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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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HERZLICHKEIT
    Ein Gast aus Schweden kommt. Der Mann hat sie schon mal besucht – Andreas, ein alter Jugendfreund von Jonas, der Journalist geworden ist. Andreas trinkt viel und rennt sämtlichen Damen hinterher. Aber die ganze Familie geht auch zusammen auf eine Safari im Arusha Nationalpark, Katriina ist glücklich. Und Andreas begleitet Jonas zum FITI , zur Spanplatten-Fabrik und zu den mobilen Sägewerken am West-Kilimandscharo. Andreas macht Bilder und schreibt auf der Maschine.
    »Es sind Geschichten für schwedische Zeitungen«, sagt Jonas, aber ich glaube ihm nicht. Doch zwei Wochen, nachdem Andreas abgereist ist, kommen die Zeitungen mit der Post.
    Katriina trinkt Gin und übersetzt mir den Artikel: »Jonas, dieser fantastische Schwede, der den Negern beibringt, im Wald einen Baum zu fällen und ein Brett zuzusägen.«
    Andreas schreibt über den schwedischen Waldkönig in Tansania, einen enormen Mann: pädagogisch, aufopfernd, idealistisch. Ein wahrer Menschenfreund – ein Freund der Neger. Mit seiner eigenen Hände Arbeit errichtet Jonas ein fantastisches Projekt. Wenn man die schwedische Zeitung richtig versteht, hat das schwedische Volk ein großes Herz, das allen anderen Farben der Menschheit hilft, die nicht allein zurechtkommen.
    VERMITTLUNGSPROVISION
    Ein Mann sollte unabhängig sein, sonst ist er ein Junge. Lange habe ich kein Geld verdient. Nun bekomme ich Lohn, und ich spare. Keine Ausgaben für Wohnung und Essen, keine Geliebte und kein Spektakel in der Freizeit. Nein, ich werde den Lohn für Investitionen zurückhalten. Sogar meine Kleidung besteht aus alten Lumpen, die ich von Jonas, Mika oder sonst irgendwem geerbt habe. Und der Juice für das Motorrad wird von der Projektkasse bezahlt. Ich werde einen Kiosk bauen, dann habe ich meine Arbeit und werde gleichzeitig ein selbstständiger Mann, der Macht über sein Leben hat. Aber die Rechnung ist eindeutig. Es würde zwei Jahre dauern, bis genügend Geld da ist für den Bau, einen Kühlschrank, das Warenlager, alles. Es funktioniert nicht.
    Ich beginne meine eigene Finanzierung. Wenn ich für das Projekt einzukaufen habe, fahre ich bei verschiedenen wahindi- Händlern herum und feilsche hart um den Preis. Ich spiele sie gegeneinander aus.
    »Wie kannst du so viel verlangen? Ich bin bei Patel an der Aga Khan Road gewesen, und er will mir die gleiche Menge und die gleiche Qualität geben, aber zwanzig Prozent billiger.«
    Schließlich, wenn ich die Waren auf den tiefstmöglichen Preis heruntergehandelt habe, kommt mein Vorschlag an den Händler.
    »Wenn du die Rechnung schreibst, schlägst du zehn Prozent drauf.« Ich schaue dem Mann direkt in die Augen. Er blinzelt nicht.
    »Was bekomme ich dafür?«
    »Wir teilen die zehn Prozent – fünf für dich und fünf für mich.« Der Händler schreibt die Rechnung, wie ich es ihm gesagt habe. Ich bekomme das Geld vom Projekt: Neunzig Prozent werden zu dem Preis abgerechnet, über den wir uns einig geworden sind. Zehn Prozent sind Vermittlungsprovisionen – wir teilen sie halbe-halbe.
    Was ist falsch daran? Wir müssen uns gegenseitig helfen. Meine Feilscherei senkt bereits die Preise, die das Projekt bezahlt – verdiene ich denn keinen Bonus für meinen Einsatz? Und das Projekt wird von der schwedischen Regierung bezahlt, um dem Neger zu helfen. Die Schweden sind reich. Habe ich keine Hilfe verdient? Ich erledige viel Arbeit, bin ständig in Bewegung und werde wie ein Hund im Staub gehalten. Und glaubst du etwa, meine Augen würden nicht sehen können? Ein Freund aus Schweden kommt zu einer bezahlten Urlaubsreise und schreibt für die schwedischen Zeitungen über all die Wunder, die Jonas vollbracht hat. Denkst du, das ist eine Wahrheit? Nein – das ist Hilfsbereitschaft. Wir müssen einander helfen. Und wenn meine Hilfe nur ein Opfer ist und keine Hilfe zu mir zurückkommt, dann muss ich mir eben selbst helfen.
    Das Geld für meine Investition vermehrt sich, und bald habe ich genug. Jetzt kann ich zu einem freundlichen Preis Bretter am West-Kilimandscharo kaufen, direkt organisiert durch ein Abkommen mit dem Vorarbeiter der Tagelöhner und einem Lastwagenfahrer. Er behauptet, sein Lastwagen würde bei all den Fahrten, bei denen er Bretter für mich nach Moshi bringen muss, zusammenbrechen. Beim FITI finde ich einen Zimmermann, der auch etwas zusammenbauen kann. Vorher war es nur ein Traum, den ich im Kopf hatte, aber nun erhebt sich auf dem Grundstück der Nechi-Familie der Kiosk von der Erde. Sie

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