Liberty: Roman
auf«, sagt Panos. Samantha lacht und versetzt ihm einen Stoß. Ich wünschte, sie hätte mich geschubst.
Sommerferien. Ich gehe rüber zu Nanna und schwimme, aber ich lege es nicht darauf an, obwohl ihr Vater arbeitet und die Mutter in der Stadt ist.
»Danke fürs Schwimmen«, sage ich hinterher. Nanna steht aus dem Liegestuhl auf, kommt zu mir und küsst mich unvermittelt auf den Mund; sie presst ihre Zunge zwischen meine Zähne, dann dreht sie sich um und geht ins Haus, in ihr Zimmer. Ich gehe ihr nach. Wir küssen uns auf dem Bett. Ich schiebe meine Hand unter ihr T-Shirt.
»Nein«, sagt sie, als ich versuche, es ihr auszuziehen, küsst mich aber weiterhin mit der Zunge. Ich nehme ihre Hand und lege sie in meinen Schritt. Sie soll spüren, wie hart er ist. »Ach was«, sagt sie und steht auf.
»Entschuldigung.« Ich werde rot.
»Ich finde, du solltest jetzt gehen«, sagt sie. Nicht leicht zu durchschauen.
Am nächsten Tag fliegt Nanna mit ihren Eltern nach Dänemark in den Urlaub.
Ich sitze mit Rogarth am Fluss der TPC und rauche – er wird bald verreisen, um irgendjemanden aus der Familie zu besuchen.
»Dieser John ist ein schlechter Mann«, sagt Rogarth.
»Wieso?«
»Er führt sich auf wie ein Kolonialherr – er redet mit allen schwarzen Tansaniern, als wären es Hunde.«
»Ja. Meine Mutter sagt auch, dass die Feldarbeiter schlecht behandelt werden.«
»Nicht nur die Feldarbeiter. Auch die Leitung. Er muss verstehen, dass Tansania die TPC verstaatlicht hat, weil es unser Land ist. Er arbeitet für uns, nicht umgekehrt«, sagt Rogarth und fängt an zu lachen.
»Warum lachst du?«
»Johns Frau, Miriam, ist ständig besoffen – wusstest du das?«
»Ja, ist ja nicht zu übersehen«, erwidere ich.
»Und John läuft in Moshi die ganze Zeit den Nutten hinterher, zusammen mit einem anderen weißen Mann.«
»Echt?« Vielleicht ist der andere Mann Jonas.
»Ja.« Rogarth schüttelt feixend den Kopf.
»Was ist daran so lustig?«
»Er läuft den tansanischen Damen nach wie ein geiler Köter und behandelt die tansanischen Männer wie Hunde. Er ist verrückt.«
Wir sind nach Daressalaam gefahren, die ganze Familie. Es ist heiß und feucht. Zunächst wohnen wir ein paar Tage im Hotel Africana ein Stück nördlich der Stadt – in einem heruntergekommenen Ort mit kreideweißem Sandstrand.
Dann nähern wir uns der Stadt. Über ein paar Leute aus der Botschaft haben wir ein Haus in Valhalla mieten können, einem eingezäunten Reihenhausgebiet, in dem ausschließlich Skandinavier wohnen. Es liegt nördlich der Stadt auf der Halbinsel Msasani, Daressalaams reicher Wohngegend. Die Nachbarn sind Norweger und laden uns in den Jacht-Club ein, der voller Weißer ist.
»Genau wie in der Kolonialzeit«, sagt Vater.
»Die Schwarzen haben kein Interesse am Segeln«, meint der Norweger. Ich gehe schwimmen, trinke Cola, esse Fritten. Ich entdecke ein paar Leute, die ich auf der Schule gesehen habe, aber es ist niemand dabei, den ich kenne. Abends rufe ich eine Nummer an, die Jarno mir gegeben hat. Das Projekt seines Vaters hat ein Haus in Dar, in dem die Familie manchmal in den Ferien wohnt, wenn sie aus Morogoro herauswollen. Aber sie sind nicht da.
Wir gehen im Zentrum spazieren, essen in Restaurants, gehen hinunter zum Hafen, in dem alte Frachtschiffe mit dreieckigen Segeln liegen.
»Sie heißen dhow «, erklärt Vater. »Sie transportieren Waren zwischen Ostafrika, Sansibar und der arabischen Halbinsel und sind immer noch im Einsatz.«
Annemette sitzt in ihrem Kinderwagen und plappert. Sie wird in einigen Monaten zwei Jahre alt und zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf sich.
Zurück in der TPC . Vater kann nicht allzu lange fortbleiben. Ich langweile mich. Rogarth ist in den Ferien. Ich spiele Golf, Fußball mit den Jungs, rauche Zigaretten am Fluss. Ich bin mitten in einem riesigen Zuckerrohrfeld gestrandet. Vater arbeitet, und Mutter ist mit Annemette beschäftigt, die an allem herumfummelt und nach der Geschichte mit der Schlange ständig beaufsichtigt wird. Mutter vertraut dem neuen Kindermädchen, mama Nasira, nicht, obwohl sie einen sehr kompetenten Eindruck macht. Glücklicherweise dauert es nur noch eine Woche bis zum Schulanfang.
Marcus
HEIMLICHER PUSHER
Das bhangi unter dem Bett ist aufgeraucht, und Jonas fehlt sein Kraut. Er hat auch keine Tabakerde aus Schweden mehr, um sie sich in den Mund zu stopfen, darum ist er ständig mürrisch und gereizt wie ein altes Nashorn. Ich muss ihm helfen, um mich
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