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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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für das Bier bezahlen. Das gebratene Fleisch kommt. Ich muss dafür bezahlen. Als wären wir verliebt. Träumt sie davon? Weiß sie, wer ich bin? Oder spielt sie das Spiel nur wegen des Kunden? Wegen mir.
    »Seifengeld«, frage ich. »Wie viel?« Sie nennt eine Summe. Zu hoch. »So weiß bin ich nicht.«
    » Tsk .« Sie geht mit dem Preis ein wenig herunter.
    »Fahren wir.« Ich starte das Motorrad, sie setzt sich hinter mich, legt die Hände um meine Hüften.
    »Das Erste ist das Beste«, erklärt sie. Ich halte vor dem Stundenhotel. Es gibt eine Öffnung mitten in dem schäbigen Steingebäude. Dragonfly Guesthouse. Ich gehe hinein. Ein kleiner Büroraum an der Öffnung, darin ein hagerer Mann. An der Rückseite des Gebäudes sehe ich einen überdachten Laubengang aus Beton, von dem die Zimmer abgehen. Fühle mich sonderbar leicht.
    »Ein Zimmer bis morgen«, sage ich zu dem Mann.
    »Die ganze Nacht?«
    »Ja.«
    »Okay.« Er zuckt die Achseln. Ich bezahle, obwohl er zu viel verlangt. Er reicht mir den Schlüssel.
    »Mein Motorrad, kannst du darauf aufpassen?«
    »Nein, ich bin nicht die Nachtwache.«
    »Dann nehme ich es mit ins Zimmer.«
    »Was immer du mit aufs Zimmer nimmst … mir ist das egal.«
    Ich schiebe die Maschine die beiden Stufen hoch auf den Gang. Deborah schließt auf und geht hinein. Ich stelle das Motorrad ins Zimmer und schließe die Tür. Es gibt eine Bettlampe mit einer Vierzig-Watt-Birne. Die Wände des Zimmers sind weiß gekalkt, allerdings blättert der Putz ab. Der Fußbodenbeton verwittert bereits. Das Holzbett mit den Schaumgummimatratzen – ausgeleiert und fleckig. Deborah nimmt das Laken, das am Fußende der Matratze zusammengefaltet liegt, und schlägt es aus, lässt es über die Matratzen und das Kopfkissen sinken. Dann zieht sie rasch ihr Zeug aus und legt sich aufs Bett.
    »Komm«, sagt sie zu mir. Ich ziehe mich ebenfalls aus und lege mich neben sie, berühre sie. Sie ist sehr schlank, beinahe dünn, mit kleinen, harten Muskeln direkt unter der Haut, die fest, glatt und gespannt ist. Meine Hände gleiten über sie, über die Schenkel, die Wellen ihrer Bauchmuskulatur, die kleinen harten Brüste, die ich lecke. Sie riecht nach künstlichen Blumen – ein billiges Parfüm. Darunter: ein Hauch von Trockenhefe und altem Schweiß. Ihre Hand berührt meine Hoden, streichelt sie und den Schwanz. Aber es geht nicht. Mir wird schwindlig. Zu viel mirungi . Mit meiner Zunge folge ich der violetten Schlange in ihrem Gesicht. Der Narbe.
    »Nein.« Sie nimmt mein Gesicht in die Hände, zieht es von ihrer Wange und steckt mir ihre Zunge in den Mund. Ich habe das Gefühl zu ersticken und ziehe den Kopf zurück. Sie zupft an meinem Schwanz. »Du sollst deine Arbeit erledigen«, sagt sie.
    »Ich kann nicht.« Ich schiebe ihre Hand weg.
    »Ich bekomme trotzdem mein Seifengeld!« Ich führe einen Finger über die Narbe an ihrer Nase und der Wange, sie wurde schief zusammengenäht.
    »Was ist passiert?«, will ich wissen.
    »Hunde«, erwidert sie.
    »Hunde?«
    »Männer. Wie du.« Ich setze mich auf die Bettkante, damit sie nicht mein Gesicht sehen kann. Starre in die Luft. Schaue sie wieder an. Deborah. Ich mag diese Narbe, sie passt zu mir. Sie sieht mich mit einem leeren Blick an. Ich greife nach meiner Hose, die ich aufs Motorrad gelegt habe. Ziehe sie zu mir. Klonk – der Revolver lag darunter und ist auf den Boden gefallen. Ich hebe ihn auf und lege ihn auf den Sattel. Höre ein Keuchen. Ich sehe Deborah an. Ihre Augen sind aufgerissen. Ich schüttele den Kopf und hole das Geld heraus. Gebe es ihr. Sie zählt es, bleibt gespannt wie eine Feder liegen und verfolgt meine Bewegungen, als ich nackt aufstehe. Ich zünde mir eine Zigarette an, nehme den Revolver in die Hand, setze mich breitbeinig aufs Motorrad. Wechsele den Revolver in die linke Hand. Das Metall des Benzintanks ist kühl an meinen Hoden, meinem schlaffen Glied. Haut kratzt an meiner Wade, als ich den Kickstarter trete und den Gashebel aufdrehe. Deborah ist aus dem Bett gestiegen, steht auf der anderen Seite und drückt sich ihren Pullover an die Brust. Ich ziele mit dem Revolver auf die Decke und schieße. Putz rieselt herunter, staubt in den schlecht erleuchteten Raum. Mir läuft der Schweiß. Schweiß? Es sind Tränen. Ich lasse den Revolver sinken. Schalte das Motorrad aus. Blicke zu Boden.
    »Du kannst jetzt gehen«, sage ich. Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Deborah hastig ihre Kleider zusammenrafft, die Sandalen in die

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