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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Finnland ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt worden. Er muss mit der Botschaft reden, denn sonst wird er verhaftet, sobald er seinen Fuß auf finnischen Boden setzt. Jarno lacht: »Die brauchen mich als Kanonenfutter, wenn die Russen kommen.« Er fährt in die Stadt. Am Nachmittag wollen wir in den Jacht-Club. Jede Menge Zeit totzuschlagen. Ich suche in einem Telefonbuch die Nummer vom Krankenhaus heraus, das Shakilas Vater leitet; ich weiß, dass sie in ihrer Freizeit immer für ihn arbeitet. Rufe an.
    »Ich muss bis zwei im Krankenhaus helfen«, sagt Shakila und gibt mir die Adresse. Es ist nicht weit. Ich kann sie abholen. Ich trinke noch einen Africafé. Rauche Zigaretten. Nehme ein Bad, um die offenen Blasen und Hautfetzen von meinem Körper zu entfernen.
    Gehe zu Fuß zum Krankenhaus. Ein paar gut erhaltene einstöckige Gebäude, Platz für ungefähr zwanzig Patienten. Shakila läuft mir entgegen, bleibt stehen.
    »Christian«, sagt sie.
    »Hej.« Ich gehe ihr entgegen. Wangenkuss mit Luft zwischen den Körpern.
    Ich will wissen, ob sie sich auf die Universität freut.
    »Man hat mich von der Uni geschmissen.«
    »Wieso denn? Ich dachte, du hättest gerade erst angefangen.«
    »Ja, ich habe letztes Jahr begonnen, aber jetzt haben sie mich rausgeschmissen.«
    »Und warum?«
    »Wegen Vater«, sagt Shakila und erklärt mir, ihr Vater – der berühmte Chefarzt – hätte an der Universität gearbeitet, bis er kündigte und sein Privatkrankenhaus eröffnete. Es gibt also einen Haufen Neid unter seinen ehemaligen Kollegen. Die Shakila unterrichten sollten. »Die haben sich gerächt und mich rausgeschmissen.«
    »Kannst du irgendwo anders unterkommen?«
    »Mein Vater schaut, ob ich vielleicht ins Ausland gehen kann.«
    »Hast du Samantha mal gesehen?«, erkundige ich mich und sehe sie an. Die Augen kann ich nicht erkennen, aber ihr Gesicht verändert sich, sie wendet es ab und blickt übers Meer.
    »Es läuft nicht gut mit Samantha.«
    »Wie … nicht gut?«
    »Sie ist mit ziemlich üblen Leuten zusammen.«
    »Aber was macht sie?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, sie soll bald nach England.«
    »Hast du gehört, was sie so treibt?«, frage ich noch einmal, denn selbstverständlich hat sie etwas gehört; sie ist nur so anständig, nichts Schlechtes über die Leute sagen zu wollen.
    »Sie … war eine Weile krank. Und jetzt geht sie auf sämtliche Partys, ständig; es ist ihr egal, was die Leute über sie sagen. Gib mir mal ’ne Zigarette.«
    Ich reiche Shakila die Packung und gebe ihr Feuer. Wenn es Samantha egal ist, was die Leute über sie sagen, dann bedeutet das, dass sie absichtlich tut, was sie kann, damit die Leute Schlechtes über sie verbreiten. Anders kann es gar nicht sein. Und ich habe diese Briefe von ihr bekommen; einen, in dem sie wünschte, tot zu sein, und einen, in dem sie mit einem alten Mann ins Bett geht.
    »Weißt du, wo Samantha wohnt?«, frage ich Shakila.
    »Nein. Vielleicht bei ihrer Schwester, Alison. Sie hat den KLM -Boss in Dar geheiratet, sie wohnen hier irgendwo in der Nähe. Aber du triffst sie im Jacht-Club, denke ich.«
    »Okay.«
    »Oder sprich mal mit Mick«, rät Shakila.
    »Mick aus Arusha? Der noch vor dem Examen die Schule verlassen hat?«
    »Ja. Er leitet eine große Autowerkstatt in Kariakoo, die einem Briten aus Sambia gehört.«
    »Aber …«
    »Aber was?«, fragt Shakila.
    »Samantha. Was ist mit ihr passiert? Ich habe fast ein Jahr nichts von ihr gehört«, lüge ich.
    »Ich verstehe sie nicht«, antwortet Shakila. »Sie hat alle Möglichkeiten im Leben, aber sie zerstört alles mit ihrem schlechten Benehmen, nur damit die Leute sie beachten. Ich finde es dumm. Sehr dumm.«
    Shakila schüttelt den Kopf. » Tsk «, schnalzt sie.
    Am nächsten Tag treibe ich mich in der Innenstadt herum. Dann fahre ich raus in den Jacht-Club. Ich werde als Jarnos jüngerer Bruder eingeführt, damit ich auf die up-country membership seiner Eltern hereinkomme.
    Ich bestelle Hühnchen, Fritten und Cola. Esse. Schaue mich um. Entdecke eine Frau mit einem Säugling. Die Frau sieht Samantha ähnlich, ist aber älter. Sie ist hübsch. Es könnte ihre große Schwester sein, Alison. Ich gehe zu ihr.
    »Entschuldigung, sind Sie Samanthas große Schwester?«
    »Wieso?«
    »Ich heiße Christian und bin in den Ferien aus Dänemark gekommen. Ich bin mit Samantha bis vor einem Jahr in die Schule gegangen.« Sie lächelt.
    »Christian. Ja, ich habe von dir gehört. Ich heiße Alison.« Sie streckt ihre Hand

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