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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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wohnen ganz in der Nähe der Larssons in einer Villa aus der Kolonialzeit an der Kilimanjaro Road. Schräg gegenüber ist der Haupteingang der Polizeischule – wenn die Wachen hin und wieder eine Cola umsonst bekommen, werden sie auch meinen Kiosk im Auge behalten. Und ich werde durch die Schüler eine Unmenge Kunden haben. Ich bin der einzige Kiosk in der Umgebung, es wird ein gutes Geschäft. Ich könnte in dem Kiosk auch Kassetten aufnehmen, aber meine große Boombox ist gestohlen, und bei meinem kleinen Kassettenrekorder sind die Tonköpfe so gut wie tot. Was die Musikseite angeht, bin ich so gut wie gestrandet. Aber es ist nicht gut für einen Kiosk, wenn man keine Musik spielen kann.
    Mein Geld ist verbraucht, das Warenlager ist entsprechend klein. Und ich muss gegen meinen Willen meine Mutter aufsuchen.
    »Gib mir meinen jüngsten Bruder, er soll sich um den Kiosk kümmern«, sage ich.
    »Was bezahlst du mir?«, fragt sie. Wir verhandeln, aber es dauert nicht lange. Sie muss Ja sagen, denn sie hat einen Mann, der sämtliche Schillinge versäuft. Und ich werde meinem kleinen Bruder zu essen geben, so dass er zumindest satt ist.
    Der Kiosk verschafft mir ein paar Extraeinnahmen, die anderen Arbeiter oder der Buchhalter finden es also nicht verwunderlich, wenn sie mich ein Bier trinken sehen; sie wissen von meinen Nebeneinnahmen. Aber der Mann lebt nicht vom Bier allein, er braucht auch eine Frau – nicht nur für die Liebe, sondern auch, um mit einer ordentlichen Partnerschaft sein Leben aufzubauen. Ich vermisse Tita, unsere Aktivitäten in ihrem Garten wurden plötzlich eingestellt, weil in ihr ein Same wächst. Wer hat ihn gepflanzt? Ist es eine Kakaofrucht?
    SCHWABBELNDE FETTROLLEN
    Das vierte Bier an der Bar des Hotel Saba Saba in Arusha. Es ist Samstag. Die mama ist ins Büro gekommen und hat gesagt: »Fahr morgen Nachmittag um zwei ins Hotel. Hier hast du Geld für den Transport, Essen und die Zimmerrechnung.« Sie hat mir einen Umschlag gegeben. Ich bin ein totaler basha – ein junger Mann, der eine alte Vettel pumpt. Hauptsache, ich schaffe es, mich vorher zu betrinken.
    Sie kommt herein. Setzt sich. Wir begrüßen uns. Sie nimmt eine Mappe mit Papieren aus ihrer Tasche. Öffnet sie am Tisch, blättert und weist auf irgendetwas hin, als hätten wir eine wichtige geschäftliche Konferenz. »Welche Nummer hat das Zimmer?«, will sie wissen.
    »337«, sage ich.
    »Wenn du ausgetrunken hast, verabschiedest du dich und gehst aufs Zimmer.«
    »Ja.« Wir blättern in der Mappe. Ich trinke aus. Gehe aufs Zimmer, ziemlich betrunken. Ich weiß nicht, was jetzt? Ich ziehe die Gardinen zu und setze mich aufs Bett. Es ist fast dunkel, eigentlich könnte ich auch die Augen zumachen. Jetzt kommt sie: ein Überfall. Ruckzuck bin ich ausgezogen. Ich ertrinke in altem Fleisch, ausgebeult und seltsam wie bei einem kranken Elefanten. Für einen Menschen ist die Papaya eigentlich kaum zu finden, sie versteckt sich unter schwabbelnden Fettrollen, die voller langer, eingefressener Brandnarben sind. Sie glänzen, und ich denke, was ist das? Eeehhh – es sind Dehnnarben, weil das Fett in ihr so schnell wächst, dass die Haut sich dehnt, bis sie beinahe reißt.
    Viel Schreierei von der alten mama . Das Bier ist in meiner Pumpe, sie steht gerade, aber es ist sehr schwer, weil es mir keine Freude macht. Es ist so, als würde man mit seiner eigenen Mutter schlafen. Ekelhaft.
    KRANKER NEGER
    Zu Hause gerate ich direkt in eine weitere Schreierei.
    »Nein, ihr sollt zu Hause bleiben!«, brüllt Solja.
    »Wir kommen bald wieder, und jetzt ist Marcus ja da«, sagt Katriina.
    »Das ist ungerecht. Ihr seid doof!«, schreit Solja, und ihr Geschrei bringt Rebekka zum Weinen.
    »Verdammt«, murmelt Jonas und wendet sich an mich: »Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?«
    »Bei einem Mechaniker in Arusha, der in eine Motorsäge neue Kabel eingezogen hat, die die Mäuse zerbissen haben.« Jonas hat keine Ahnung von seinem eigenen Projekt, denn er kennt nur den Moshi Club. Es gab keine Motorsäge, nur eine kranke alte Elefanten- mama , und ich habe das Gefühl, als würde mein ganzer Körper faulen. Ich will ins Bad. Jonas guckt Solja wütend an, und er guckt wütend auf Katriina, Rebekka und mich. Am liebsten würde er zuschlagen.
    »Wir fahren jetzt«, sagt er und geht hinaus. Rebekka heult wie ein Krankenwagen, und Solja kräht mit, die Arme um die Hüfte ihrer Mutter geschlungen.
    »Wollen wir nicht einfach zu Hause bleiben?«, sagt

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