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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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die Miete schulde. Sie weiß nicht, dass wir am Rand des Abgrunds stehen.
    Ich bin vollkommen am Ende.
Marcus
    DIE ABMACHUNG
    Rogarth kommt mit Firestone an meine Tür. Rogarth ist in all den problematischen Jahren nach der Verhaftung seines Vaters ein harter Bursche geworden. Und die Discobranche ist inzwischen auch ein ziemliches Chaos. Erst starb Khalid auf dem Berg, dann wurde Abdullah in den Hintern getreten. Big Man Ibrahim ist dünn geworden und starb. Jetzt befiehlt Rogarth über Christians Sklavenheer, aber dieses Heer hat keine Soldaten.
    »Ach, e-e-e-er be-be-be-trügt alle, ni-ni-ni-nicht gut, dieser mzungu «, sagt Firestone. Vor zwei Jahren haben sie mich hinausgedrängt. Jetzt stehen sie wie zwei Bettler vor mir.
    »Er bezahlt keinen Lohn mehr«, sagt Rogarth. »Wir wussten nicht, dass er so ist.«
    Ich habe es ihnen gesagt, aber für den Afrikaner kann der weiße Mann nicht falsch sein. Erst muss der Afrikaner den Betrug selbst spüren und es mit eigenen Augen sehen. Doch Rogarth kennt beide Seiten; er ist Tansanier, aber er ist auch auf die ISM gegangen: Er müsste mehr verstehen. Vielleicht ist er von der romantischen Vorstellung über die menschliche Nächstenliebe infiziert, oder er empfindet diese weiße Form von Liebe und ist außerstande, seine Gefühle gegenüber Christians malaya aufzugeben. Dann wird sein Weg über die Hose gesteuert.
    »Jetzt wisst ihr, dass Christian schlecht ist«, sage ich. » Pole .«
    »Wir würden gern mit dir reden«, sagt Rogarth.
    »Das Haus gehört meiner Familie. Hier können wir nicht reden«, sage ich und bleibe in der Tür stehen – sehr unhöflich.
    »Gehen wir zur Containerbar«, sagt Rogarth.
    »Ich habe kein Geld für den Container.«
    »Wir laden dich ein.«
    »Gut.« Wir gehen hinüber und setzen uns an einen Tisch unter dem Halbdach hinter der Bar, um allein zu sein. Der Kellner bringt uns Bier.
    »D-d-d-dein mzungu hat uns to-to-to-total be-be-be-beschissen«, sagt Firestone.
    Ich sage nichts.
    »Ja, und deshalb … vielleicht können wir uns gegenseitig helfen«, sagt Rogarth.
    »Womit?« Ich frage nicht, weil ich mich dumm stellen will, aber wenn Rogarth etwas will, dann soll er es sagen.
    »Wir wollen bezahlt werden, weil er uns beschissen hat.«
    »Das ist mir egal, das ist euer Problem.«
    »Aber er hat dich doch auch betrogen. Mit der Discoanlage und dem Geld damals«, sagt Rogarth – derselbe Mann, der Christian dabei geholfen hat.
    »Ja. Und als er mit mir fertig war, seid ihr zu ihm gegangen und habt euch vor ihm gebückt. Glückwunsch.«
    »Zusammen kriegen wir ihn klein. Wir bieten dir die Möglichkeit, Rache zu nehmen.«
    »Ihr könnt eure Rache gern nehmen. Ich habe einen Kiosk, einen Laden, eine Hühnerfarm und eine Familie. Ich habe keine Zeit für Rache. Das Einzige, was ich brauche, ist Geld.«
    »Chhhrristian hat k-k-k-keins mehr«, sagt Firestone.
    »Aber vielleicht gibt’s doch noch Geld«, sagt Rogarth. »Nur haben wir keinen Überblick über die Gesamtsituation, daher bitten wir dich um Hilfe. Du würdest dein Geld dann auch bekommen.«
    »Er hat seine Anlage. Ihr müsstet sie klauen und zusehen, dass die Polizei nichts davon mitbekommt.«
    »Ja, aber vielleicht hat er auch Kontakte«, sagt Rogarth. Aha, jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Ich werde gefragt, weil Rogarth ein Problem hat. Was könnte Christian tun, hat er noch irgendwelchen Einfluss über seinen Vater, der noch immer in Shinyanga ist? Kennt der Vater ein paar mabwana makubwa in Moshi, die der Polizei befehlen können, Rogarth wie einen Käfer zu zerquetschen? Rogarth weiß es nicht, er braucht mich. Ohne diese Bedenken würde Rogarth Christian zusammenschlagen, schnell und brutal. Und ich denke an meinen schlimmen kleinen Bruder: Christian steckt in der Scheiße. Ich stecke in der Scheiße. Niemand von uns beiden gehört dahin. Niemals. Aber ich würde gern … etwas erreichen. Ohne dass er dabei allzu sehr zu Schaden kommt. Ich würde ihnen gern helfen, damit Christian eine Weile von hier fortmuss. »Seine Sachen ließen sich durchaus zu Geld machen. Und ich kann euch helfen, Ärger mit der Polizei zu vermeiden.«
    »Wie?«
    »Wenn ich euch das erzähle, braucht ihr meine Hilfe doch nicht mehr«, sage ich und lächele. Rogarth lacht laut auf: »Na also!«
    »Aber wir teilen die Ernte«, sage ich. »Sonst verkaufe ich euch für ein paar Schilling an die Polizei oder sogar gratis.«
    »Ja. Abgemacht.« Rogarth gibt mir die Hand. Sie wissen nichts. Sie wissen

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