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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Katriina.
    »Nein, wir lassen uns von ihnen nicht tyrannisieren«, sagt Jonas, steigt in den Wagen und lässt ihn an. Katriina macht ein unglückliches Gesicht. Ich nehme Rebekka auf den Arm.
    »Du musst sie baden, Marcus«, sagt Katriina. Solja muss morgen zu einem Kindergeburtstag, und dort kann sie nicht mit dem Dreck der ganzen Woche erscheinen, wie ein Schwein. Ich lege eine Hand auf Soljas Schulter, sie schluchzt und hält ihre Mutter fest. »Lass jetzt los!«, sagt Katriina. Und Solja lässt los, schaut ihre Rabenmutter an und sagt: »Du bist blöd.«
    »Wir sind bald wieder da.«
    »Ihr seid nie zu Hause«, sagt Solja. Die Weißen schlagen ihre Kinder nicht, es gibt keine Erziehung durch Furcht. Sie geben ihren Kindern Geborgenheit, damit die Kinder keine Angst vor der Welt haben. Sie reden mit den Kindern über alles. Aber nicht in dieser Familie. Die Eltern fahren in den Club, kommen besoffen nach Hause und schreien sich an, als wären sie wahnsinnig. Und der Vater raucht bhangi und benimmt sich seltsam.
    Der Wagen fährt ab. Ich gehe ins Badezimmer, aber es kommt kein Wasser aus dem Hahn, und die Eimer sind auch nicht gefüllt, denn der Sklave ist in Arusha gewesen und hat zur Erhaltung seines Jobs gepumpt. Ich muss ins Ghetto, wo Josephine unsere Eimer gefüllt hat. Trage die beiden Eimer in die Küche und erhitze das Wasser. Bringe die Kinder ins Badezimmer, um sie von oben bis unten zu waschen. Solja kann es allein, aber Rebekka braucht Hilfe. Sie starrt mich an.
    »Marcus«, sagt sie. »Du riechst so komisch.« Dann ist bereits das Geräusch des Autos zu hören. Solja lächelt in der Badewanne: »Jetzt kommen meine Eltern nach Hause.« Aber sind es die Eltern? Die Tür klappt, aber niemand spricht, nur Schritte. Jonas reißt die Tür zum Badezimmer auf, die Augen rot vom bhangi , der Mund riecht nach Bier.
    » WAS MACHST DU MIT MEINEN KINDERN? KRANKER NEGER!« Er stößt mich zur Seite, ich pralle mit dem Rücken auf das Waschbecken, die Kinder schreien, und er schlägt mich mit seinen Fäusten – ich halte mir die Arme vors Gesicht. Er trifft schlecht, weil er voller bhangi ist. In diesem Moment könnte ich alle Chancen auf ein gutes Leben ruinieren. Ich könnte seinen Kopf in die Hände nehmen und ihn zerschmettern.
    »Papa, hör auf!«, schreit Rebekka.
    »Sei ruhig!«, sagt er. » VERSCHWINDE! «, brüllt er mich an. Ich muss gehen. Und meine Mädchen dem Teufel überlassen.
Christian
    Der Alte ist bei einer Sitzung. Oder er ist in den Moshi Club gefahren und besäuft sich. Er erwähnt meine Mutter nicht mehr. Sie ruft nicht an, und er redet nicht mehr davon, dass ich mich mit ihr treffen soll. Es ist eigenartig. Sie ist nicht mehr aufgetaucht seit damals, als sie mich mit Léon zur Basishütte mitnehmen wollte. Und der Alte lässt sich volllaufen. Er ist nicht total dicht, aber besoffen genug, um dummes Zeug zu reden. Ich lese im Bett, wenn er aus dem Club heimkehrt. Er sieht den Lichtstreifen unter der Tür und kommt herein.
    »Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«
    »Ja, ja.«
    »Du musst verstehen, Christian, du wirst es zu nichts bringen, wenn du dich in der Schule nicht zusammenreißt«, sagt er und versucht, Respekt auszustrahlen; der ersäuft allerdings in seinem Bieratem. Was kann er wirklich gut? Sich zum Narren machen? Ja, das klappt sehr gut.
    »Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.«
    »Es genügt nicht, sie zu machen. Du musst sie auch verstehen.«
    »Gute Nacht«, sage ich. Er holt Luft, um noch etwas zu sagen, gibt es aber auf und seufzt.
    »Gute Nacht«, sagt er und schließt die Tür. An seinem Arbeitsplatz versucht er sich Respekt zu verschaffen, indem er sich einen Vollbart wachsen lässt. Männer aus Tansania bekommen erst im hohen Alter einen Vollbart, und sie haben auch kein graues Haar, bevor sie richtig alt werden. Der Alte ist fünfundvierzig und hat bereits sehr graue Haare. Die Leute glauben, er wäre alt und weise. Jetzt fehlt ihm nur noch ein Schmerbauch, um als bwana mkubwa durchzugehen.
    Glücklicherweise bin ich viel allein zu Haus, denn ein Teil seines Jobs besteht darin, zu den kleinen Genossenschaftsvereinigungen der Bauern auf dem Berg zu fahren und sie in Buchführung und Ökonomie zu unterrichten. Manchmal übernachtet er in einem Guesthouse, um die Fahrerei auf den miserablen Straßen zu vermeiden.
    Wenn die Schule vorbei ist, bin ich ans Haus gebunden, denn das Kabel am Gashebel meines Motorrads ist gerissen; ich brauche jemandem mit einem Land Rover, um es

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