Leute ansetzen, von denen Hyperion meint, dass sie ihnen wie Major Marquez eines Tages gefährlich werden könnten. «
    » Und was haben diese sieben hohen ummauerten Stellen auf dem Gelände zu bedeuten? « , wollte Nekia wissen.
    » Das sind die Boneyards « , sagte Liang. » Friedhöfe wie früher gibt es ja seit Langem nicht mehr. Und irgendwo mussten die vielen Leichen ja hin. «
    » Kommt jetzt weiter! « , drängte Akahito.
    Der ausgetretene Pfad zum Stinky Liar’s Roadhouse führte wenig später an einem dieser Boneyards vorbei. Ihnen schauderte und ihre Nackenhaare stellten sich auf, als ihr Blick durch die zehn Meter breite Öffnung auf eine riesige, nach hinten steil aufsteigende Halde ausgebleichter Knochen fiel. Zu Tausenden türmten sich Totenschädel und andere Knochenreste Meter um Meter aufeinander.
    Schnell wandten sie sich von dem grässlichen Bild ab und wünschten, der Mond hätte nicht gar so erbarmungslos hell auf diese schaurige Sammelstätte menschlicher Überreste geschienen. Und es gab auf diesem Gelände noch sechs weitere ihrer Art!
    Die Zahl der Toten, die hier auf den Killing Fields ihr Leben gelassen und deren Knochen nun hinter diesen hohen, nackten Backsteinmauern ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, überstieg ihr Fassungsvermögen.
    Unter beklommenem Schweigen brachten sie den letzten Rest des Weges hinter sich. Sie bemerkten auch andere Gestalten, die einzeln oder in Gruppen über das freie Gelände kamen und auf die seltsame, unantastbare Gaststätte mit ihren hell leuchtenden Neonlichtern zuhielten. Gedämpft drang ein monotones Motorengeräusch zu ihnen durch die Nacht.
    » Wieso gibt es hier Strom? « , frag Zeno verwundert. » Und dann auch noch in solchem Überfluss, dass all diese Leuchtreklamen brennen können? «
    » Der Strom kommt von einem Dieselgenerator, der hinter dem Roadhouse in einem Schuppen steht « , sagte Liang. » Den kostbaren Diesel liefern Beefy die Islander, wie schon seinem Vater früher. Hier gelten einfach andere Gesetze als im Rest der Dunkelwelt. «

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    Augenblicke später stiegen sie