Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
Vom Netzwerk:
einer sündhaft teuren Boutique am Fuß des West End Hill, in der Liza Rodriguez oft einkaufte. Auch ein paar neue Sandalen hatte er besorgt, weil Liberty Bells Füße eine ganze Nummer kleiner waren als Sallys. Ihre weichen, an den frisch geschnittenen Spitzen gelockten Haare glänzten.
    »Oh. So schnell. Ahhh…« Sie hielt sich immer noch an den Kanten des Sitzes fest, aber sie lächelte, während ihr Blick hin und her flog. »Schneller als Tiere rennen… Und ich muss gar nichts tun… Ich kann einfach sitzen wie auf einem Stuhl… Es ist verrückt! – Und so viele Straßen und Autos und Häuser.«
    Liberty Bells Stimme klang beinahe andächtig. »Hohe Häuser. Höher als Bäume – Stürzen sie nicht um, wenn es stürmt? Oder stürmt es hier nie?«
    »Doch, es stürmt schon«, antwortete Ernesto und verließ den Highway. Noch nie in seinem Leben war er so vorsichtig, so behutsam gefahren. Er nahm die Kurve, als sei der Beetle mit einer Ladung roher Eier beladen. »Aber sie stürzen dennoch nicht um. Sie halten eine Menge aus, weißt du.«
    »Autofahren ist merkwürdig, aber… schön. Ich mag es, die Bäume so vorbeifliegen zu sehen«, rief Liberty Bell, als sie an einigen hohen Gebäuden vorüberkamen, wurde ihre Miene angespannt.
    »Meine Mom hat mir nie erzählt, dass es so hohe Häuser gibt.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie gefallen mir nicht. Wohnen da wirklich Menschen drin? So weit oben? So nah am – Himmel?«
    »Sie sind daran gewöhnt, schätze ich«, antwortete Ernesto und warf Liberty Bell einen prüfenden Blick zu. Sie hatte die Augen geschlossen, als er in rascher Folge einige laut dröhnende Trucks überholt hatte.
    »Oh… oh… oh«, sagte sie leise und legte die Hände vors Gesicht.
    »Keine Angst, Liberty Bell. Es passiert dir nichts. Nicht, wenn du – mit mir zusammen bist. Versprochen.«
    Ernesto fuhr ihr mit der rechten Hand für einen Moment tröstend über das Bein und fühlte Schmetterlinge im Bauch, als Liberty Bell den Moment nutzte, eine ihrer eiskalten Hände in seine warme Hand zu schieben.
    Und dann waren sie da. In einem Bogen waren sie um die Stadt gefahren. In der Ferne konnte Ernesto wieder seine alte Grundschule erkennen und die Sportplätze, auf denen er früher mit Ronan, Salva, Mose und Jaden Baseball gespielt hatte. Das war während ihrer Zeit auf der Junior High gewesen, die sich noch hinter der Grundschule befand.
    Wie lange das alles her war.
    »Hier ist es besser. Schöner …«, sagte Liberty Bell aufatmend, als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und Ernesto den Wagen parkte. Ihre Miene entspannte sich. Kaum, dass sie aus dem Wagen gestiegen waren, kniete sie sich ins Gras und fuhr wieder und wieder mit den Händen darüber. Sie befühlte den trockenen, warmen Waldboden, ihre Finger fanden Moos und strichen auch darüber. Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Ernesto gab keinen Ton von sich, um sie nicht zu stören. Wie gut, dass sie hierhergekommen waren.
    Anschließend liefen sie eine Weile schweigend über Waldwege und Gras. Liberty Bell schlüpfte aus ihren Sandalen und ging barfuß.
    »Dahinten ist der Cedar Creek«, sagte Ernesto schließlich und deutete zum Wasser. »Bisher bin ich immer alleine hergekommen. Hier kann ich fast alles abschütteln, was mich bedrückt.«
    Liberty Bell nickte und schaute sich um. »Er ist anders als mein Wald«, sagte sie schließlich. »Heller. Lauter. Aber schön.«
    In einer kleinen Talsenke setzten sie sich nebeneinander ins Gras und lauschten den Zikaden. Ungefähr jetzt beerdigten sie in Old Town gerade Jaden. Ernesto versuchte, nicht daran zu denken. Hoffentlich nahm Miss Peach es ihm nicht übel, dass er weggeblieben war. Aber vielleicht fiel es ihr in ihrer Trauer auch gar nicht auf.
    Liberty Bell streckte ihre Beine lang aus und bewegte ihre Zehen im trockenen Gras.
    »Erzähl mir von diesem… Mädchen«, sagte sie nach einer Weile.
    »Du meinst – Ruby Kyriacou?«, fragte Ernesto vorsichtig zurück und öffnete dabei seinen Rucksack. Er hatte Sandwiches dabei, Hühnchensandwiches und Avocadosandwiches, dazu Weintrauben, Möhrensticks und Vollkorn-Rosinen-Kekse.
    Bisher aß Liberty Bell, wie Dr. Bolino ihm gesagt hatte, nicht gut. Sie tat sich schwer mit dem Krankenhausspeiseplan.
    »Ja«, sagte Liberty Bell leise.
    Ernesto begann zu reden, während Liberty Bell die Knie anzog und ihre Arme um ihre Beine schlang.
    Er umschiffte Ruby Kyriacous unansehnliches Äußeres, erzählte aber von Mrs

Weitere Kostenlose Bücher