Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
Vom Netzwerk:
erwischt: Africafé-Dosen voller bhangi und in der Jeansjacke eingenähte Tansanit-Steine. Der Idiot hat nicht das getan, was wir besprochen haben. Aber die Zeitung schreibt auch, die Dosen wären zunächst nicht aufgefallen, weil sie von der Fabrik versiegelt waren. Erwischt wurde er von einem Zollhund, der etwas im Gepäck gerochen hat. Was? Zebrafleisch und ein Leopardenfell. Saublöder Alkoholiker. Er war bestimmt total besoffen nach dem Flug. Paulo hat das Fleisch beschafft. Und diese Esel mit Streifen schmecken nicht einmal gut, wenn man einen Impala-Braten bekommen kann.
    »Was passiert jetzt mit ihm?«
    »Er muss eine Strafe zahlen und kommt ins Gefängnis«, sagt Gösta.
    »Und wie hoch ist die Strafe?«
    »Sie entspricht umgerechnet dreitausend Dollar.« Ich kann den winzigen dreiundachtzig Dollar im Umschlag, die Mika mir geklaut hat, nur zum Abschied hinterherwinken. Mein Teil der Mission ist erfüllt, aber er macht alles kaputt. Bei meiner Erfahrung mit Jonas … ich hätte klüger sein müssen. Jah Rastafari sagt: Habt keinen Kontakt zu solchen Menschen. Mika sitzt im Gefängnis. Er soll zwei Jahre darin bleiben. Und Larssons kleines SHARP -Doppelkassettengerät hat schon beim Abspielen Probleme mit dem Tonkopf, der sich durch die alten, durch Feuchtigkeit und Staub verdreckten Kassetten abgenutzt hat. Ich bin bankrott und kann kein Geld verdienen. Jetzt bleiben nur die zweihundert Dollar Guthaben bei Ostermann – mein letzter Becher Wasser in der Wüste.
Christian
    Mein Ticket gilt bis Aalborg. Mutter steht mit ihrer jüngeren Schwester Lene am Flughafen – vermutlich, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Ich habe Vater versprochen, mich anständig zu benehmen. Gehe auf sie zu.
    »Nein, was bist du braun gebrannt!«, ruft Lene.
    »Hej, Christian«, sagt Mutter und umarmt mich linkisch.
    »Hej«, sage ich. Wir fahren in ein Ferienhaus, das sie in Grønhøj gemietet haben. Ich gehe an den breiten Sandstrand und rauche. Die Sonne scheint, die Wellen sind hoch. Wir essen mächtige dänische Mahlzeiten mit Wurst, Hering und Leberpastete. Es gibt dänische Zeitungen, und die Zigaretten sind fabelhaft.
    »Ich warte auf eine Nachricht von Ärzte ohne Grenzen «, erzählt Mutter. Sie hat eine Wohnung in Kopenhagen gemietet und arbeitet im Reichshospital. Doch in Äthiopien gibt es eine Hungersnot, dort will sie hin.
    »Ich fasse es nicht, dass du dich traust«, staunt Lene, die auch Krankenschwester ist. Lenes Mann ist Anwalt und heißt Torben, sie haben keine Kinder. Er kommt ins Ferienhaus, und es gibt einmal mehr ein großes dänisches Mittagessen. Dann fahren wir nach Aalborg und gehen spazieren. Weiße Menschen, frisch gewaschene Häuser, gefegte Straßen, Ordnung und Eintönigkeit. Ich habe das Gefühl zu ersticken.
    »Wieso willst du für Ärzte ohne Grenzen arbeiten?«, frage ich Mutter.
    »Ich will hinaus und etwas von der Welt erleben.« Sie hat etwas erlebt, denke ich. Aber es hat ihr nicht gefallen, und sie ist davongelaufen. Sie ist meine Mutter, und ich verstehe nicht, wie sie einfach so aufhören kann, es zu sein. Jetzt will sie einfach etwas anderes, und diese Ferien scheinen lediglich eine Pflichtübung zu sein. Darüber wird jedoch nicht gesprochen.
    Glücklicherweise erhält Mutter die Mitteilung, aufbrechen zu können. Ich nehme die Fähre nach Oslo und treffe mich mit ein paar Leuten von der ISM . Wir können uns zumindest auf Englisch unterhalten und über die richtigen Dinge reden. Afrika. Katja wollte kommen, sie ist aber nicht da. Mist. Vier Tage Suff mit Jarno und einer Gruppe Norweger. Zurück nach Dänemark. Wohne eine Woche in einem Zimmer in Lene und Torbens Keller in Hasseris. Kaufe Klamotten, Schuhe und Musik. Freue mich darauf, nach Hause zu kommen.
    Im Zug nach Kopenhagen und mit dem Bus zum Flughafen Kastrup. Auf dem Weg zur Abflughalle latsche ich bei Rot über die Ampel. Ein Polizeiwagen hält neben mir, der Beamte auf dem Beifahrersitz kurbelt das Fenster herunter.
    »Denkst du, die rote Ampel gilt nicht für dich?«
    »Excuse me«, antworte ich. »I don’t speak Danish.«
    »Ach, verflucht«, sagt er und wendet sich an seinen Partner. »Dazu habe ich keine Lust. Fahr.« Sie fahren weiter. Idioten.
    Zuerst fliege ich nach Schiphol, dort muss ich umsteigen. Frage an der Abfertigung: »Die Zeit, die auf dem Ticket steht, ist das die Zeit hier auf den Uhren oder GMT ?«
    »Es ist die Zeit, die die Uhren anzeigen«, erklärt die Schalterbeamtin. Okay. Ich muss dreieinhalb

Weitere Kostenlose Bücher