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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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»Wozu? Man kann auch in Finnland Kaffee kaufen.«
    »Vielleicht mag er den tansanischen Kaffee besonders gern«, sage ich, ohne zu erklären, dass die Dosen nicht aus einem Laden stammen, sondern von einem Straßenjungen gebracht wurden. Ich gehe in mein Ghetto – noch immer stehen dort vier Dosen. Ich öffne eine und zerschneide das Stanniol unter dem Deckel. Bhangi , sauber, ohne Stöckchen oder irgendwas, und wenn man die Dose schüttelt, klingt es richtig, auch das Gewicht stimmt. Heimlich versiegelt in der autorisierten Kaffeefabrik. In dieser Nacht rauche ich viel Africafé zur Musik von Bob Marley – gemeinsam sind wir ganz oben im Himmel.
    Ich frage in der Stadt herum und höre, dass Gaspar in der Packerei von Africafé Freunde hat. Und ich bin Garvey Dread – ich kann die Dosen problemlos versenden, wenn Mika mir weiterhin schickt, worum ich ihn bitte.
Christian
    Die Sommerferien sind beinahe vorbei. Ich habe nichts zu tun und trete in den Staub der TPC . Langweile mich. Gehe in die Werkstatt, wo die Maschinen für die Feldarbeit repariert werden. In einer Ecke steht ein Motorrad.
    »Willst du es dir ausleihen?«, fragt eine Stimme. Ich drehe mich um. Es ist John.
    »Das ist vielleicht keine so gute Idee«, wende ich ein.
    »Ich finde es eine perfekte Idee.«
    »Meine Mutter flippt aus.«
    »Aber du kannst so etwas doch fahren?«
    »Natürlich.«
    »Deine Mutter ist nicht hier«, sagt John. »Dreh ’ne Runde.« Er schaut mich an – will sehen, ob ich Angst vor meiner Mutter habe. Ich steige auf und trete den Kickstarter. Scheiß drauf. Ich donnere die Straße hinunter. Vater sieht mich durch sein Bürofenster. Als ich nach Hause komme, schaut er sich rasch um, um sicherzugehen, dass wir allein sind. Er hebt den Zeigefinger und starrt mich an.
    »Weißt du, was passiert wäre, wenn deine Mutter dich auf dem Motorrad gesehen hätte?«
    »Nein.«
    »Sie würde uns beiden die Hölle heiß machen!«
    Achte Klasse, erster Schultag. Ich stehe mit Jarno herum und betrachte die neuen Schüler, die in der siebten Klasse beginnen. Sie kommen aus der griechischen Schule in Arusha, auf der man schon in der ersten Klasse aufs Internat gehen kann. Ein verbissen aussehendes weißes Mädchen kommt wackelnd den Gang entlang. Ein anderes Mädchen sagt: »Na, Samantha, mal sehen, wie du zurechtkommst, wenn du nicht die Älteste bist.«
    »Liebe kleine Truddi«, sagt die verbissene Samantha und geht auf das blonde Mädchen zu, die wahrscheinlich aus Norwegen stammt. Samantha bleibt direkt vor Truddi stehen, die jetzt ein wenig nervös zu sein scheint. Samantha lächelt: »Ich bin auch hier die Älteste. Denn ich bin die Einzige mit Erfahrungen.«
    »Was meinst du?«, fragt Truddi, ihre Stimme klingt schrill.
    »Alte Jungfer«, sagt Samantha.
    »Du bist so widerlich«, erwidert Truddi. Samantha lächelt. Sie dreht sich um und geht weiter, dann bleibt sie stehen und blickt mich an.
    »Was glotzt du denn so?«
    »Na, auf dich«, sage ich, ohne nachzudenken. Samantha lächelt.
    »Das kann ich gut verstehen.« Sie wackelt davon, wobei sie mir über die Schulter mit ihren Fingern zuwinkt. Ich bin verliebt.
    »Bist du gern hier?«, fragt mich Mutter beim Frühstück.
    »Ja«, sage ich und esse meinen Toast.
    »Und die Schule?«
    Ich zucke die Achseln. »Ist ganz okay.«
    »Sind sie nett dort? Gibt es hübsche Mädchen?«, bohrt sie weiter. Ich höre auf zu kauen, trinke einen Schluck Kaffee.
    »Ein paar – eine Verbissene und eine sehr Braungebrannte.«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht.«
    »Ja doch, ist alles bestens«, sage ich.
    »Also hast du es nicht eilig, nach Dänemark zurückzukommen?«
    »Nach Dänemark?«
    »Ich frage nur, weil ich es wissen will«, sagt Mutter. Vaters Vertrag gilt noch über ein Jahr, und er überlegt, ihn zu verlängern. Wieso kommt sie auf Dänemark?
    »Wolltest du nicht im KCMC arbeiten?«
    »Ich warte, bis Annemette ein bisschen größer ist.«
    »Aber du willst doch nicht nach Hause, oder?« Mutter ist nicht mal ein halbes Jahr hier.
    »Nein, nein«, sagt sie. »Ich wollte nur wissen, ob du zufrieden bist mit deinem Leben.«
    »Ich könnte ein Motorrad gebrauchen.«
    »Ein Motorrad?«
    »Die TPC liegt weit außerhalb der Stadt. Ich könnte nach dem Fußballtraining und so nach Hause kommen.«
    »Du bist noch nicht alt genug, um Motorrad zu fahren«, sagt sie.
    »John hat eins, das ich mir leihen kann.«
    »Du bist nicht alt genug«, beharrt sie.
    »Ich bin in Dänemark Moped

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