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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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ihres T-Shirts geschoben, berühre ihren Bauch und schiebe meine Hand an ihre Brust. Ich halte den Atem an.
    »Lass das, es kitzelt«, sagt Nanna, schiebt meine Hand weg und steht auf. Es kitzelt? Das war nicht so toll.
    Letzter Schultag vor den Sommerferien. In der großen Pause schreit ein Mädchen auf der Toilette. Ein Lehrer läuft hin – ich folge ihm mit Jarno.
    Mika liegt auf dem Boden, er hat Schaum vor dem Mund.
    »Es muss eine Schlange gewesen sein!«, ruft der Lehrer. Ein Schüler hat die Schulkrankenschwester geholt, mama Hussein. Sie hockt sich auf den Boden und behandelt Mika mit einer Herzmassage. Er fängt wieder an zu atmen, wirkt aber apathisch. Andere Lehrer kommen dazu und tragen ihn zu einem Auto, fahren ihn ins KCMC . Es sind viele Gerüchte im Umlauf, bis die Lehrer uns erzählen, dass er überleben wird.
    Am nächsten Tag ist Vater bei einer Verwaltungsratssitzung in der Schule. Er ist erschüttert, als er nach Hause kommt.
    »Das war Heroin«, sagt er.
    »Was?«, fragt Mutter.
    »Mika hat Heroin genommen.«
    »Aber …«
    »Offenbar kann man es in Arusha bekommen. Hast du davon gehört, Christian?«
    »Nein«, antworte ich.
    »Und nun?«, fragt Mutter.
    »Na ja, wir haben ihn rausgeschmissen. Es ließ sich nicht vermeiden.«
    Wir sind im Moshi Club und sitzen bei den Larssons und Asko.
    »Wie geht’s dir?«, erkundigt sich Asko.
    »Ich habe Ferien«, antworte ich. »Ich langweile mich.« So ist es tatsächlich. Vater arbeitet die ganze Zeit, und Mutter ist mit Annemette oder der Krankenstation der TPC beschäftigt. Ich langweile mich zu Tode.
    »Dann begleite uns doch«, schlägt Asko vor. Er und Jonas fahren auf den West-Kilimandscharo, um sich den Wald anzusehen. Außerdem wollen sie den Holländer Léon Wauters auf der Simba Farm besuchen. Die Farm liegt unterhalb des großen Waldes, in dem Jonas gern Sägewerke errichten würde.
    »Ja, okay.«
    Ich schlafe auf dem Sofa bei Tita und Asko. Sie läuft in einem dünnen, kurzen Bademantel aus gelber Seide herum, ich kann ihre glatten, goldbraunen Schenkel sehen. Es fällt mir schwer, einzuschlafen.
    Am nächsten Morgen brechen wir frühzeitig auf. Wir fahren bis zum Waldrand, wo Jonas und Asko sich die Bäume ansehen und über Sägewerke reden. Hinterher geht es zur Simba Farm, deren Boden zu den fruchtbarsten des Landes gehört. Léon Wauters züchtet Blumen für eine holländische Firma, die in Europa Blumensamen verkauft. Außer Blumen baut er Weizen und Hopfen für die Brauereien an. Der Staat benötigt Flaschenbier – es wird ausschließlich von der Oberklasse getrunken: korrupten Politikern und Geschäftsleuten.
    Auf der Simba Farm hängt das Wohngebäude voller Geweihe und Tierfelle. Wir bekommen ein warmes Mittagessen: Straußensteak in Erdnuss-Sauce mit neuen Kartoffeln und Salat aus dem Küchengarten der Farm.
    »Den Strauß habe ich selbst geschossen«, erklärt Léon.
    »Stehen die nicht unter Naturschutz?«, fragt Asko.
    »Ja, aber ich habe eine Abmachung mit dem Parkbeamten. Es ist okay, wenn sie in meine Blumen gehen.«
    Zum Nachtisch gibt es gebackene Banane mit warmer Karamellsauce. Hinterher gehen wir hinaus auf eine neongrüne Rasenfläche, von der aus man bis ins Flachland sehen kann.
    »Bist du verheiratet?«, erkundigt sich Asko.
    »Geschieden«, erwidert Léon. »Meine Exfrau lebt mit unserem Sohn in Holland.«
    »Es muss doch einsam sein, so ganz allein hier oben«, sagt Asko. »Fährst du manchmal nach Moshi?«
    »Nein, es ist zu weit, um nachts wieder nach Hause zu kommen. Manchmal fahre ich ein paar Tage nach Arusha, um Golf zu spielen.«
    »Golf?« Asko hebt die Augenbrauen.
    »Ja, Golf«, sagt Léon und lacht. Er schaut mich an: »Spielst du Golf?«
    »Ein bisschen«, antworte ich. »Auf dem Gelände der TPC .«
    »Wollen wir ein paar Bälle schlagen? Ich habe dort drüben ein Loch im Rasen, wo ich meine Puts trainieren kann, ansonsten schlage ich die Bälle ins Feld.«
    »Und was passiert mit den Bällen?«
    »Die werden von den Kindern der Arbeiter eingesammelt. Ich bezahle sie dafür.«
    »Zerstören Sie damit nicht die Ernte – die Blumenblüten?«
    »Während des Wachstums übe ich lediglich meine Puts. Spielen deine Eltern auf der TPC ?«
    »Meist meine Mutter – vor Kurzem wurde meine kleine Schwester geboren.«
    »Ja, ich bin ihr bei Larssons begegnet. Glaubst du, ich könnte mal zu euch kommen und spielen?«
    »Ja, klar.«
    Auf dem Heimweg sitze ich auf dem Rücksitz und starre aus dem Fenster. Aber

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