Licht

Titel: Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison

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Gute geht einmal zu Ende, Ed.«
    Ed war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte.
    »Wie kommst du damit zurecht?«, sagte er schließlich. »Innerlich, meine ich?«
    »Gut. Kein Problem.«
    »Fühlst du dich nicht einsam? Im Stich gelassen.«
    »Oh, natürlich. Einsam. Ein bisschen wie auf dem Abstellgleis. Das würde jedem so gehen. Aber wir hatten unsere Zeit, Ed, und es war eine gute Zeit!« Sie sah zu Ed auf, springlebendig, wie ihm schien. »Ich wünschte, du hättest uns erlebt. Wir sahen genauso aus; wenn überhaupt, dann hatten wir mehr Bänder.« Sie lachte. »Ich werde dir nicht zeigen, was unter dem Mantel ist.«
    »He«, sagte Ed. »Ich wette, du siehst hübsch aus.«
    »Ich bin da unten keine Neena Vesicle.« Sie dachte darüber nach, und zwar länger als sie beabsichtigte. »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Dass ihr eure Zeit hattet«, sagte Ed.
    »Oh, die hatten wir, Ed, die hatten wir. Es lebte sich für unsereins, wie es sich für euch lebt, vielleicht auch besser. Eben noch so wohl temperiert wie ein Tanztee im Paradies; im nächsten Augenblick ratzfatz, halluzinierend, auf dem letzten Drücker, Echtzeit. Ach, du weißt schon: die absolute Hölle. Wir aßen mehr als einen Lunch. Und, Ed, du hättest sehen sollen, was wir auf die Beine gestellt haben! Wir haben Welten herumgeschoben. Wir ließen den Code für uns arbeiten. Wir fanden jede Antwort, auf die ihr scharf seid…«
    Sie hielt inne und zeigte in den Himmel.
    »Dann trafen wir auf das da. Ich will dir reinen Wein einschenken, Ed, es hat uns so auflaufen lassen wie jeden anderen auch. Es war schon alt, als wir kamen. Die Wesen, die vor uns hier gewesen waren, na ja, die waren schon alt, als wir noch gar nichts waren. Wir klauten wie die Raben, du weißt schon. Wir haben es versucht« – sie schien die Achseln zu zucken – »und sind gescheitert. Aber hallo, Ed, du hättest uns sehen sollen. Inzwischen hatten wir etwas Oberwasser. Es war eine heiße Zeit. Aber dann ist die Seifenblase geplatzt, und das ganze Gerangel war umsonst gewesen.« Sie legte den Kopf zurück und deutete mit dem gewaltigen Krummschnabel auf den Trakt. Im nächsten Moment richtete sie den Blick nach unten in den Staub zu ihren Füßen. »Oh«, sagte sie, »ich will mich nicht beklagen. Selbst das war schön. Ich meine, es war ein Abenteuer, es war unser Abenteuer. Es war ein Stück von uns.
    Und darum geht es, Ed. Hiersein. Mit Haut und Haaren das sein, was man ist.«
    »Du meinst, das fehlt dir?«, sagte Ed.
    Die Entität seufzte. »Ja«, sagte sie. »Das fehlt mir.«
    Sie sagte: »Wir hatten unsere Mitte verloren. Das macht der Kefahuchi. Du weichst davor zurück. Du zerbrichst daran. Du verlierst den Mut. Er besiegt deine Intelligenz, dein Begriffsvermögen. Am Ende bist du leer und ausgelaugt.« Es entstand eine Pause, in der sie beide über Grenzen nachdachten, eine Vorstellung, die einem ehemaligen Grenzgänger wie Ed vertraut war.
    Als er den Augenblick für gekommen hielt, sagte er: »Und? Wie ging es weiter?«
    »Du raffst dich auf, Ed. Du versuchst weiterzumachen. Wir schafften es nicht, das mussten wir zugeben. Aber genau das brachte uns auf die grandiose Idee. Für uns war der Kefahuchi eine Nummer zu groß; aber wir wollten etwas auf die Beine stellen, das ihm gewachsen war. Ich bin der Letzte meiner Art, Ed, du hast Recht. Man hat mich hier gelassen, damit ich das Projekt zum Laufen bringe.«
    Sie verstummte.
    Nach einer Weile sagte sie müde: »Ich bin ziemlich außer Mode, Ed.«
    Ed spürte die Last auf ihren Schultern. Er spürte ihre Einsamkeit. Was kann man für eine fremde Entität tun? Ihr den Arm um die Schulter legen. Ihr sagen Tut mir Leid, dass du so alt bist? Sie musste es ihm angesehen haben, denn sie beruhigte ihn: »He, Ed. Nun mach dir mal keine Gedanken darüber.« Dann, ein paar Lidschläge später, riss sie sich zusammen und machte eine Geste, die die niedrigen Ruinen, die unerklärlichen Artefakte im Staub und das K-Schiff umfasste, das dahockte wie ein stählerner Dämon, dessen Systeme vor Strahlung kochten und das sinnlos mit seinen Waffen fuchtelte, weil es irgendwo im Umkreis von Lichtjahrhunderten eine potentielle Gefahr witterte.
    »Ich habe in diesen Ruinen und Objekten gehaust und in vielen anderen, die sich über den ganzen Halo verstreuen. Überall hauste ein Teil von mir und jeder Teil war das Ganze. Als EMC die K-Tech entdeckte, hauste ich im Navigationsbereich von diesem Schiff da. Ich habe es gestohlen. Vom