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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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dann atme tief ein.« Ich mache es. Es brennt in meinen Lungen, ich bin sofort high. Er hat Wodka auf die Steine gegossen. »Es geht durch die Blutbahn der Lungen direkt ins System«, sagt Mika. Er kennt alle Tricks. Hinterher müssen wir uns unter die kalte Dusche stellen – der Körper wird sehr frisch und gleichzeitig müde. Und als wir uns unter den Himmel auf die Bank vor der Sauna gesetzt haben, läuft Mika ins Haus und kommt mit Carlsberg-Bier in diesen besonderen Dosen.
    »Hier«, sagt er.
    »Wir dürfen Jonas’ Bier nicht trinken«, sage ich. »Das ist sehr teuer.«
    »Er merkt es nie«, sagt Mika und öffnet die Dose. Er fragt, ob ich schon mal mit einem Mädchen zusammen war.
    »Nein.«
    »Ich schon«, sagt Mika. »Es hat ihr wehgetan, und sie hat das ganze Bett vollgeblutet. Ihre Eltern wurden total sauer auf mich.« Er schüttelt den Kopf. »Aber verflucht, es war verdammt gut«, sagt er und macht die Pumpbewegung. Ich denke daran, dass die Schulferien bald vorbei sind und ich Rosie wiedersehen werde. Sie ist das hübscheste Mädchen in der Klasse, und jetzt träume ich davon, ihr Hinterteil zu kneten.
    BESÄUFNIS
    Mika besitzt Taschengeld aus Schweden. Er bekommt es in Dollar. Ich habe Mika auf dem Markt Phantom vorgestellt, der schwarz tauscht und Mika zu einem Millionär in Tansania macht. Und Mika ist erst fünfzehn Jahre alt, genau wie ich, aber er ist sehr groß und kräftig.
    Silvester sagt er zu Katriina, dass wir ins Kino gehen. Die Idee, Mika zu einem normalen Leben zu bewegen, funktioniert nicht. Er zieht mich in die Bar des Moshi Hotel. Im ersten Stock ist es sehr privat, dort können wir uns in der großen Silvesterparty verstecken. Wir trinken bis zwei Uhr nachts. In den Taxis ist kein Benzin, also gehen wir unter den Straßenlaternen den ganzen Weg nach Hause. Der Regionalkommissar hat sämtliche Lampen an der Kilimanjaro Road reparieren lassen. Es ist die einzige Straße mit Beleuchtung, die aus der Innenstadt herausführt, denn es ist der Weg, auf dem der Regionalkommissar abends joggt. Die Leute sollen ihn sehen. Er ist der größte Dieb – großer Respekt –, er hat sich zu Hause in seinem Dorf einen eigenen Squashplatz anlegen lassen. Wenn ein Weißer sagt, der Regionalkommissar sei ein Idiot, dann sitzt der weiße Mann innerhalb von vierundzwanzig Stunden in einem Flugzeug nach Europa. Wenn der Mann schwarz ist, sitzt er unter falscher Anklage im Karanga Prison, denn der Richter ist beim Biertrinken und die Korruption der Partner des Kommissars.
    Mika und ich kämpfen uns von Straßenlaterne zu Straßenlaterne und stützen uns gegenseitig, bis wir ein bisschen zu uns gekommen sind und zum nächsten Lichtschein taumeln können. Dann müssen wir eine Pause machen und kotzen. Ich warte darauf, dass der Kommissar vorüberjoggt.
    »Ma-Ma-Ma-Marcus, bist du o-o-o-okay?«, stammelt Mika.
    Du kannst Fragen stellen: Wieso bin ich mitgekommen? Er ist ein Europäer, und ich bin ein Afrikaner – wie könnte ich Nein sagen? Er muss doch wissen, wie man es richtig macht.
    Am Haus lärmen wir, können kaum etwas sehen. Sie schleppen uns ins Badezimmer und füllen die Wanne mit kaltem Wasser, wir werden hineingestoßen. Wir sind wie Tote. Bekotzen uns selbst, ohne es zu merken. Sie haben Mika Taschengeld gegeben und uns in der Nacht herumlaufen lassen, und nun sind sie wütend.
    WEISSER WAHNSINN
    Die privaten Fahrräder der Schweden darf ich nie benutzen, aber mit den Motorrädern des Projekts darf ich gern fahren – Yamaha 125 ccm –, um in der Stadt Zigaretten für Katriina zu besorgen, Solja von der Schule abzuholen oder bei Karims Fleisch zu kaufen.
    Ich gehe zur Schule und bekomme keinen Lohn, weder von den Larssons oder dem Projekt noch von der schwedischen Hilfsorganisation SIDA oder dem Staat. Aber ich darf auf Solja aufpassen und an bwana Jonas’ Projekt teilnehmen, das FITI heißt – Forest Industries Training Institute.
    Jonas bringt den Negern bei, im Wald einen Baum zu fällen. Die Schule liegt südöstlich der Stadt, auf der anderen Seite der Eisenbahn, am Rande des Elefantenwalds. Früher war der Regenwald voller Elefanten – jetzt gibt es dort Banditen. Die Polizei traut sich nicht hinein, wenn sie nicht mindestens zu zehnt sind. Die Banditen wohnen in Hütten und produzieren gongo . An der Straße zum Wald liegt dieser wahnsinnige Ort der Hindus, an dem sie ihre Toten auf eine Plattform legen, Brennholz darunter und Brennholz darüber, und dann versammeln sie sich und

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