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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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menschlichen Leiche vorbeitreiben gesehen hatte, mied sie den Blick dorthin strikt. Zudem hatte sie genug damit zu tun, aufzupassen, wohin sie ihren Fuß setzte.
    Auf dem weitläufigen Trümmergelände des Güterbahnhofs, auf dem sie eine gute Stunde nach der Begegnung mit Spike eingetroffen waren, konnte man leicht ins Stolpern geraten. Überall stieß man in dem Schotter auf verbogene Gleisreste, Betonbrocken, scharfkantige Metallteile und Stücke von zersplitterten Bahnschwellen, die zwischen all dem losen Gestein nicht leicht zu erkennen waren. Dass die einzelnen über den Nachthimmel patrouillierenden Wolkenfelder sich wieder zu einer Wolkendecke zusammenschlossen und dabei immer mehr Mondlicht aussperrten, machte erhöhte Aufmerksamkeit umso dringlicher.
    Auf Anweisung ihres Runners bewegten sie sich in einer Linie aus Zweierreihen vorwärts, als sie einen scharfen Haken nach links schlugen, den Kanal damit hinter sich ließen und nun tiefer in das unübersichtliche Bahngelände mit seinen Hunderten von umgestürzten, zerquetschten und ausgebrannten Güterwaggons eindrangen.
    Die kreuz und quer verstreuten Waggons in Form von Güterloren, Containern, Tiefladern und Tankkesseln, von einer unvorstellbaren Kraft in die Luft geschleudert und dann wie federleichtes Spielzeug in alle Richtungen über die in Stücke gerissenen Gleisanlagen zerstreut, aufeinandergetürmt und zu Klumpen aus zerfetztem Eisen zusammengestaucht, zwangen sie zu einer wilden, scheinbar ziellosen Zickzackroute.
    Es war Kendira ein Rätsel, dass Dusty kein einziges Mal zögerte, in welche Richtung er sich wenden musste. Offenbar wusste er zu jedem Zeitpunkt ganz genau, wo er sich befand und welchen Weg er durch diesen Irrgarten aus verrostetem Eisen zu wählen hatte. Sie hatte dagegen schon nach den ersten Minuten dieOrientierung verloren, und sie wäre jede Wette eingegangen, dass auch keiner von ihren Freunden den Weg zurück gefunden hätte.
    Unter angespanntem Schweigen durchquerten sie das Gelände. Das lauteste Geräusch war das Knirschen von Sand und Schotter unter ihren Stiefeln– und ihr schneller Atem. Sie waren müde, die Overalls klebten ihnen am Leib, und Rücken und Schultern schmerzten vom Gewicht der Rucksäcke. Aber keiner klagte oder bat um eine Rast. Der Stolz verbot es ihnen und so trieb die Furcht sie weiter durch die Nacht.
    Endlich kamen sie aus dem labyrinthischen Gleisfeld mit seinem wüsten Waggonfriedhof heraus und auf offeneres Gelände. Zielstrebig hielt der Runner auf ein weites Areal mit Industrieanlagen zu. Vor dem Nachthimmel zeichneten sich die dunklen Umrisse von Krananlagen sowie Hallen und anderen Gebäuden ab. Viele lagen in Trümmern oder boten den trostlosen Anblick von Ruinen. Dazwischen fanden sich jedoch immer wieder Gebäude, denen die Katastrophe vergleichsweise wenig Schaden zugefügt hatte.
    Dusty führte sie wenig später eine breite Straße hinunter, wo sich zu beiden Seiten Trümmerberge und Ruinen mit nur teilweise eingestürzten Lager- und Fabrikhallen ablösten. Ein Stück weiter unten waren die Überreste einer stählernen Verbindungsbrücke zu erkennen, die sich einst in mehreren Metern Höhe über die Straße gespannt und zwei gegenüberliegende Fabrikkomplexe miteinander verbunden hatte.
    Auf der rechten Seite ragte noch ein etwa fünf, sechs Meter langes Teilstück des Metallstegs auf die Straße hinaus, wenn auch in sich verdreht und schräg abwärts geneigt. Der Rest der Verbindungsbrücke gehörte zu dem Trümmerberg, in den sich das eingestürzte Gebäude auf der linken Seite verwandelt hatte. Dabei hatte es gut die Hälfte der vierspurigen Straße unter sich begraben.
    Kaum hatte sich das Gelände vor ihnen geöffnet, als sich auch schon die strenge Ordnung der Zweierreihen auflöste. Kendira trat unwillkürlich hinter dem Rücken des Runners hervor und hielt sich links von ihm. Sofort rückten Marco und Carson von hinten vor. Dante und Nekia folgten ihnen und traten rechts hinter Dusty aus der Doppelreihe.
    Der quer über der Straße liegende Trümmerberg und der in der Luft hängende Rest der Verbindungsbrücke rückten näher. Plötzlich tanzten unheilvolle rote Lichtpunkte durch die Nacht und blieben auf Marcos und Carsons Brust hängen.
    Von einer Sekunde auf die andere zerbarst die trügerische Stille der schwülen Nacht, als die gnadenlose Gewalt der Dunkelwelt über sie hereinbrach.

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    »Deckung! Laserzielstrahl!«, brüllte Dusty mit sich überschlagender Stimme. »

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