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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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schenken. Sie ist toll.
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagt der Bursche an der Rezeption. Ich frage einen der Kellner.
    »Ich glaube, sie ist hier«, meint er.
    »Wo denn?«
    »Keine Ahnung«, sagt er. »Vielleicht im Haus?« Ich frage nach, aber auch das Hausmädchen weiß nicht, wo Samantha ist.
    »Sie ist offenbar nicht da«, sage ich und lasse mich in einen Stuhl auf der Terrasse des Restaurants fallen.
    »Ich habe Hummer Thermidor für uns bestellt«, sagt Vater. Es gibt weder Bier noch Mineralwasser im Hotel. Das Problem mit den Kapseln existiert landesweit. Wir müssen Wasser trinken. Es steht eine Kanne auf dem Tisch – aber keine Gläser. Zuerst kommt ein Kellner mit einem Salzstreuer und Servietten. Messer liegen bereits auf dem Tisch.
    »Könnten wir auch ein paar Gläser und vielleicht Gabeln bekommen?«, fragt Vater.
    »Ich werde es prüfen«, murmelt der Kellner. Es vergeht eine geraume Zeit. Nichts passiert. Nach einer Weile kommt eine Frau mit dem Essen.
    »Danke«, sagt Vater und fügt hinzu: »Ich hatte vor einiger Zeit um Gabeln und Gläser gebeten.«
    »Es ist sehr schwierig mit den Gabeln«, antwortet sie.
    »Ich kann sie auch gern selbst abwaschen.«
    »Augenblick«, erwidert sie und geht langsam Richtung Restaurantküche, wobei sie mit dem Hintern wackelt. Kurz darauf bringt uns eine andere Frau zwei Gabeln.
    »Und was ist mit den Gläsern?«, fragt Vater. Keine Reaktion. Sie dreht sich um und geht.
    »Wenigstens müssen wir nicht mit den Fingern essen«, sage ich.
    »Hast du nicht gesagt, das Haus würde einem Engländer gehören?« Vater sticht prüfend in die bizarr aussehende Masse auf seinem Teller. Hummer, in Würfel geschnitten und zu Matsch verkocht. Die Würfel liegen im ausgehöhlten Hummerschwanz und sind mit einer faden Käsesoße überzogen. Das Gefühl im Mund: weiches Gummi mit porösem Plastik schmeckt genauso. Die Beilage besteht aus ungekochten grünen Bohnen und roh gebratenen Kartoffeln, die merkwürdigerweise gut schmecken. Wir hätten Hühnchen mit Pommes frites bestellen sollen, da ist man immer auf der sicheren Seite. Der erste Kellner kommt wieder aus dem Restaurant – mit leeren Händen.
    »Ich finde die Gläser«, sage ich und bin im Begriff aufzustehen.
    »Warte«, hält Vater mich zurück und nimmt die Hand hoch. »Ich möchte gern sehen, was passiert.« Der Mann setzt sich zwei Tische weiter und zündet sich eine Zigarette an. »Entschuldigung«, spricht Vater ihn an. »Wir haben noch immer keine Gläser.«
    »Warten Sie einen Moment«, antwortet der Mann und bleibt sitzen.
    »Ich will nicht warten. Könnten wir zumindest ein paar Teetassen bekommen?« Von unserem Platz aus können wir im Restaurant eine Anrichte mit Tee- und Kaffeetassen sehen.
    »Die Gläser kommen gleich«, sagt der Mann, ohne einen Muskel zu bewegen. Er schaut weg und raucht seine Zigarette. Samantha taucht in der Tür auf.
    »Du bringst ihnen jetzt sofort ein paar Tassen, du faule Sau – oder ich sorge dafür, dass du nie wieder Arbeit bekommst!«, schreit sie ihn auf Swahili an. »Und mach die Zigarette aus. Kuma mamayo .« Du Fotze deiner Mutter, die schlimmstmögliche Beleidigung. Mir fällt ein, dass ich es mal zu unserem Gärtner, Benjamin, gesagt habe, unmittelbar, nachdem ich es gelernt hatte. Und Benjamin hat zu meinem Vater gesagt, er solle mich nicht allzu fest schlagen, denn ich wüsste ja nicht, was es bedeutet.
    Der Kellner erhebt sich langsam, wobei er noch ein paar Züge seiner Zigarette raucht. Dann lässt er sie auf die Fliesen fallen, obwohl ein Aschenbecher auf dem Tisch steht, und trottet langsam zu der Anrichte. »Du bist hoffnungslos«, zischt Samantha ihm zu. Schaut zu uns hinüber, ohne meinem Blick zu begegnen.
    »Das Personal ist offenbar noch nicht ganz wach«, sagt Vater zu ihr. Wieso sagt er so etwas? Es ist doch nicht ihre Schuld. Sie grüßt nicht, zuckt nur die Achseln und geht zurück ins Restaurant. Der Mann kommt mit zwei Teetassen heraus.
    »War sie das, die aus der Schule?«
    »Wieso musst du dich bei ihr beschweren? Ist doch nicht ihr Scheißlokal.« Ich stehe auf und gehe ins Restaurant.
    »Nein, nein«, sagt Vater. Im Restaurant höre ich Samantha in der Küche. Ich gehe auf die Tür zu.
    »Ihr könnt mit den Gästen nicht so umspringen!«, schreit sie. Ich öffne die Tür einen Spalt. Die langsame Frau von vorhin antwortet Samantha.
    »Da hast du dich gar nicht einzumischen – das ist nicht dein Restaurant«, sagt die Frau.
    »Und es ist,

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