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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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seinem beknackten – Entschuldigung – nervigen Cousin aus Kentucky. Den können wir alle nicht ab. Darum ist er heute nicht mitgekommen…«
    Ernestos Mutter lächelte, aber ihr Blick wurde unstet und Ernesto war klar, dass sie nicht mehr zuhörte. Ihre Gegenwart entglitt. Gleich darauf waren sie wieder alleine.
    »Und jetzt?«, fragte Darayavahush, als sie davongeschwebt war. »Weiter über die verrückte Waldtussi lamentieren oder geht noch was?«
    An dem Abend hatten sie sich dafür entschieden, aus Ernestos Wohnzimmer zu Salva überzuwechseln und damit zum Bier, das eigentlich Baz gehörte, aber am darauffolgenden Tag, einem Samstag, war das Ed’s wieder ihr Treffpunkt.
    »Endlich Wochenende, die Sau rauslassen und sich wochenendlich vergnügen«, summte Darayavahush, als er in die Bar kam. Er schwenkte seine Jeansjacke wie ein Lasso über seinem Kopf. Fast alle waren bereits da, Mose und Ronan flipperten an einem schäbigen, uralten Flipper und Salva und Ernesto saßen an ihrem Stammtisch gleich neben der zerbeulten Jukebox.
    »Wo steckt Jaden Franklin? Um mal mit den Worten deiner Mom zu sprechen, Ern?«, erkundigte sich Darayavahush und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen. »Immer noch mit Cal Wyludda, dem Ekel, unterwegs?«
    Cal war Jadens Cousin aus Frankfort in Kentucky.
    »Schätze mal«, nickte Salvador. »Wir haben jedenfalls nichts von ihm gehört. Wahrscheinlich sind sie final in ihre Computer gesogen worden.«
    Darayavahush winkte dem alten Flavio zu, der ebenfalls im Ed’s war. »Heyho, Social Grandpa! – Und was ist mit dir, trübe Tomate?«, wandte er sich, als seine Cola kam, an Ernesto. »Immer noch Frust wegen deines Waldmädchens? Schwöre, die hat ein Rad ab. Vielleicht ist sie zurückgeblieben oder so was.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Da kam gestern Abend so ein Bericht auf BBC über Leute, die autistisch sind oder wie das heißt. Hauptmerkmal: Sie sehen passabel aus und manche können auch ganz normal reden und so. Trotzdem haben sie einen an der Waffel. Sie haben da einen gezeigt, der auch immer gesungen und gebetet hat – und – was sag ich: ein Verrückter. Dabei trug er einen Anzug und sah aus wie Johnny Depp…«
    Flavio, der gerade Richtung Toiletten humpelte, hielt kurz an ihrem Tisch an. »Na, ihr Städter, ihr Hinternplattsitzer«, sagte der alte Vietnam-Mann mit der gebrochenen und gekitteten Seele und klopfte mit seinen Fingerknöcheln auf den zerkratzten Bartisch. »Rumsitzen und die Coca-Cola-Company bereichern? Tztztz, wo draußen die Sonne scheint und das Leben lacht. Warum seid ihr nicht mit eurem Freund Jaden raus in die Natur gefahren?«
    Ernesto, Darayavahush und Salvador hoben die Köpfe. Jaden, ein Naturfreak? Noch dazu mit Cal Wyludda, dem Bekloppten, der sonst an seinem PC klebte wie eine Motte am Licht?
    »Wo… wo sind sie denn hin, Flavio?«, fragte Ernesto, aber im Grunde wusste er es. Wusste es ganz genau, verdammt.
    Flavio zuckte mit den Schultern. »Wollten nicht so recht damit rausrücken«, sagte er. »Jedenfalls haben sie sich den Jeep von Jadens Vater unter den Nagel gerissen und sind Richtung Chinook Drive.«
    »Oh…«, machte Salvador, warf den anderen einen raschen, ungläubigen Blick zu und stellte jäh seine Colaflasche ab.
    Dara wartete kaum ab, bis Flavio weiterhumpelte. »Scheiße!«, brach es aus ihm heraus. »Denkt ihr auch, was ich denke?«
    Ernesto sprang schon auf. »Ich fahr hin. Dieser Idiot!«, sagte er entschlossen und aus irgendeinem Grund war ihm gleichzeitig heiß und kalt.
    »Ich komme mit«, sagte Salvador, aber Ernesto schüttelte den Kopf. Er wusste selbst nicht, warum er die anderen nicht dabeihaben wollte, aber so war es. »Ich mach das schon«, sagte er. »Wenn wir zu viele sind, machen wir ihr nur unnötig Angst.«
    Nur er und sein roter Beetle Cabrio, ein Geschenk seines Vaters zum Führerschein im vergangenen Jahr.
    - Für dich, Ernesto.
    - He, Wahnsinn, Dad. Danke!
    - Fahr vorsichtig.
    - Klar.
    Sein Vater hatte gelächelt und war davongeeilt. Er eilte immer davon. Sein ganzes Leben war Eile. Dabei hatte seine Großmutter, die Mutter seines Dads, ihm mal erzählt, dass er früher gerne gemalt hatte, stundenlange, akribisch genaue Stricheleien. »Er war ein liebes Kind«, hatte sie gesagt. »Sehr introvertiert, der… beste von meinen Jungs.«
    Vor dem Adjektiv hatte sie kurz innegehalten, eine Nanosekunde bloß, aber Ernesto hatte ihr Zögern trotzdem bemerkt. Leider war die alte Mrs Merrill

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