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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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werden wir in eine riesige Staubwolke gehüllt, die bis ins Fahrerhaus dringt. Vater hat in Erfahrung gebracht, dass das Schiff am frühen Morgen gelöscht wird. Wir fahren durch Mombo. Obwohl Vater schnell fährt, beginnt es dunkel zu werden, und die Straße ist bei Dunkelheit nur schwer zu befahren. Es herrscht absolute Dunkelheit, als wir durch Korogwe fahren. Vater versucht, das Tempo zu halten, aber immer wieder muss er abrupt bremsen oder den Wagen um ein schwarzes Loch lenken, und trotzdem rumpeln wir ständig in Schlaglöcher, bei denen die Stoßdämpfer bis zum Anschlag durchgedrückt werden.
    »Wir werden übernachten müssen«, sagt Vater, als wir nach Segera kommen. Wir finden ein Gästehaus, das nicht allzu verlaust ist, gehen in ein Lokal und essen gebratenes Fleisch und gegrillte Kochbananen.
    Vater weckt mich, als es noch dunkel ist, im grauen Dämmerlicht brechen wir auf. Die Sonne steht über dem Meer, als wir den Hafen erreichen. Wir finden das Büro der Hafenverwaltung. Das Frachtschiff liegt am Bollwerk.
    »Ganz unten in der Ladung liegt mein ganzes gutes Bier«, sagt Vater. Ein Großteil der Container ist mit Carlsberg beladen. Der Brauerei in Arusha sind die Kapseln ausgegangen, und Tansania hat keine Fremdwährungen, um eine neue Ladung zu importieren – das Land ist in der Krise.
    Im Prinzip muss für den Inhalt des Containers fünfundsechzig Prozent Importsteuer bezahlt werden. Ich warte draußen, während Vater im Büro mit dem Zollchef redet und ihm einen Umschlag überreicht. Normalerweise werden derartige Importe durch den Inder Bimji abgewickelt, einem Spediteur in Daressalaam. Aber in diesem Fall eilt es – es gibt kein Bier im Land, und Bimji hat Probleme mit den Behörden; offenbar hat er die Maschinerie nicht korrekt genug geschmiert.
    »Das wäre erledigt«, erklärt Vater, als er das Büro verlässt. Das Schiff ist zum Leben erwacht. Wir gehen an Bord und reden mit dem Kapitän, ein weiterer Umschlag wechselt den Besitzer. Die Luken des Laderaums werden geöffnet. Ich bleibe an Deck, während Vater hinuntergeführt wird, um nach der Holzkiste mit unserer Fracht zu suchen, damit er sie erkennt, wenn sie entladen wird. Direkt am Schiff liegen sieben kleine Boote, ausgehöhlte Baumstämme, Auslegerboote, wie die Fischer sie traditionell benutzen. Sie liegen da, ohne dass irgendetwas auf ihnen geschieht. Der Philippine, der den Kran des Frachters bedient, setzt sich in sein kleines Führerhäuschen. Vater steht daneben an Deck. Der Kranführer hievt eine Kiste aus dem Laderaum, will sie über die Reling schwingen und auf der Mole absetzen. Er zielt zu tief, und die Kiste trifft auf die Reling und zersplittert. Den Leuten in den kleinen Booten werden vom Schiff aus Trossen zugeworfen, und nun klettern sie wie Affen den Rumpf hoch, laufen aufs Deck, sammeln die Gegenstände aus der zerbrochenen Kiste ein und lassen sie an Seilen zu ihren Kameraden in die kleinen Fischerboote herab. Verschwinden mit ihrer Beute. Ich habe mich neben Vater an den Rand des Frachtraums gestellt. Zwei philippinische Matrosen legen Ketten um eine Kiste und befestigen sie an den Haken des Kran-Drahtseils. »Das ist unsere«, sagt Vater und geht zur Kabine des Kranführers; er lehnt sich hinein und spricht mit dem Mann, ein Umschlag wechselt den Besitzer. Unsere Kiste wird geschickt über die Reling gehievt und auf der Mole abgesetzt. Sie ist zu groß für die Ladefläche des Land Rover, daher müssen wir die Kiste mit Hammer und Kuhfuß aufbrechen und die Palette mit dem Dosenbier aufreißen, um die Bierkisten im Auto zu verstauen. Außerdem sind Zigaretten, Whisky, Konserven, Kleidung und Süßigkeiten dabei. Wir fahren zu einem Lagerhaus und kaufen ein paar alte Bahnen Sackleinen, die wir über die Ladung legen, damit niemand sieht, womit wir herumfahren.
    »Ich habe Hunger«, sagt Vater.
    »Lass uns ins Baobab Hotel fahren und Mittag essen«, schlage ich vor.
    »Ist es gut?«
    »Ich kenne die Tochter des Besitzers aus der Schule«, sage ich. »Samantha – sie sind Engländer.«
    »Ist sie nett?«
    »Sie ist okay«, antworte ich und erröte.
    »Dann lass uns fahren«, sagt Vater. Wir fragen uns durch und kommen über eine sandige Straße bis zum Hotel, das sehr schön am Meer liegt. Ich hoffe, Samantha ist zu Hause. Ich habe eine Stange Marlboro in die Tasche gesteckt, als wir den Wagen beluden. Vielleicht kann ich mich davonschleichen und mit ihr eine Zigarette rauchen oder ihr einfach eine Packung

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