Liberty: Roman
irgendetwas beim Projekt?«
»Ich will nur ein Motorrad holen«, sagt Gösta. Ich zeige ihm, wo die Schlüssel liegen. Die Dame lädt mich ein, sie in Old Moshi zu besuchen. Sie fährt das Auto – eine effektive Dame, die richtige Art von Chagga, nicht wie dieser degenerierte faule Mist in der Gosse. Gösta fährt das Motorrad. Der weiße Mann mit der guten schwarzen Dame in Tansania – die perfekte Partnerschaft: Er besorgt die ausländische Valuta, und sie hat Verbindungen und kennt alle Tricks, um ein solides Geschäft aufzubauen – das gute Leben.
HIGH FIDELITY
Mika träumt von Dingen wie Tansanit-Steinen oder Elfenbein – alles exotisch, teuer und illegal. Er will es nach Finnland bringen, um Profit zu machen, und blitzschnell hat er den Kontakt zu Alwyn wieder aufgenommen, seinem alten bhangi -Lieferanten auf der ISM . Und Alwyn ist bereitwillig, aber das, was Mika möchte, kann er nicht besorgen. Also kommt Mika zu mir. Ich beschaffe Tansanit-Steine über Dickson. Wir handeln und verabreden, wie viel Mika als Bezahlung der Steine auf mein Bankkonto in Schweden einzahlen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mika mich im Stich lassen könnte, denn dann würde die ganze Wahrheit Katriina zu Ohren kommen und so der ganzen Familie in dem kalten Land bekannt werden.
Mika bereitet sich auf die Heimreise vor. Er will zunächst nach Schweden fliegen und von dort aus mit dem Schiff nach Finnland.
»Die Steine kannst du selbst durch den Zoll tragen, die sind klein genug«, sage ich. »Willst du bhangi mit nach Hause nehmen?«
»Na klar.«
»Dann schick es von hier mit der Post. Es in Tansania durch den Zoll zu bringen, ist gefährlich. Du kannst direkt im Karanga Prison landen. Und in Schweden haben sie besondere Methoden, um es aufzuspüren.«
»Okay. Gaspari kann es bei Africafé in Dosen verpacken und bei der Post aufgeben.«
»Nimm die hier mit nach Finnland«, sage ich zu Mika und gebe ihm einen Umschlag mit meinen zusammengesparten Dollar und einen Brief mit Name, Adresse und Kontonummer der schwedischen Bank, bei der Tante Elna ein Konto für mich eingerichtet hat. »Du kannst das Geld von deiner Bank in Finnland überweisen lassen.«
»Ja. Mach ich, sobald ich wieder zu Hause bin«, sagt Mika. Ich vertraue ihm, denn es lohnt nicht, das bisschen Geld in dem Umschlag zu stehlen und das Maultier Marcus zu verlieren, der stets mit Africafé-Dosen zum Postamt rennt. Mit dem Geld meines schwedischen Kontos könnte ich mir die Ausrüstung direkt bei Ostermann bestellen, ohne die Hilfe der wazungu . Die Dollar in dem Umschlag, dazu mein Guthaben bei Ostermann für die Boombox, die nie ankam – bald kann ich mir eine ordentliche High-Fidelity-Anlage bestellen und den Markt für überspielte Kassetten übernehmen. Niemand braucht Alwyn mehr, seine Aufnahmen klingen wie das Sausen des Windes in einem Maisfeld.
Ostermann wird mir das Datum und die Flugnummer per Telex mitteilen, und ich werde selbst zum Flughafen fahren und den Zöllner bestechen. Diesen Blödsinn mit D’Souza brauche ich nicht mehr.
Mika fliegt zurück nach Europa. Ich höre nichts. Ich warte vierzehn Tage, bevor ich ein Telex an meine schwedische Bank schicke, um meinen Kontostand zu erfahren – es steht auf null. Was ist da los?
KAFFEEDOSEN
Mika ist fort, und die Sorge, dass er mich bestohlen hat, lässt die Säure in meinem Magen blubbern.
Stopp, sage ich mir ständig: Hier bin ich – die gleichen Probleme wie immer, aber ich trete ihnen auf beinahe zwei Beinen gegenüber. Die Larssons sind noch immer in Schweden, es gibt nichts zu essen, aber es gibt auch keinen Haufen weißen Wahnsinns. Sie kommen in einer Woche zurück. Mika hat mir eine Kamera geschenkt, bevor er abreiste. Wenn ich die gute Musikanlage habe, kann ich bei Hochzeiten auflegen und gleichzeitig Hochzeitsfotograf sein. Wieder fahre ich zum Postamt und sende ein Telex an meine schwedische Bank. Sie antworten, das Konto stehe auf null. Kalter Schweiß bricht am ganzen Körper aus – ich zittere beinahe. Ist es Betrug? Wenn Mika mir doch nur schreiben würde, was los ist, und wenn es auf einem Stück Toilettenpapier wäre.
Zu Hause sitzt Gösta auf der Veranda und wartet. Er zeigt mir die Zeitung, die er in der Hand hält.
»Dieser Mika ist wirklich ein Idiot«, sagt er. In der Zeitung ist ein Bild von Mika – in der Überschrift geht es irgendwie um Kaffeedosen.
»Was steht da?« Gösta schüttelt den Kopf und übersetzt: Mika wurde in Stockholm vom Zoll
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