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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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der gleichen Seitenwand gab es eine Schalttafel mit mehreren Drucktasten und Schaltern. Unterhalb davon stand eine weitere Mehrzweckkiste.
    Die silbrig weiß beschichtete Filmleinwand, über die alle paar Wochen die düsteren Videoclips über das unsägliche Elend und die Gesetzlosigkeit in der Dunkelwelt flimmerten, war hinter ihnen heruntergelassen. Sie verdeckte nicht nur den schweren schwarzen Vorhang mit dem spektralfarbenen Hyperion-Kubus, sondern machte vor allem den Zugang hinter die Bühne unmöglich. Eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme für den Fall, dass einer der Oberen auf die Idee kam, sich hinter den schwarzen Vorhang begeben zu wollen.
    Mit einem schnellen Blick überzeugte sich Kendira, dass die Tür geschlossen war, die gleich neben dem Eingang hinauf zur schmalen Empore mit dem Videoprojektor führte. Der Schlüssel steckte an diesem Morgen von innen im Schloss, denn dort drinnen warteten vier bewaffnete Wolf-Leute auf das verabredete Zeichen. Drei weitere kauerten oben hinter dem Geländer der Empore. Die meisten von ihnen hatten ihre Schrotflinten sowie Pfeil und Bogen gegen moderne Sturmgewehre aus der Waffenkammer neben Templetons Dienstzimmer ausgetauscht. Die Bones hatten dieselbe Anzahl an modernen Waffen erhalten. Der Rest war unter den Mountain Men aufgeteilt worden, die hinter dem Vorhang ausharrten.
    Kendira spürte, dass Dante seinen Blick auf sie gerichtet hatte. Ein Kribbeln im Nacken verriet es ihr. Sie wandte sich um und fing seinen Blick auf. Selbst über die vielen Sitzreihen hinweg spürte sie die Intensität seines Blicks. Ihr war, als wollte er ihr, bevor es losging, noch eine stumme Botschaft zukommen lassen. Für das, was er ihr sagen wollte, bedurfte es auch keiner Worte. Sein Blick ging ihr unter die Haut, ließ ihr Herz schneller schlagen und weckte die Erinnerung an seinen leidenschaftlichen Kuss. Fast meinte sie, wieder dieses erregende innere Erzittern vom Kopf bis hinunter in den kleinsten Zeh spüren zu können, als er mit seiner Zunge auf ihre Zunge getroffen war.
    Er lächelte.
    Hitze wallte in ihr auf, und sie konnte gar nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Und für diesen winzigen Moment rückte alles um sie herum in einen fernen Hintergrund, verloren Anspannung, Beklemmung und Angst ihre Macht über sie und lösten sich in einem Gefühl seliger Weltentrücktheit auf.
    Die raue Wirklichkeit hatte sie jedoch schnell wieder, als Prinzipal Bishop durch die Tür kam und sie anraunzte: » Was stehst du denn hier noch herum, Elector Kendira? Such dir einen Platz und setz dich! «
    Das unsichtbare Band zwischen Dante und ihr riss unter dem groben Ton des kahlköpfigen, wohlbeleibten Oberen.
    Kendira drehte sich um und antwortete: » Entschuldigen Sie, Prinzipal, aber der Primas hat mir aufgetragen, hier auf Commander Ferguson und seine beiden Offiziere zu warten. Sie müssen jeden Moment eintreffen und ich soll sie zu den für sie reservierten Plätzen führen. «
    » So? Nun ja, wenn das so ist… « , knurrte Prinzipal Bishop missmutig. Dann stutzte er, zog die buschigen Brauen zusammen und schüttelte den Kopf. » Reservierte Plätze? Seit wann gibt es denn so etwas bei uns? Hier weiß doch jeder, wo er zu sitzen hat! « Sein Kopf ruckte herum wie der eines Hahns, der Ausschau nach seinen Hühnern hielt. » Wo steckt unser Primas überhaupt? «
    » Ich glaube, er musste noch etwas in seinem Dienstzimmer erledigen « , teilte Kendira ihm mit und fügte in Gedanken hinzu: Nämlich den Lockdown der Kaserne auslösen, sowie er gesehen hat, dass die drei Offiziere bei uns in der Lichtburg sind. Damit die Guardians euch nicht zu Hilfe kommen können!
    Erneut schüttelte der übergewichtige Prinzipal den kahlen Kopf und murmelte, während er sich entfernte: » Morgenlob abbrechen und Vollversammlung! Und ohne uns vorher zu unterrichten! Das ist keine Art, schon gar nicht, wenn so gravierende Veränderungen anstehen, wie es den Anschein hat! «
    Kendira grinste, doch ihre Augen blieben kalt und hart auf seinem Rücken haften.
    Der gesamte Konvent hatte sich indessen im Saal eingefunden, Master Sherwood ausgenommen, über dessen Ausbleiben sich jedoch keiner der Oberen sonderlich zu wundern schien. Nach Templetons rätselhafter Ankündigung ging ihnen zweifellos anderes durch den Kopf. Fast jeder sprach mit seinen Nachbarn und diese Vielzahl gedämpfter Stimmen erfüllte das Audimax mit einem angespannten Raunen. Es klang wie das anschwellende Surren eines

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