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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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aus.
    »Ich habe auch von dir gehört«, erwidere ich und lächele zurück. Sie bittet mich, Platz zu nehmen.
    »Samantha ist krank gewesen«, erzählt Alison. »Außerdem gab es jede Menge Ärger mit der Schule, aber jetzt ist sie wieder okay. Es dauert nicht mehr lange, dann fliegt sie zu unserer Mutter nach England.« Das Baby beginnt zu wimmern, und Alison stillt es. Ich kann ihre milchstrotzende Brust sehen – die gleiche genetische Zusammensetzung wie Samanthas. Danach schläft das Kind ein, ein Kindermädchen taucht aus dem Nichts auf und rollt mit dem schlafenden Baby davon. Alison fragt, was ich in Dänemark mache, aber da kommen plötzlich Samantha und Jarno an den Tisch. Samanthas Gesicht wirkt starr hinter der Sonnenbrille und der Zigarette. Ich umarme sie und frage, wie es ihr geht. Erzähle, was in Dänemark passiert ist. Samantha sagt nicht sehr viel. Sie trinkt Cola, raucht, lächelt und lacht – entspannt oder kühl, ich weiß es nicht recht.
    »Gehst du mit schwimmen?«, frage ich sie mit einer Handbewegung in Richtung Strand.
    »Nein, ich bin ein bisschen müde.«
    »Na, okay.«
    »Wisst ihr was?«, sagt Alison. »In zwei Tagen veranstalten wir ein Gartenfest mit Barbecue, um unser neues Kind zu feiern, und ihr seid eingeladen. Samantha kommt, außerdem könnt ihr Victor kennenlernen. Seine Frau kann leider nicht kommen, sie ist im Augenblick in England, hochschwanger, sie kann jeden Moment niederkommen.«
    »Danke«, sage ich. Jarno nickt. Samantha fragt, wie spät es ist. Ich sage es ihr.
    »Ich muss los«, erklärt sie. »Ich habe eine Verabredung.«
    »Wann sehen wir uns?«, will ich von ihr wissen. »Wo wohnst du?«
    »Können wir uns nicht einfach auf dem Gartenfest sehen?«
    »Was ist mit morgen?«
    »Kann ich nicht. Ich habe eine Verabredung«, behauptet Samantha. Alison sieht sie an, ohne etwas zu sagen.
    »Könnte sein, dass ich morgen mal am Norad-Haus vorbeischaue«, sagt Samantha.
    »Okay.«
    »Aber wir können nicht den ganzen Tag rumsitzen und darauf warten, dass du irgendwann mal auftauchst«, wirft Jarno ein.
    »Ich komme am Vormittag, vor dem Mittagessen, okay?«
    »Ja, okay«, erwidert er. »Und wie zum Henker soll ich jetzt wieder in die Stadt kommen?« Jarno ist auf dem Rücksitz von Samanthas Motorrad zum Club gefahren. Wieso bittet sie nicht mich, mit ihr zu fahren?
    »Ich fahre euch«, sagt Alison. »Dann kann ich euch auch gleich zeigen, wo wir wohnen. Es liegt direkt am Weg.«
    »Wir sehen uns dort«, sagt Samantha und dreht sich um, wobei sie zum Abschied den Arm hebt; dann ist sie weg.
    Als Alison uns zurückfährt, gibt sie uns ihre Telefonnummer.
    Am nächsten Vormittag warten wir auf Samantha, aber sie taucht nicht auf.
    »Auf so was habe ich überhaupt keinen Bock«, sagt Jarno und geht zum Strand. Ich habe Alison nicht gefragt, wo Samantha wohnt, weil sie ja uns besuchen wollte. Und ich habe sie auch nicht nach Samanthas Telefonnummer gefragt. Ich telefoniere mit Alison, lasse mir die Nummer geben und rufe Samantha an.
    »Ach ja, entschuldige, aber ich hatte vergessen, dass ich zum Arzt musste«, sagt sie. »Aber wir sehen uns morgen beim Gartenfest. Ich muss jetzt Schluss machen. Hej.«
    Der Hörer tutet in meiner Hand.
    Ich fahre nach Kariakoo und finde die Autowerkstatt, in der Mick arbeitet, wie Shakila gesagt hat. Es ist ein Platz mit Autos in verschiedenen Stadien des Verfalls. Ein großes Halbdach spendet Schatten für die fünf Fahrzeuge, an denen gearbeitet wird, außerdem gibt es noch ein kleines Büro- und Lagerhaus. Die Mechaniker sind Einheimische, aber vor zwei Lastwagen steht Mick und redet mit einem großen, sehnigen Mann mit ergrautem Haar und vernarbten Unterarmen. Er trägt dunkle Khaki-Kleidung. »Hej, Mick«, grüße ich.
    »Wart einen Moment«, antwortet er. »Ich muss das hier gerade noch klären.« Ich stelle mich unter das Halbdach. Mick diskutiert mit dem Mann, sie lachen, geben sich die Hand, und der Mann setzt sich zusammen mit einem schweigsamen Afrikaner in Tarnkleidung in einen der Lastwagen.
    »Du heißt doch Christian, nicht wahr?« Mick kommt auf mich zu.
    »Ja, das bin ich.«
    »Ich kann mich gut an dich erinnern«, sagt Mick und gibt mir die Hand. »Einer von Samanthas Freunden.«
    »Ja.«
    »Das ist der Mann – Samanthas Vater.« Mick zeigt auf den Laster, der gerade aus dem Tor fährt.
    »Okay. Und woher hat er die ganzen Narben?«
    »Weißt du das nicht?«
    »Nein.«
    »Na ja, ich dachte, Samantha hätte es dir erzählt. Er

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